Hamburg. Söngül G. und weitere Islamisten wollten offenbar zahlreiche Menschen bei einem Großevent töten. Nun beginnt der Prozess.
Sie gilt als eine der gefährlichsten Anhänger der Terrormiliz IS, die bislang in Hamburg gefasst wurde: Die 41 Jahre alte Söngül G. aus Eimsbüttel wurde im Dezember 2018 verhaftet, weil sie unter anderem als Schleuserin für Terroristen fungieren sollte. Ab dem 5. August steht die Frau nun vor dem Hanseatischen Oberlandgericht. Die Bundesanwaltschaft wirft der Frau vor, gemeinsam mit zwei anderen IS-Anhängern einen Anschlag in Deutschland "mit zahlreichen Todesopfern" geplant zu haben.
Der Anklage zufolge stand Söngül G. über Messenger-Dienste mit einer 26-jährigen Frau aus Hildesheim in Kontakt, die sich zusammen mit ihrem Lebensgefährten im September 2015 der Terrorgruppe IS in Syrien angeschlossen haben soll. Von Raqqa aus sollen beide Frauen seit Mitte 2016 an einem möglichen Anschlag "auf eine nicht näher ermittelte Großveranstaltung" gearbeitet haben. Dafür sollten zunächst offenbar Terroristen nach Deutschland gebracht werden, um auf den Befehl für eine konkrete Tat zu warten. "Bis dahin hätten sie, um unverdächtig zu erscheinen, von eingeweihten Unterstützerinnen beherbergt und geheiratet werden sollen", teilte das Gericht mit Bezug auf die Anklage mit.
Paar wurde festgenommen – Eimsbüttelerin flog auf
Die 41-jährige Eimsbüttelerin war in das Visier der Ermittlungsbehörden geraten, nachdem die aus Deutschland ins IS-Kriegsgebiet gereisten IS-Terroristen Marcia M. und Oğuz G. sich nach dem Zerfall des islamistischen Kalifats im Oktober 2017 der Kurdenmiliz YPG ergeben hatten. Sie plauderten offenbar in Vernehmungen durch Geheimdienste, darunter dem Bundesnachrichtendienst, Details über die Anschlagspläne in Deutschland aus.
Der Plan für einen Anschlag scheiterte offenbar auch deshalb, weil zwei Attentäter es im September 2016 in den Kriegswirren nicht schafften, Syrien in Richtung Deutschland zu verlassen. Die Generalbundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Söngül G. wurde in ihrer Wohnung an der Kieler Straße verhaftet.
Ermittlungen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung
Die Anklage lautet nun auf Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland in vier Fällen. Rechtlich kam eine Verurteilung wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat nach Abendblatt-Informationen nicht infrage, weil die Pläne für einen Anschlag noch unspezifisch waren.
Für den Prozess wurden zunächst 16 Verhandlungstage bis Ende Oktober angesetzt.