Hamburg. 18-Jähriger aus Bramfeld warb jahrelang für die Terrormiliz IS und rief zum Mord an Polizisten auf. Jetzt wurde er festgenommen.
Es war ein beunruhigendes Bild: Im Sommer kursierte ein Foto in sozialen Medien, das eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor der Elbphilharmonie zeigte. Nun hat die Hamburger Polizei den mutmaßlichen Täter verhaftet: Es ist ein 18 Jahre alter Bramfelder mit algerischen Wurzeln, der über Jahre im Internet für die Terrorgruppe geworben und zum Mord an Polizisten aufgerufen haben soll.
Beamte des Landeskriminalamtes nahmen Zineddin K. am Freitagabend in seiner Wohnung an der Marienburger Allee fest. "Bei einer Durchsuchung wurden Beweismittel sichergestellt, die nun ausgewertet werden", sagt Polizeisprecher Ulf Wundrack. Gegen den Verdächtigen wird wegen der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Wie es aus Sicherheitskreisen heißt, gehöre Zineddin K. zur islamistischen Szene der Hansestadt und sei seit geraumer Zeit beobachtet worden. Der Verfassungsschutz stellte dem Staatsschutz nun ein sogenanntes Behördenzeugnis mit Informationen über Zineddin K. zur Verfügung – daraufhin wurde Haftbefehl gegen den Mann erlassen.
Dieses Bild mit der IS-Botschaft wurde im Mai getwittert:
Verdächtiger trat mit Kinnbart und Gewand im Internet auf
Zineddin K. war nach den Erkenntnissen der Ermittler vor allem in einem Kanal des Kurznachrichtendienstes Telegram unter dem Kampfnamen "Abu Jamal" aktiv. Dort veröffentlichte er auch Videos und Bilder von sich selbst. Der 18-jährige trug darin etwa Kinnbart, lange Haare und ein schwarzes Gewand. Seit mindestens drei Jahren soll Zineddin K. eine islamistische Gesinnung im Internet gezeigt haben.
Nach Abendblatt-Informationen galt der Verdächtige als bundesweit vernetzt und besuchte gelegentlich die Taqwa-Moschee in Harburg, die laut Verfassungsschutz als Treffpunkt von Salafisten und gewaltbereiten Dschihadisten in Hamburg gilt. Inwieweit er tatsächlich auch Kontakte zur Terrormiliz "IS" unterhielt, ist nicht bekannt.
"Wir werden Rache an dir nehmen und du wirst leiden"
Bislang liegen keine Hinweise darauf vor, dass der 18-Jährige Anschlagspläne entwickelt haben könnte. Nach unbestätigten Recherchen eines niederländischen Bloggers soll „Abu Jamal“ aber zu einer Gruppe gehört haben, die sich über die Möglichkeiten eines Cyberangriffs auf Banken und andere Institutionen in Europa austauschte.
Zuletzt soll er auch den mutmaßlich islamistischen Angriff mit einem Messer auf drei Passanten im australischen Melbourne euphorisch gelobt und zu ähnlichen Taten in westlichen Industrienationen aufgerufen haben. Der niederländische Blogger zeigt auch eine Nachricht, die ihm "Abu Jamal" persönlich geschrieben haben soll: "Wir werden Rache an dir nehmen und du wirst leiden und wir werden dich damit fühlen lassen, wer der Islamische Staat ist."
Polizei hatte seine Einstufung als "Gefährder" geprüft
Da sich Zineddin K. immer weiter radikalisierte und offen zur Gewalt aufrief, prüfte die Hamburger Polizei zuletzt, den 18-jährigen als sogenannten Gefährder einzustufen. Erst vor zwei Wochen hatten die Ermittler in Eimsbüttel eine weitere IS-Unterstützerin festgenommen. Die 40 Jahre alte Songül G. soll die Terrormiliz IS bei Anschlagsplänen in Deutschland unterstützt haben.