Hamburg/Köln. Laut einer Studie schneidet Hamburg vergleichsweise gut ab. Anders sieht es im Umland aus – und es gibt Bau-Hindernisse.
In den sieben größten deutschen Städten wird zu wenig gebaut – in strukturschwachen Landkreisen und Städten zu viel. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Report des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), der am Montag in Köln veröffentlicht wurde. Im Städteranking schneidet Hamburg dabei vergleichsweise gut ab.
Das Institut hat die Bautätigkeiten der sieben größten deutschen Städte verglichen und dabei festgestellt, dass im Schnitt nur 71 Prozent der benötigten Wohnungen fertiggestellt wurden. In der Hansestadt lag die Quote bei 86 Prozent, auch Düsseldorf und Frankfurt schnitten gut ab. „Gelingt es diesen Städten, das durchschnittliche Neubauniveau der letzten drei Jahre zu halten, steuert der Markt zumindest über die nächsten Jahre gesehen auf eine Entspannung zu“, prognostizieren die Studienautoren.
So beeinflusst das Bauen die Mieten
Weiter betonen sie den direkten Einfluss der Bautätigkeit auf die Mietentwicklung. So fallen die Mietpreissteigerungen in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf schwächer aus als die in Berlin, München oder Köln. „Auch die Gemeinden aus dem Umland könnten so gegen die steigenden Mieten vorgehen, wenn sie ausreichend bauen würden“, so die Autoren weiter.
In Pinneberg etwa seien nur 69 Prozent der benötigten Wohnungen gebaut worden, in Stormarn nur 62 Prozent. Erst vor wenigen Tagen hatte das Abendblatt berichtet, dass die Immobilienpreise und Mieten in Pinneberg mittlerweile stärker ansteigen als in Hamburg.
Studie: Darum wird das Bauen verzögert
In ganz Deutschland werden laut IW-Studie in diesem und im kommenden Jahr jeweils 341.000 neue Wohnungen benötigt. Aufgrund der hohen Auslastung der Bauwirtschaft und des Fachkräftemangels sei der Bau von mehr als 300.000 Wohnungen allerdings unwahrscheinlich, heißt es in der Studie. Hinzu kämen Widerstände in der Bevölkerung, Personalmangel in Behörden und restriktive Bauvorschriften, die den Bau erschwerten und verzögerten.
Für die Untersuchung gingen die Studienautoren nach eigenen Angaben unter anderem von der prognostizierten demografischen Entwicklung, dem altersabhängigen Wohnungskonsum und dem derzeitigen Leerstand aus, um das erwartbare Niveau der Bautätigkeit zu bestimmen. Dieses Wohnungsbedarfsmodell könne allerdings keine lokale Analyse ersetzen, sondern nur einen Überblick über die Entwicklung der Kreise bieten und Fehlsteuerungen identifizieren, hieß es.
Wohnungsmangel und Leerstand untersucht
Neben dem Wohnungsmangel haben die Studienautoren auch den Leerstand untersucht. Demnach wurden in 69 der 401 kreisfreien Städte und Landkreise in den vergangenen zwei Jahren über 50 Prozent mehr Wohnungen gebaut als tatsächlich benötigt werden. Als Beispiel nennen sie den bayrischen Landkreis Rhön-Grabfeld. Hier seien viermal so viele Wohnungen gebaut worden als nötig wären. Die Folge dieses übermäßigen Baubooms: Leerstand.
Laut Studienautoren gehe es nun darum, in den weiterwachsenden Regionen die Bautätigkeit zu verstetigen und teilweise zu erhöhen und in strukturschwachen Kreisen die Bautätigkeit zu bremsen. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Zuwanderung wie prognostiziert weiter zurückgehe. Die Wohnungspolitik müsse also stärker differenziert werden.
Zudem bedürfe es verstärkter interkommunaler Kooperation. Die Probleme der Wohnungsmärkte in den Ballungszentren und des ländlichen Raums seien dabei nicht unabhängig voneinander zu sehen. Hier sei es an den Landesregierungen, dies zu moderieren und dafür zu sorgen, dass es zu einem vernünftigen Interessensausgleich kommt, zum Beispiel zwischen den Metropolen und den Umlandgemeinden, aber auch zwischen von der Demografie gleichermaßen belasteten Kommunen, die sich einschränken müssen.