Hamburg. Die U 5 wird nicht über die Arenen hinaus verlängert. Stattdessen wird eine weitere S-Bahn-Strecke im Westen der Stadt gebaut.
Osdorf und Lurup sollen nicht mit der neuen U-Bahnlinie 5 an das Hamburger Schienennetz angebunden werden, sondern über eine neue S-Bahn-Strecke. Nach Abendblatt-Informationen soll dafür eine neue Linie S 32 eingerichtet werden. Diese soll von der Station Holstenstraße ausgefädelt werden und nach aktueller Planung insgesamt sechs Stationen bekommen. So empfiehlt es eine Machbarkeitsstudie, deren Details Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag vorstellen will.
Die neue Linie S 32 könnte demnach von der Holstenstraße aus nach Nordwesten bis Lurup führen, von dort wieder gen Südwesten abbiegen und am Osdorfer Born enden. Auf der Strecke sind die Stationen Bahrenfeld, eine Haltestelle nahe der A 7, Science City, Techpark, Lurup und schließlich als einstweilige Endhaltestelle Osdorf geplant. Mit dieser Streckenführung würden auch das Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY) und die geplante Science City Bahrenfeld an das S-Bahn-Netz angeschlossen.
Bis zuletzt hatte der rot-grüne Senat prüfen lassen, ob eine Anbindung von Lurup und Osdorf über die neue U 5 oder über eine S-Bahnstrecke sinnvoller wäre. Dabei bekam nun die S-Bahn-Variante den Vorzug. Die U 5 soll demnach an den Arena-Station am Parkplatz Rot am Volkspark enden.
U 5: Wird der Siemersplatz angebunden?
Noch unklar ist, ob die U 5 im Westen tatsächlich über den Siemersplatz führt, wie es Tschentscher in einer Regierungserklärung nach Amtsantritt offenbar etwas voreilig versprochen hatte. Das Problem an der Anbindung des Siemersplatzes: Erstens würde die Strecke dadurch deutlich verlängert, und zweitens müsste die Linie zunächst nach Osten schwenken, um eine zu scharfe Kurve nach Westen zu vermeiden. Das dürfte auch die Kosten in die Höhe treiben. Allein für den Ostteil werden 1,8 Milliarden Euro veranschlagt.
Im Gespräch ist deshalb auch eine Variante, bei der die U 5 bereits südlich des Siemersplatzes auf Höhe Gärtnerstraße (Ring 2) gen Stellingen abbiegt. Das wäre günstiger und schneller – und könnte damit die Chancen auf Bundeszuschüsse erhöhen. Falls man sich für diese Variante entscheide, komme aber eine zusätzliche Stichlösung zum Siemersplatz infrage, heißt es immer wieder – und davor eine direkte Anbindung des UKE. Möglicherweise müsste Hamburg die Kosten für eine solche zusätzliche Stichstrecke allerdings allein tragen.
U 5 soll bei Hagenbeck Umstieg auf U 2 ermöglichen
Die weitere Streckenführung scheint unstrittig zu sein. Von Siemersplatz oder Gärtnerstraße kommend, soll es für die U 5 an der Station Hagenbecks Tierpark einen Übergang zur U 2 geben. Von dort führt die U-5-Linie über Sportplatzring und Stellingen weiter bis zu den Arenen, wo sie schließlich endet.
Dass der Senat, wenn er sich wie zu erwarten an der Machbarkeitsstudie orientiert, Lurup und Osdorf nun per S-Bahn anbinden wird, dürfte nach Einschätzung von Insidern vor allem damit zu tun haben, dass man mit dieser Lösung einfacher weitere wichtige Gebiete anschließt, vor allem Bahrenfeld mit der geplanten Science City. Dort will Hamburg „neue Akzente als Wissensstadt setzen“, so der Senat. Neben DESY, wichtigen Teilen der Universität Hamburg und anderen „Spitzeninstituten der Wissenschaft“ sollen dort „weitere naturwissenschaftliche Bereiche der Universität Hamburg, der Innovationspark Altona und Wohnungsbauvorhaben zusätzliche Dynamik in den Stadtteil bringen“.
Ein Faktor für die Empfehlung dürfte auch gewesen sein, dass die Station Holstenstraße heute ein wichtiger Übergang zur stark frequentierten Metrobuslinie 3 ist. Die neue S 32 könnte die Linie deutlich entlasten. Die U 5 könnte dafür im Norden an der Umsteigehaltestelle Stellingen Teile der Fahrgäste aus Pinneberg übernehmen, was wiederum die S-Bahn auf dieser Strecke entlasten und Wege etwa Richtung Eimsbüttel für Einpendler verkürzen könnte.
CDU fordert Transparenz bei den Kosten
Der Bau der U 5 und der Ausbau des S-Bahn-Systems sind nur ein Teil einer Offensive zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Fast alle Parteien haben dazu zuletzt Vorschläge gemacht. So will die SPD bis 2030 einen „Hamburg-Takt“ einführen, mit dem man überall in der Stadt binnen fünf Minuten Bus oder Bahn oder ein anderes Mobilitätsangebot erreicht. CDU-Spitzenkandidat Marcus Weinberg hat das Ziel ausgerufen, den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen in Hamburg von zuletzt 22 Prozent auf 35 Prozent zu erhöhen. Die Grünen betonten derweil, dass etwa für nötige Querverbindungen auch „die Stadtbahn im Instrumentenkasten“ bleibe.
CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering betonte mit Blick auf U 5 und S 32, dass seine Partei „zum Gelingen dieser wichtigen Projekte beitragen“ wolle. Er kritisierte allerdings, dass die Entscheidung zur S-Bahn-Anbindung Osdorfs „viel zu lange gedauert“ habe und „eine Realisierung dieser Maßnahmen noch viele weitere Jahrzehnte dauern“ werde.
Zugleich warf er SPD und Grünen vor, die Kosten für den Bau der U 5 geheim zu halten. „Ansonsten würde allen Hamburgerinnen und Hamburgern noch vor der Bürgerschaftswahl im kommenden Februar klar werden, dass die Realisierung der U 5 und der S 32 extrem teuer wird und auf bisher ungedeckten Schecks erfolgt“, so Thering. „Denn ob und in welcher Höhe sich der Bund an diesen Nahverkehrsprojekten beteiligt, steht ebenfalls völlig in den Sternen.“
Wenn Rot-Grün es „mit dem guten Regieren ernst meint“, müsse der „Senat jetzt ohne weitere Verzögerung Butter bei die Fische geben“, so der CDU-Verkehrspolitiker. Wenn das Ganze gelingen solle, müssten „SPD und Grüne jetzt aber endlich mit offenen Karten spielen und dürfen die Hamburger bei den Kosten der U 5 nicht weiter im Ungewissen lassen“.