Hamburg. Mit dem “Hamburg-Takt“ geht das 100 Millionen Euro Projekt in die zweite Runde. Es gibt neue Buslinien und viel dichtere Fahrpläne.
Die Stadt Hamburg will mit dem zweiten Teil ihrer großen Angebotsoffensive bei Bussen, U- und S-Bahnen den öffentlichen Personennahverkehr bedeutend attraktiver machen. Der Senat spricht sogar von einem Paradigmenwechsel beim ÖPNV – statt auf Nachfrage zu reagieren, soll das Angebot so stark optimiert werden, dass der Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel quasi unumgänglich wird.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte bei der Präsentation des Konzeptes: „Die Verbesserung der Mobilität ist das zentrale Thema der Politik bis 2030. Wir wollen den Nahverkehr umweltfreundlich und komfortabel ausbauen und damit eine echte Alternative zum Auto schaffen. Neben guten Radwegen sind moderne Busse und Bahnen das Rückgrat der Mobilität in urbanen Metropolen wie Hamburg. Mit der Ausweitung des Angebotes von Hochbahn, VHH und S-Bahn schaffen wir die Voraussetzung für einen „Hamburg-Takt“, der es allen Hamburgerinnen und Hamburgern ermöglicht, schnell und zuverlässig ihr Ziel zu erreichen.“
Neue Busse und Takte bei S- und U-Bahnen zum Fahrplanwechsel
- Expressbusse werden als schnelle Verbindungen in die Innenstadt oder auch tangential vorgesehen. Damit sollen attraktive und vor allem schnelle Verbindungen geschaffen werden, die über eine reine Zubringerfunktion zu den Schnellbahnen hinausgehen. Expressbusse sind eigenständige schnelle Verbindungen, auf denen keine Schnellbahnen verkehren. Expressbusse verkehren zuschlagsfrei im HVV-Tarif und können auch planmäßig einzelne Haltestellen anderer Linien auslassen, um schneller zu sein.
- Quartiersbusse erschließen in Zukunft Stadtteile in Außenbezirken und können deutlich mehr Hamburger mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichen. Hierzu werden kleinere Busse eingesetzt, die auch enge Straßen bedienen können.
Ganz konkret geplant sind vier neue Expressbuslinien, zwei weitere Metrobuslinien, eine Expressnachtbuslinie, eine Quartierbuslinie und Taktverdichtungen auf den wichtigen Metrobuslinien 1, 2, 4, 6, 7.
Darüber hinaus soll das Nachtbusnetz neu aufgelegt werden. Beginn ist in Harburg ab 2020. Ziel ist es, bestehende Buslinien teilweise 24 Stunden fahren zu lassen und das Busnetz dort durch Nachtbuslinien zu ergänzen, wo es noch keine 24-Stunden-Buslinien gibt. Die Fahrzeuge sollen dort zum Einsatz kommen, wo sie Schnellbahnen in der Betriebspause ersetzen.
Fünf-Minuten-Garantie bei der U-Bahn
Änderungen sind auch bei der U-Bahn geplant: In Großteilen des Netzes wird eine ganztägige Zehn-Minuten-Taktgarantie eingerichtet. Diese wird ergänzt durch eine 5-Minuten-Taktgarantie von Montag bis Freitag zwischen 6 und 21 Uhr auf den Linien U1 (Ochsenzoll – Volksdorf), U2 und U3.
Auch am Sonnabend und Sonntag werden in diesem Bereich von 9 bzw. 11 Uhr bis 21 Uhr durchgängig Fünf-Minuten-Takte angeboten. In den Hauptverkehrszeiten in der Woche werden die Takte kontinuierlich weiter verdichtet und somit über längere Zeiträume ein 3- bzw. 2,5-Minuten-Takt angeboten.
Im Nachtverkehr und an Wochenenden wird ein 10- (U3) beziehungsweise 20-Minutentakt (U1/U2) bereits ab dem Jahr 2020 eingerichtet. Für die U-Bahnmaßnahmen werden bis Ende 2020 rund 50 Zugfahrer sowie 10 zusätzliche DT5-Fahrzeuge benötigt.
Langzüge auf der Linie S3
Auch bei der S-Bahn wird der 5-Minuten-Takt – vor allem in den Hauptverkehrszeiten – weiter ausgeweitet. Die Betriebszeiten der Linien S2 und S11 werden erweitert. Die Linie S31 wird stufenweise ganztägig nach Neugraben verlängert.
Auf der Linie S3 werden zusätzliche Langzüge (9-Wagenzüge) am Nachmittag eingesetzt und die Takte zwischen Neugraben und Buxtehude beziehungsweise Stade verdichtet. Auch am Wochenende und in Tagesrandlagen verkehren künftig, wie schon in der Hauptverkehrszeit keine Kurzzüge, sondern ausschließlich Vollzüge (6-Wagenzüge). Der Nachtverkehr wird auch auf der Strecke Blankenese-Wedel eingeführt. Außerdem arbeitet die S-Bahn gegenwärtig an Stabilisierungsmaßnahmen zur Verbesserung von Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.
100-Millionen-Euro-Maßnahme
Auf "spürbare Verbesserungen" in U- und S-Bahnen sowie in den Bussen setzt auch Finanzsenator Andreas Dressel: „Die Maßnahmen bedeuten eine finanzielle Kraftanstrengung: Zusätzlich zu den bereits begonnenen beziehungsweise im laufenden Haushalt veranschlagten Maßnahmen werden Stadt, Behörden und beteiligte Unternehmen in den Jahren 2019, 2020 und 2021 insgesamt deutlich über 100 Millionen Euro zusätzlich in die Hand nehmen, um diese Verstärkungen auf den Weg zu bringen."
Es gehe dabei um neue Fahrzeuge, neue Mitarbeiter. Dressel: "Wir planen nicht nur den Schnellbahnausbau und bereiten punktuelle tarifliche Maßnahmen vor – sondern wir investieren auch massiv ins Bestandsnetz. Jeden Tag kommen wir dem Hamburg-Takt ein Stück näher – und machen ihn auch finanziell möglich."
Auch die Hamburger Grünen begrüßen die Erweiterung der Angebotsoffensive. Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion: „Wir Grüne wollen die Verkehrswende. Deshalb machen wir Hamburg zur Fahrradstadt, deshalb fördern wir den Fußverkehr. Das Rückgrat der Verkehrswende ist aber der ÖPNV. Mit der zweiten Runde in der Angebotsoffensive setzen wir weiter auf mehr Komfort, dichtere Takte, längere Züge und mit den neuen Expressbuslinien auf neue schnelle Verbindungen in die Innenstadt."