Hamburg. Die Politik verspricht neue Mobilitätskonzepte. Es gibt noch viel zu tun, denn viele Verbindungen sind ausbaufähig.

Spätestens bis 2029 soll alles besser werden. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat kürzlich das Ziel ausgegeben, einen „Hamburg-Takt“ im HVV einzuführen. Danach soll jeder Hamburger sicher sein können, von jeder Haltestelle binnen fünf Minuten von Bus, Bahn oder einem Shuttle abgeholt zu werden – in allen Teilen der Stadt. Der geplante Hamburg-Takt werde dafür sorgen, dass Fahrpläne überflüssig würden, versprach Tschentscher. Doch tatsächlich ist für viele Stadtteile schon heute nicht das Problem, dass die Bürger einen weiten Weg zur nächsten Haltestelle haben, sondern dass es häufig eben nur Busverbindungen gibt – und die Busse stecken häufig im Stau. Oder die S-Bahnen fallen einfach zu häufig aus. Neue Verkehrsprojekte wie der Bau der U 5 sowie die Verlängerung der U 4 werden dazu beitragen, dass viele Stadtteile besser an den öffentlichen Verkehr angebunden sind. Aber bis sie zur Verfügung stehen, dauert es noch viele Jahre.

Das Abendblatt hat sich etliche Routen angesehen

Auch die CDU hat ihr Herz für den öffentlichen Personennahverkehr entdeckt und möchte den Anteil am Gesamtverkehr auf 35 Prozent steigern. Sogar eine „Mobilitätsgarantie“ ist geplant, nach der die „Menschen mittelfristig von jedem beliebigen Punkt in der Stadt aus mit Bus und Bahn oder mit dem Auto das Stadtzentrum erreichen können“, heißt es im Sieben-Punkte-Mobilitätskonzept.

Allerdings zeigt sich schon jetzt, dass die Entfernung nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie lange man tatsächlich in die Innenstadt braucht. Das Abendblatt hat sich etliche Routen angesehen – und erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. So ist beispielsweise jemand, der von Ahrensburg in die City will, in nur 14 Minuten mit dem Regionalzug am Ziel, aus dem viel näher gelegenen Volksdorf dauert die Fahrt mit der U-Bahn jedoch 29 Minuten, also doppelt so lang. Aus Niendorf Markt brauchen Fahrgäste mit der U-Bahn 20 Minuten, aus dem benachbarten Schnelsen je nach Wahl des öffentlichen Verkehrsmittels aber bis zu einer Stunde. Hier eine Auswahl an Verbindungen (ohne Berücksichtigung aktueller Sperrungen).


Ahrensburg: Schnell und bequem mit dem Pendler-Express RE 80 aus Lübeck – Reisende sind in 14 Minuten in der Innenstadt. Takt: montags bis freitags stündlich zwischen 6.20 und 20.34 Uhr. Länger dauert die Fahrt mit der Regionalbahn 81, zumal sie oft nicht fährt – 111 Zugausfälle waren es allein im März. Dafür sind die Züge auch am Wochenende unterwegs – „mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen“. Der Takt ist in der Regel halbstündig, die Fahrt dauert knapp 30 Minuten. Mit den Bahnhöfen Ahrensburg Ost und West ist Ahrensburg auch an der U 1 angeschlossen.
Volksdorf:
mit der U 1 in 29 Minuten. Takt: montags bis freitags im Fünf- bis Zehnminutentakt – je nach Tageszeit, am Wochenende alle 10 Minuten.
Sasel:
Sasel liegt zwar näher an der Innenstadt als Volksdorf, doch der Weg in die City zieht sich. Vom Saseler Markt geht es mit dem Bus 24 zum Meiendorfer Weg, Umstieg in die U1 (42 Minuten) oder umsteigen in S 1 in Poppenbüttel (40 Minuten), jeweils im Zehnminutentakt.
Bergedorf:
Mit der S 2 oder S 21 ab Bergedorf in 20 Minuten am Hauptbahnhof. Takt: alle zehn Minuten, in den Randzeiten und am Wochenende alle 20 Minuten. Der RE 1 schafft die Strecke sogar in 12 Minuten, fährt aber nur stündlich.
Niendorf: Von der Station Niendorf Markt mit der U 2 in 20 Minuten am Hauptbahnhof. Takt: fünf Minuten. Oder mit dem Metrobus 5 ab Niendorf Markt in 42 Minuten. Pech auf dem Rückweg: Viele Busse fahren nur bis Nedderfeld. Dort muss man auf den nächsten Bus Richtung Burgwedel warten.
Schnelsen: Mit der A 1/AKN nach Eidelstedt, dort Wechsel in die S 21, inklusive umsteigen dauert das 28 Minuten. Wahlweise mit dem Bus 191 ab Station Kriegerdankweg bis zur Frohmestraße, dort umsteigen in den Metrobus 5, das dauert aber fast eine Stunde. Oder mit dem Bus 191 bis Niendorf Markt, dort umsteigen in die U 2, die je nach Takt alle fünf bis zehn Minuten fährt, dann dauert die Fahrt etwa 40 Minuten.
Poppenbüttel:
Mit der S 1 ab S-Bahnhof Poppenbüttel – 28 Minuten Fahrzeit (wenn sie denn fährt). Ziemlich häufig gibt es Ausfälle. Grund: Betriebsstörungen, technische Störungen oder eine nicht näher bezeichnete Störung. Takt: alle 10 Minuten. Da die Bahn lediglich alle zehn Minuten verkehrt und bis Ohlsdorf nur drei Waggons im Einsatz sind, füllen sich Bahnsteig und anschließend die Wagen ziemlich schnell. Wer erst in Wellingsbüttel zusteigt, bekommt oft keinen Sitzplatz mehr. Wer aus der Innenstadt nach Poppenbüttel will, strandet oft in Ohlsdorf. Denn plötzlich wird der Zug dort ausgesetzt oder fährt nur zum Flughafen. Dann wartet man ungeplant minutenlang. Und in Poppenbüttel ist der mögliche Anschlussbus weg.
Norderstedt: Ab Norderstedt-Mitte mit der U 1 – innerhalb von 46 Minuten am Hauptbahnhof: Takt: alle fünf Minuten. Aktuell ist die Strecke allerdings zwischen Ohlsdorf und Langenhorn-Markt gesperrt.Wer in Norderstedt nicht in der Nähe der Bahnhöfe Kiwittsmoor, Ochsenzoll oder Norderstedt-Mitte wohnt, muss vorher den Bus nutzen oder zu Fuß laufen. Und das kann dauern. Noch mehr Schwierigkeiten haben die Menschen, die weiter im Norden leben – wie in Kaltenkirchen oder Bad Bramstedt. Sie müssen erst mit der AKN zur U 1 nach Norderstedt pendeln, von dort aus weiter nach Hamburg.
Krupunder
Die S 3 fährt tagsüber alle zehn Minuten durchgehend über Altona in 28 Minuten bis zum Hauptbahnhof. Alternativ: an der Station Elbgaustraße aussteigen, dort sechs Minuten warten und mit der S 21 über Sternschanze und Dammtor zum Hauptbahnhof fahren – dauert nur 26 Minuten.
Elmshorn:
Mit RE70 oder RB 61 dauert die Fahrt (im Stundentakt) für die etwa 32 Kilometer lange Strecke nur etwa 25 bis 32 Minuten.
Blankenese:
Aus dem Hamburger Westen ist man mit der S 1 in 25 Minuten (Zehnminutentakt) am Hauptbahnhof.
Harburg:
Der Sprung über die Elbe ist schnell geschafft, mit der S-Bahn (S 3 oder S 31 in 14 bis 17 Minuten) oder mit dem Metronom in 10 bis 11 Minuten.
Neugraben:
Mit der Linie S 3 ab S-Bahnhof Neugraben – 29 Minuten Fahrzeit (ohne umsteigen) – aber nur, wenn nicht gerade eine Störung auftrifft. Takt: alle 10 Minuten.
Lüneburg: Viele Pendler nutzen diese Strecke täglich. Mit RE 3 in 30 bis 36 Minuten am Bahnhof, Takt: stündlich. Mit dem RB31 dauert die Fahrt etwa 50 Minuten.
Finkenwerder
Entweder mit dem Bus 150 durch den Elbtunnel – oder mit der Fährlinie 62 über die Elbe. Ab Haltestelle Rudolf-Kinau-Allee mit dem Bus 150: rund 60 Minuten. Die Linie 150 fährt bis zum Altonaer Bahnhof, ab dort heißt es umsteigen auf U- und S-Bahn. Mit Bus, Fähre und U 3: rund 50 Minuten. Die 150 fährt von der Rudolf-Kinau-Allee bis zum Fähranleger Finkenwerder, die Fähre braucht 30 Minuten bis zu den Landungsbrücken. Von dort geht es mit der U 3 weiter. Die Buslinie 150 fährt in unregelmäßigen, nicht wirklich nachvollziehbaren Abständen. Drei Faktoren machen den Weg zeitlich unberechenbar – der Elbtunnel, der Airbus-Verkehr und das erhöhte Touristenaufkommen in Ferienzeiten.
Uhlenhorst:
Die Uhlenhorst ist stadtnah, liegt aber teilweise im U-Bahn-Loch, das östlich der Außenalster klafft. Wer beispielsweise vom Hofweg startet, ist auf den Bus angewiesen. Neben der Metrobuslinie 6 fährt die ausgekoppelte Linie 17 bis zum Hauptbahnhof – theoretisch im Fünfminutentakt und morgens sogar noch häufiger, praktisch aber in nicht kalkulierbarem Abstand. Ist der Bus dann da, geht alles sehr schnell: Zehn Minuten dauert die Fahrt in der Regel.