Hamburg. Mitarbeiter kämpfen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Kundgebungen in Eimsbüttel, Wilstorf und Niendorf.
Frühschwimmer im Kaifu-Bad, im Bondenwaldbad sowie im Midsommerland standen am Freitagmorgen vor verschlossenen Türen. Die einzigen, die sie dort antrafen, waren Bademeister und Handwerker, die rote Warnwesten trugen und als Streikposten eingeteilt waren. Die Gewerkschaft Ver.di hat die gut 500 Beschäftigten der 26 Hallen- und Freibäder der städtischen Bäderland GmbH zum Warnstreik zwischen 5 und 15 Uhr aufgerufen. Vor den drei Bädern in Eimsbüttel, Niendorf und Harburg hatten die Warnstreikenden schon am frühen Morgen Kundgebungen abgehalten, bevor sie zur zentralen Kundgebung um 10 Uhr am Vormittag vor dem Millerntor-Stadion aufbrachen.
„Wie es anderen Standorten aussieht, wird sich zeigen. Wir haben die Aktionen früh angekündigt, Bäderland kann also Personal umschichten“, sagte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Ole Borgard dem Abendblatt. Bäderland-Sprecher Michael Dietel sagte am Donnerstag: „Wir haben genug Personal und gehen davon aus, dass an allen Standorten zu den üblichen Zeiten geöffnet sein wird.“
Das sah dann am Freitag deutlich anders aus: Bis zum Streikende am Nachmittag konnten zehn Bäder nicht öffnen. Nur die folgenden Bäder waren vom Streik nicht betroffen (die Freibäder blieben wegen schlechten Wetters geschlossen).
- Bartholomäus Therme
- Bille-Bad
- Billstedt
- Blankenese
- Elbgaustraße
- Familienbad Ohlsdorf
- Festland
- Holthusenbad
Bäderland zahlt Streikbrecher-Prämie
Am Freitagmittag machte Deniz Celik, der gewerkschaftspolitische Sprecher der Fraktion Die Linke in der Bürgerschaft, publik, dass Bäderland allen Streikbrechern eine Prämie von 150 Euro zahlt. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Dietel das Angebot: "Wir sind bemüht, unseren Kunden ein planbares Schwimmangebot zu machen und dazu gehört auch diese Maßnahme."
Celik bezeichnete die Prämie als "Foulspiel" von Seiten des Unternehmens: "Der Versuch das Streikrecht der Beschäftigten abzukaufen, ist inakzeptabel. Der Senat muss diesen Angriff auf das Streikrecht unverzüglich unterbinden!“
"Für einen kommunalen Arbeitgeber ist ein solches Verhalten beschämend", sagte Borgard über die Streikbrecher-Prämie von Bäderland.
Gewerkschaft fordert 250 Euro mehr pro Monat
Hintergrund des Ausstands sind die laufenden Verhandlungen über den Haustarif bei dem städtischen Unternehmen. Es geht um Lohnsteigerungen, es geht aber auch um Zuschläge für bestimmte Aufgaben, Arbeitszeiten und Überstunden. Forderungen und Angebot liegen noch weit auseinander.
„Die von Bäderland gezahlten Löhne und Gehälter gehören zu den niedrigsten der Branche“, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Borgard. Das führe zu Personalmangel an Beckenrand und Rezeptionen – und damit zu vielen Überstunden. Die Gewerkschaft verlangt 250 Euro mehr pro Monat für jeden Beschäftigten, Azubis sollen monatlich 100 Euro mehr in den kommenden zwölf Monaten bekommen. Bäderland hat dagegen zwei Lohnsteigerungen um 3,0 und 2,5 Prozent binnen zweieinhalb Jahre angeboten.
Dass in Hamburg schlechter gezahlt werde als üblich weist das Unternehmen zurück. „Das Einstiegsgehalt einer Fachkraft für Bäderbetrieb beträgt bei uns 2438,30 Euro, Zuschläge kommen noch hinzu. Im Bundesdurchschnitt sind es 2500 Euro“, sagte Dietel. Laut Ver.di aber werden in Buxtehude und Norderstedt gut 2750 Euro gezahlt.
Ver.di sieht auch die Stadt Hamburg in der Pflicht
Die Gewerkschaft klagte, mit dem aktuellen Angebot würden Beschäftigte der untersten Entgeltgruppe nicht den vom Senat gewollten Mindeststundenlohn von zwölf Euro erreichen. Der Bäderland-Sprecher bestritt das am Donnerstag und kritisierte, dass alle Forderungen zusammen Lohnsteigerungen um bis zu 17 Prozent bedeuten würden. Ver.di betonte, dass das Angebot der Arbeitgeberseite bei Weitem nicht ausreiche, wenn man bedenke, dass im Bundesvergleich die Lebenshaltungskosten in Hamburg besonders hoch seien. Ferner sieht die Gewerkschaft die Stadt Hamburg in der Pflicht, in ihrem kommunalen Bäderbetrieb für eine branchenübliche Vergütung zu sorgen.
Stefanie Stiller, Meisterin für Bäderbetriebe und als Ver.di-Mitglied in der Verhandlungskommission vertreten, zeigte die Auswirkungen auf die Beschäftigten auf: "Es passiert nicht selten, dass sich Kolleginnen und Kollegen mit Zweitjobs, zum Beispiel als Gärtner oder Reinigungskraft Geld hinzuverdienen müssen." Hinzu käme, das der Abbau von Überstunden und Wunschtermine für freie Tage wegen des Personalmangels häufig nicht möglich seien.
"Bedauerliche Muskelspiele"
Am Montag ist die nächste Verhandlungsrunde. „Diese Muskelspiele kurz zuvor sind bedauerlich“, sagte Dietel mit Blick auf den Warnstreik. Ver.di-Sekretär Borgard sagte: „Die Kolleginnen und Kollegen in den Bädern sagen über das Verhalten des Arbeitgebers: Uns reichts jetzt langsam.“