Hamburg. Er ist neu in der Bezirksversammlung und gleich der Kopf der 16 Abgeordneten. Für was sich Muja engagieren möchte.
Die Grünen in der Bezirksversammlung Mitte haben am Freitag einen neuen Fraktionschef gewählt. Sein Name: Manuel Muja. Einer größeren Öffentlichkeit ist der 27-Jährige noch nicht bekannt, er dürfte einer der Jüngsten in dieser Funktion in den sieben neu gewählten Bezirksversammlungen werden. Bei den Wahlen am 26. Mai zog der Politikwissenschaftler zum ersten Mal ein und führt nun gleich die Fraktion, der neben ihm 15 Abgeordnete angehören. Die Grünen sind die stärkste Kraft in Mitte, die SPD verfügt über 14 Sitze. Demnächst wollen sich die beiden Parteien, die seit 2014 Koalitionspartner waren, zu ersten Gesprächen treffen. Die SPD wäre dann „Juniorpartner“: „Wir werden die Sommerpause nutzen, um uns mit der SPD und anderen Parteien zu unterhalten. Wichtig ist natürlich, dass wir einen Koalitionspartner finden, mit dem wir unsere grünen Themen bestmöglich umsetzen können“, sagt Muja.
Beim Treffen mit dem Abendblatt auf der Terrasse eines Cafés am Gerhart-Hauptmann-Platz wirkt Muja völlig entspannt: „Ich bin sehr dankbar, dass ich nun im Bezirk Mitte Politik aktiv mitgestalten kann.“ Es gibt viele Themen, die Muja bewegen möchte: „Wir brauchen ein Klimaschutzkonzept für Mitte, und mir geht es natürlich darum, weiter den Radverkehr im Bezirk zu fördern.“ Zudem müsse darüber diskutiert werden, wie der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden könne. Ein weiteres Anliegen sei der Erhalt und der Ausbau von Grünanlagen. Vor allem die Bäume liegen ihm am Herzen: „Bislang bekommen wir von der Verwaltung im Nachhinein Listen darüber, wo Bäume gefällt wurden. Aber dann ist es zu spät, darüber müssen wir vorher informiert werden“, sagt Muja.
Muja tritt in große Fußstapfen
Vor gut zehn Jahren war Muja in die Grüne Jugend eingetreten, hatte bei der Organisation zwei Jahre lang das Fachforum „Europa und Globales“ koordiniert und später für die Grünen-Bundestagsabgeordnete Krista Sager und danach für Manuel Sarazzin gearbeitet. Anschließend war Muja für den Grünen-Europaabgeordneten Romeo Franz und jetzt für Sergey Lagodinsky, der ebenfalls Mitglied des Europäischen Parlaments ist, tätig. „Durch die Arbeit für die Abgeordneten habe ich sozusagen Politik zum Beruf gemacht, und jetzt möchte ich selber Politik machen und habe deshalb für die Bezirksversammlung kandidiert.“ Er habe in den vergangenen Monaten viel Unterstützung seiner Parteifreunde erfahren, und natürlich sei es eine Herausforderung, künftig als Fraktionsvorsitzender Verantwortung zu übernehmen. Sein Ziel: „Ich sehe die Fraktion als Team, und wir haben auch einige jüngere neue Abgeordnete mit an Bord. Es weht hier jetzt ein frischer Wind.“
Sein Vorgänger Michael Osterburg sitzt an diesem Vormittag mit am Tisch. Die beiden schätzen sich. Es sind große Fußstapfen, in die Muja tritt. Denn der 51-jährige Osterburg ist wohl einer der bekanntesten und profiliertesten Bezirkspolitiker in Hamburg. Nach innerparteilichen Querelen hatte sich Osterburg aber entschieden, nicht wieder bei den Wahlen anzutreten – 15 Jahre lang war er Fraktionschef gewesen.
„Viele spannende Bauprojekte“
Nun steht Muja an seiner Stelle und möchte sich auch für das Thema Stadtentwicklung, ein Steckenpferd von Osterburg, engagieren. Er habe bereits erste Erfahrungen als Mitglied der Projektgruppe für das geplante Paloma-Viertel auf St. Pauli gesammelt. „In Mitte gibt es so viele spannende Bauprojekte, das ist ein wichtiges Themengebiet“, sagt Muja. Er lebe im Hier und Jetzt: „Ich strebe aktuell keine hauptamtliche Politikkarriere an. Ich werde mich jetzt auf die Bezirksversammlung konzentrieren.“
Als ruhig, überlegt und engagiert beschreibt sich Muja. Aufgewachsen ist er gemeinsam mit einem Bruder in den Vier- und Marschlanden. Seine Mutter ist Buchhalterin in einem Krankenhaus, der Vater Handwerker: „Bei uns wurde am Küchentisch nicht viel über Politik gesprochen. Aber ich wollte schon immer gerne mitgestalten, habe mich zum Beispiel als Schulsprecher auf der Gesamtschule eingebracht.“
Dauerkarte für FC St. Pauli
Sein Studium der Politikwissenschaften absolvierte er an der Uni Hamburg und verbrachte ein Auslandssemester in Oslo. Zu Hause ist der Single im Stadtteil Borgfelde. Politik ist seine Leidenschaft und wird jetzt neben seinem Job viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn es der Terminkalender erlaubt, geht Muja joggen. Aber es gibt da noch eine echte Herzensangelegenheit: „Ich bin seit Langem FC-St.-Pauli-Fan und eigentlich bei jedem Heimspiel dabei.“
Er hat eine Dauerkarte für einen Stehplatz auf der Gegengerade: „Ich bin fasziniert von der Atmosphäre im Millerntor-Stadion und von der Fankultur des Vereins.“ Die ja ausgesprochen politisch ist. Aber wenn der Ball auf dem Rasen rollt, geht es nur noch um Fußball. Die Politik hat dann für 90 Minuten Pause.