Hamburg. Abendblatt-Serie zur Bezirkswahl am 26. Mai: Was fünf Kandidaten sich für ihre Stadtteile vorgenommen haben.

Ihre Chancen standen schlecht, das wusste Stefanie Blaschka. Auf der CDU-Liste für den Wahlkreis Hamm belegte sie 2014 nur Platz drei. Für den Einzug in die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte würde das wohl nicht reichen. Damals war Blaschka allerdings erst 18 Jahre alt. Deshalb empfand sie allein die Gelegenheit zur Kandidatur als „große Ehre“; sie warf sich in den Wahlkampf, wollte sich bekannter machen, wie sie sagt.

Stefanie Blaschka tritt für die CDU im Bezirk Hamburg-Mitte an.
Stefanie Blaschka tritt für die CDU im Bezirk Hamburg-Mitte an. © Joshua Schwalbe/CDU

Dass dann wie erwartet nichts wurde aus ihren Ambitionen, tat ihrem Engagement keinen Abbruch. Aus der Schülerin ist eine Jura-Studentin geworden, die sich tiefer eingearbeitet hat in die Politik: Im Jahr 2017 unterstützte Blaschka maßgeblich den Wahlkampf im Bezirk Mitte für den CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries. Nun führt sie dessen Büro in Hamburg. In Hamm hat die 23-Jährige sich in der CDU stärker profiliert, sie belegt jetzt den ersten Platz der Wahlkreisliste. Selbst wenn ihre Partei bei der Wahl am 26. Mai nur mittelmäßig abschnitte, erhielte Blaschka trotzdem einen Sitz in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte.

Die Jung-Politikerin freut sich auf dieses neue Engagement, weil sie Hamm „lieben gelernt hat“, wie sie sagt. Der Stadtteil sei grün, ruhig, zentrumsnah und „noch bezahlbar“. Diese hohe Lebensqualität gelte es mit Blick auf den nötigen Wohnungsbau zu erhalten. „Wachstum ja, aber bitte mit Bedacht“, sagt Blaschka und verweist etwa auf die „Osterbrookhöfe“. Für das neue Wohnquartier sollen die Sportanlage des SC Hamm 02 und etwa 30 Kleingärten umziehen. Das Aschberg-Freibad mit seiner großen Liegewiese wird abgerissen.

Zwar soll stattdessen ein Hallenbad entstehen. Das Vorgehen, „eine Attraktion plattzumachen und durch eine andere zu ersetzen“, sei aber wenig vorteilhaft, sagt Blaschka. Eindeutig vorteilhaft wäre es allerdings, wenn Hamms Süden endlich eine Busdirektverbindung zur nächsten U-Bahn-Haltestelle Hammer Kirche bekäme und mehr StadtRad-Stationen im Stadtteil aufgestellt werden, sagt die CDU-Kandidatin.

Wie Blaschka wollen sich auch neue Kandidaten anderer Parteien in Hamburg für Anliegen vor der Haustür einsetzen. Manuel Muja tritt für die Grünen auf Platz zwei der Bezirksliste für Hamburg-Mitte an. Auch der 27-Jährige ist bei etablierten Politikern in die Lehre gegangen, er arbeitete schon für die grüne Bundestagsabgeordnete und frühere Zweite Bürgermeisterin Krista Sager und den grünen Bundestagsabgeordneten Manuel Sarrazin. Parallel studierte er Politikwissenschaften.

Im Bezirk Hamburg-Mitte kandidiert auch Manuel Muja von den Grünen.
Im Bezirk Hamburg-Mitte kandidiert auch Manuel Muja von den Grünen. © | Grüne

Nun arbeitet Muja im Hamburger Büro des Europa-Abgeordneten Romeo Franz, wo er beispielsweise Bürgerveranstaltungen für seinen Chef organisiert und sich um dessen Verbindungen zu Parteigremien kümmert. „Ich habe durch meine beruflichen Erfahrungen verstanden, wie Politik funktioniert, und bin gut vorbereitet darauf, in Verhandlungen zu gehen und auch Positionen durchzusetzen“, sagt Muja. Er will sich im Bezirk Mitte für mehr Lebensqualität in den Quartieren einsetzen. „Hierfür braucht es mehr bezahlbaren Wohnraum, autofreie Quartiere, mehr Grünflächen und sichere Verkehrswege für alle.“

Sabine Köster hat sich zehn Jahre lang für die SPD im Bezirk Altona engagiert, bisher „in zweiter Reihe“, wie die 46-Jährige sagt. „Nun möchte ich hervortreten und gestalten.“ Köster kandidiert für den Wahlkreis Bahrenfeld-West/Groß Flottbek/Othmarschen; sie steht auf Platz zwei der Wahlkreisliste und auf Platz vier auf der Bezirksliste.

Sabine Köster von der SPD tritt im Bezirk Altona an.
Sabine Köster von der SPD tritt im Bezirk Altona an. © ARIANE GRAMELSPACHERM/SPD Hamburg

Besonders wichtig ist Köster soziale Gerechtigkeit. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass es im Bezirk Altona weiterhin bezahlbare Wohnungen auch für Menschen mit geringem Einkommen gibt, sagt Köster, die als Betriebsratsvorsitzende bei einer Autovermietung arbeitet. Wenn sie davon spricht, „den Menschen auch weiterhin ein facettenreiches Leben in unserem Stadtteil zu ermöglichen“, meint sie auch wirtschaftliche Aspekte. „Ich habe die Sorge, dass Kleingewerbe sich wegen steigender Mieten aus Altona zurückziehen könnten.“

Zu ihren Anliegen zählt sie zudem, die kulturelle Vielfalt in Altona zu erhalten. „Wir haben hier ein sehr gutes Miteinander etwa mit geflüchteten Menschen“, sagt Köster.

Engagement für mehr Schulen

Für eine „lebhafte und gelebte Demokratie in Altona“ einsetzen möchte sich Rechtsanwältin Thérèse Fiedler, die für die Linken auf Platz zwei der Bezirksliste in Altona kandidiert. „Bei mir ist der nachhaltige Eindruck entstanden, dass in Altona leider an den Interessen und insbesondere der Beteiligung der Menschen vor Ort vorbeiregiert wird“, sagt die 33-Jährige.

Thérèse Fiedler kandidiert für die Linken im Bezirk Altona.
Thérèse Fiedler kandidiert für die Linken im Bezirk Altona. © Thérèse Fiedler

Bei den Projekten um den Spritzenplatz und die Gestaltung der Max-Brauer-Allee habe zwar über Für und Wider diskutiert werden dürfen, die Erkenntnisse daraus seien dann aber „nicht wirklich berücksichtigt“ worden, sagt Fiedler. „Diese Veranstaltungen fühlten sich wie ein Feigenblatt für vorgefertigte Entscheidungen an. Echter Dialog sieht anders aus. Das ärgert mich, das möchte ich ändern.“

Das muss doch besser gehen – dieser Gedanke treibt auch Birgit Wolff an. Die Medizinjournalistin steht auf Platz eins der FDP-Bezirksliste für Wandsbek und kandidiert zum ersten Mal. Dringend müssten in Wandsbek zusätzliche Schulen und mehr Kita-Plätze geschaffen werden, fordert die 46-Jährige. Die bestehenden Einrichtungen seien überfüllt.

Birgit Wolff ist Spitzenkandidatin der FDP im Bezirk Wandsbek.
Birgit Wolff ist Spitzenkandidatin der FDP im Bezirk Wandsbek. © | FDP

Wolff fordert zudem eine „faire Mobilitätspolitik, die auch für ältere Bürger passt“. Ein Beispiel: Wie sie aus Gesprächen wisse, trauten sich weniger versierte Radfahrer nicht, auf die Fahrbahn verlegte und nur durch Linien abgegrenzte Radwege zu benutzen. „Radwege soll man bauen, nicht malen“, sagt Wolff.

Verbessern lasse sich auch die Wohnungspolitik. In Berlin, wo sie noch vor einigen Jahren lebte, habe sie „viele tolle kreative Konzepte“ gesehen, wie neue Wohn- und Nutzflächen geschaffen wurden, ohne dass Grünflächen weichen mussten, etwa indem auf flachen Gebäuden weitere Bauten errichtet wurden. Davon könne Hamburg sich einiges abgucken, sagt Wolff.