Hamburg. Hamburgs Erzbischof erklärt in einem Interview, er würde Entscheidung zu Schließungen „so nochmals treffen“.

Nach monatelangen Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbistum und der Elternschaft war zumindest öffentlich zuletzt ein wenig Ruhe eingekehrt, wiewohl es bei den Differenzen blieb. Nun sorgt Erzbischof Stefan Heße für einen neuen Eklat, jedenfalls aus Sicht der Betroffenen: In einem Interview mit „katholisch.de“, dem Internetportal der katholischen Kirche, verteidigt Hamburgs Oberhirte die Pläne, bis zu acht der 21 katholischen Schulen in Hamburg zu schließen.

Das Erzbistum sei „finanziell in einer ganz schwierigen Situation“, sagte Heße. „Die diözesanen Gremien haben den klaren Auftrag gegeben zu handeln und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Deshalb würde ich diese Entscheidung so nochmals treffen, um für unser Erzbistum und unsere Institutionen auch zukünftig Handlungsmöglichkeiten zu erhalten.“ Allerdings würde er die Entscheidungen „im Vorfeld intensiver mit den Betroffenen besprechen und bei der Verkündung möglichst persönlich an den betroffenen Standorten sein“.

Heße erklärte außerdem: „Ich sehe, dass viele Menschen enttäuscht und verletzt sind. Wir haben daher im vergangenen Jahr viele Gespräche auch mit den Betroffenen geführt und arbeiten weiter an einem stärkeren Miteinander.“ Er habe bei allen Schwierigkeiten „den Eindruck, dass sich mittlerweile ein Verständnis für die Sachlage“ entwickele, sagte der Erzbischof.

Elternvertreter werfen „gravierende Fehler“ vor

Ein Verständnis für die Sachlage hätten sie in der Tat – nur ein anderes als das des Erzbischofs, schreiben die Sprecher der Gesamtelternvertretung in einer Erklärung. Sie seien „entsetzt“ über Heßes Worte. Es gehe nicht nur um Kommunikationsprobleme. „Der Erzbischof hat offenbar nicht verstanden, dass die gegenwärtige Krise durch gravierende inhaltliche und strukturelle Fehler des Erzbistums bei den Schulschließungen hervorgerufen worden ist“, heißt es in der Erklärung. Es dürfe „kein blindes Festhalten an diesen Fehlentscheidungen“ geben. Mit Blick auf die weiter bestehenden Schulen seien die Eltern „zutiefst beunruhigt“, dass Heße „weitere Schließungsentscheidungen in gleicher Weise treffen würde“.

Mittlerweile ist sicher, dass sechs der 21 katholischen Schulen geschlossen werden. Das Erzbistum will 13 Stand­orte erhalten. Für zwei Schulen gilt ein einjähriges Moratorium, um nach Sponsoren zu suchen. In dem Interview mit „katholisch.de“ erklärt Heße, er setze auf externe Hilfe und verbinde „große Hoffnungen“ mit den laufenden Gesprächen. „Unser Ziel ist der Erhalt und die Weiterentwicklung der Katholischen Schule Harburg und der Katholischen Sophienschule in Barmbek“, sagte der Erzbischof. „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir jeweils zweistellige Millionenbeträge zusammenbekommen müssen. Es gibt keine Garantie. Aber wir tun alles, um es zu schaffen.“

Die Aussage, das Erzbistum sei finanziell angeschlagen, sei immer noch nicht belegt, sagen die Elternvertreter. Die für einzelne Standorte vorgelegten Zahlen zeigten, „dass die Kosten für die Schulen deutlich zu hoch angesetzt wurden“. Solange Heße nicht alle relevanten Daten offenlege, müssten die Eltern vermuten, dass sich das Erzbistum absichtlich arm gerechnet habe.