Hamburg. Acht Millionen Euro teures Leistungszentrum eröffnet. Jetzt soll auch der benachbarte Olympiastützpunkt modernisiert werden.

Als sich Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbundes, am Freitagmorgen am Hamburger Hauptbahnhof in ein Taxi setzte und sich zum Sportpark Dulsberg kutschieren lassen wollte, konnte der Fahrer mit dem Ziel nichts anfangen. „Ich brauche einen Straßennamen“, forderte er. „Beim Olympiastützpunkt“, erwiderte Michelmann. Auch das half nicht. Michelmann, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Aschersleben in Sachsen-Anhalt, stieg wieder aus, und es brauchte noch einige Minuten, bis er einen Chauffeur fand, der ihn noch rechtzeitig zur feierlichen Eröffnung des neuen Judo- und Handball-Leistungszentrums am Eulenkamp 79 absetzte.

Geht es nach dem Willen des Hamburger Innen- und Sportsenators Andy Grote, soll derartige Unkenntnis demnächst der Vergangenheit angehören: „Den Sportpark Dulsberg wird hoffentlich bald jedes Kind in Hamburg kennen. Das soll unsere erste Adresse des Leistungssports werden. Der nächste Schritt ist dann die Modernisierung des benachbarten Olympiastützpunktes.“ Leistungssport, betonte der SPD-Politiker, gehöre zur Active City genauso wie die Instandsetzung und der Neubau von Sportstätten sowie alle Aktivitäten und Bewegungsangebote des Breitensports.

Neue sportliche Möglichkeiten

Wie schwer sich die Stadt einst mit dem Leistungssport tat, dafür ist das Judo- und Handball-Leistungszentrum ein beredtes Beispiel. Erste Pläne wurden 2004 entworfen, damals regierte die CDU unter Bürgermeister Ole von Beust. Der ließ sich beim Ortsbesuch von der Idee begeistern. Fünf Jahre später bewilligte die Bürgerschaft erstmals die Mittel für die beiden Leistungszentren, 2009 waren das rund fünf Millionen Euro. Zur Umsetzung des Bauvorhabens kam es nicht, mehrmals wurden andere Sportprojekte vorgezogen. Vor drei Jahren drohte das Aus, bis Grote entschied: Der Bedarf ist vorhanden. Wir machen das! „Es war nicht immer einfach, aber heute freuen wir uns, diese Halle in Betrieb zu nehmen. Wir wollen, dass Talente in Hamburg die bestmöglichen Bedingungen haben“, sagte Grote am Freitag.

Nun sind Einweihungsfeiern kein öffentlicher Platz für Abrechnungen, deshalb schwärmten alle Beteiligten über die neuen sportlichen Möglichkeiten. Acht Millionen Euro (ohne Mehrwertsteuer) kostete die Halle, sie wurde planmäßig in 18 Monaten fertiggestellt. „Die vor fünf Jahren veranschlagten Kosten und der Zeitplan wurden eingehalten“, stellte Dirk Schumaier stolz fest. Schumaier ist Geschäftsführer der städtischen Bäderland GmbH, die in Kooperation mit beiden Fachverbänden das Konzept entwickelte. Dank einer schriftlichen Zusage des Sportamtes über gut drei Millionen Euro ist der Betrieb für die nächsten 25 Jahre schon heute gesichert. Bäderland darf zudem als Grundstückseigentümer, Bauherr und Betreiber an vier Wochenenden im Jahr die Halle vermarkten. Die Erlöse sollen die erwarteten Defizite absenken helfen.

„Meilenstein für unseren Sport“

„Dieser Bau ist ein Meilenstein für unseren Sport. Wir haben doppelt so viel Platz wie früher. Niemand muss mehr am Mattenrand den anderen beim Training zusehen“, freute sich Hamburgs Judo-Präsident Prof. Rainer Ganschow. Bisher übten die Judoka an der Wandsbeker Allee auf 300 Quadratmetern, nun sind es im ersten Stock am Eulenkamp über den Umkleideräumen 558, 31 x 18 Meter inklusive drei gelber Matten.

„Sportlicher Erfolg kommt aus der Breite. Dieses Leistungszentrum wird neuen Schwung in unsere Nachwuchsarbeit bringen“, sagte Knuth Lange, Präsident des Hamburger Handball-Verbandes. Selbst Martin Schwalb, 193-maliger Handball-Nationalspieler und Meistertrainer des HSV Hamburg, immer für ein kritisches Wort bekannt, war nach Besichtigung der Räumlichkeiten voll des Lobes. „Solch eine Halle hätte ich mir in meiner Jugend gewünscht“, sagte der 56-Jährige. Den Handballern stehen ebenerdig 46 x 24,5 Meter zur Verfügung. Auf dieser Fläche sind auch grüne Linien für vier Badminton- und ein Volleyballfeld eingezeichnet. Ein Videosystem, das für Analysen alle Aktivitäten aufzeichnet, soll im Herbst installiert werden.

Nachfrage besteht nach einem Internat

Hinzu kommen Räume für Seminare, Physiotherapie (6,5 x 2,5 m), sportartspezifisches Krafttraining (6,5 x 17 m). Die Geschäftsstellen des Judo-, Handball- und Schwimmverbands sind schon in das Gebäude eingezogen. Judo- und Handballverband hoffen darauf, ihre Landesleistungszentren in den nächsten Jahren zu norddeutschen Stütz­punkten ausbauen zu können. Entsprechende Signale der nationalen Verbände gibt es.

Abgeschlossen ist der städtebauliche Wettbewerb für die weitere Modernisierung des Sportparkes Dulsberg, zu dem die Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, die Beach­halle und der Olympiastützpunkt (OSP) gehören. Ein Siegerentwurf ist gekürt. Er sieht den Abriss der alten OSP-Funktionsgebäude und des dort seit 2017 leer stehenden Hotels vor sowie eine Verlagerung der Beachplätze. Geplant ist das von OSP-Leiterin Ingrid Unkelbach seit Langem geforderte „Haus des Athleten“ mit Internat, Wohnhaus und Unterkunft für nationale und internationale Trainingsgruppen. Nachfrage besteht besonders nach einem Internat. Immer mehr Talente wollen wegen der hervorragenden Trainingsbedingungen nach Hamburg ziehen, bislang fehlten dafür die nötigen Unterkünfte. Mit der Judo- und Handballhalle wird jetzt zusätzliches Interesse geweckt. Der Umbau des OSP kann aber frühestens Ende 2020 beginnen.