Hamburg. Hamburger Schwimmer starten bei Schulweltmeisterschaften. Direktor schickt zehn Schüler als Fans und Blogger mit.

Wenn die Schüler der Stadtteilschule Alter Teichweg (ATW), die gleichzeitig Hamburgs einzige Eliteschule des Sports ist, nach dieser Ferienwoche am nächsten Montag in ihre Klassenzimmer zurückkehren, wird es wahrscheinlich nur ein Thema geben: die Schulweltmeisterschaften im Schwimmen in Rio de Janeiro. Sechs Mitschüler vertreten dort Deutschland, und die dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, als Champions zurückzukehren.

Die Rennen aus Brasilien werden am Montag- und Dienstagnachmittag im Pausenhof in einem Livestream gezeigt, Direktor Björn Lengwenus hat bereits 300 Badekappen geordert, um das entsprechende Flair in den Gängen zu verbreiten. Er hat versprochen, auch eine aufzusetzen. Überall in der Schule, auf Türen, Fenstern und Wänden war bereits vor den Ferien der Hashtag (Schlagwort) #atWINrio zu sehen, mit dem auf dem Instagram-Account der Schule (atwsocialmedia) die Ereignisse in Echtzeit verfolgt werden können.

„Wenn wir etwas machen, dann gemeinsam“

Im vergangenen September waren sechs Jungen des Alten Teichwegs beim Jugend-trainiert-für-Olympia-Finale in Berlin allen anderen Schulen des Landes davongeschwommen, hatten erstmals diesen Wettbewerb gewonnen. Bei den Mädchen siegte das Schul- und Leistungssportzentrum Berlin. Auch dieses Team fliegt nach Rio. Die WM wird dort im Olympic Aquatics Stadium im Stadtteil Barra ausgetragen, wo 2016 schon um olympische Medaillen gekrault wurde. Über den Zustand des Beckens ist wenig bekannt, es soll aber nach zwischenzeitlich drohendem Verfall wieder wettkampftauglich sein.

Als der Jubel über den damaligen Erfolg in Berlin verflogen war, stellte ATW-Direktor Lengwenus klar: „Wir reisen nur nach Rio, wenn auch andere Schüler als Fans mitkommen dürfen.“ Sein Credo lautet schließlich: „Wir sind eine Eliteschule des Sports u n d eine Stadtteilschule. Beides gehört zusammen, beide Seiten profitieren voneinander, wenn wir etwas machen, dann gemeinsam.“

Insgesamt 23 Personen fliegen nach Rio

Das zusätzliche Geld, ein fünfstelliger Betrag, sammelte er in wenigen Wochen ein. Der Schulverein gab etwas dazu, der Förderverein des benachbarten Olympiastützpunktes (OSP), wo die Schwimmer fast täglich trainieren, und die Stadt. Insgesamt 23 Personen, darunter drei Lehrer und die OSP-Laufbahnberaterin Pamela Wittfoth, können deshalb am Freitagabend über Frankfurt nach Rio fliegen. Für drei Schülerinnen ist es der erste Flug ihres Lebens. Die Berlinerinnen dagegen haben den sechstägigen Ausflug nach Südamerika auf ihr Schwimmteam reduziert.

Hashtag #atWINrio in der Schule Alter
Teichweg.
Hashtag #atWINrio in der Schule Alter Teichweg. © Stadtteilschule Alter Teichweg

Nelson Maier (15), Tobias Schulrath (16), Alexander Eich (17), Leon Irmer (17), Christopher Hartwig (15) und Arne Stein (15) springen für den Alten Teichweg über alle Lagen – Brust, Rücken, Schmetterling und Kraul – über 50, 100 und 200 Meter (nur Kraul) ins Wasser, dazu in der 4 x 50-Meter-Lagen und einer 6 x 50-Meter-Freistilstaffel. Gewertet werden für das Mannschaftsergebnis nur die Vorläufe, individuelle Medaillen werden in den Finalserien vergeben. „Wie gut unsere Erfolgsaussichten sind, ist schwer einzuschätzen. Das ist eine Blackbox. Der Leistungsstand der Konkurrenz ist uns nicht bekannt“, sagt OSP-Trainer Jan Klocke (30). Mannschaften aus 21 Ländern sind am Start.

Über den Trip berichten die Schüler in Echtzeit

Der Alte Teichweg startet in der Schul- und nicht in der Nationenwertung, „und in dieser Kategorie sollten wir schon ein starkes Sextett stellen können, obwohl unseres noch sehr jung ist“, sagt Christian Andresen (41), der Sportkoordinator der Schule. Um die Chancen zu erhöhen, wurden mit Alexander Eich und Leon Irmer zwei Leistungsträger ins Team genommen, die vor acht Monaten beim Triumph in Berlin fehlten, weil sie für die nationale Ausscheidung zu alt waren. In Rio dürfen auch 18-Jährige antreten. Beide wechselten im August vergangenen Jahres aus Dresden und Rostock nach Hamburg, „weil wir hier deutlich bessere Trainingsbedingungen haben“. Theophil Ulbrich und Nunjo Toennies aus der damals siegreichen Mannschaft sind aber selbstverständlich in Rio dabei – als fachkundige Schlachtenbummler.

Die „Fans“ wiederum mussten sich einem Casting, einem Auswahlwettbewerb, stellen. Aus 60 Bewerbern wurden zehn ausgewählt, die nicht nur zum Anfeuern mitkommen. Sie müssen die sozialen Medien bedienen, kleine Filme drehen und die Eindrücke aus Rio ihren Mitschülern live und später in Referaten schildern. Gesetzt waren dafür Mega Jain und Remscha Arif-Nasir. Die beiden 17 Jahre alten Abiturientinnen betreiben bereits erfolgreich einen eigenen Insta­gram-Account (love.d.i.y), der interessante Tipps zum Selbermachen gibt. 30.000 Followern gefällt das. Über Rio, die dortige Stadtentwicklung nach den Sommerspielen 2016, haben sie sich schon intensiv informiert. Der Trip nach Rio wird auch vom Filmemacher Günay Iksender Kökce ausführlich dokumentiert, Kollege Martin D’Costa drehte das Casting. „Das gesamte Projekt erhält dadurch einen großen Mehrwert für die gesamte Schule“, sagt Direktor Lengwenus.