Hamburg. Neuer Standort eingeweiht. Dort soll die Elektrobusflotte der Hochbahn unterkommen. 73 Millionen Euro wurden investiert.

45.000 Quadratmeter Fläche, eine Gesamtinvestition von 73 Millionen Euro und Startpunkt für 240 Busse. Das sind die Rahmendaten für ein wegweisendes Projekt der Hamburger Hochbahn, das am Mittwoch eingeweiht wurde: Die Rede ist vom neuen E-Bus-Betriebshof im Gleisdreieck zwischen U 1, S-Bahn und der Güterumgehungsbahn in Alsterdorf. Dort sei der modernste Betriebshof Europas entstanden. Es sei zudem der erste in Deutschland, der komplett auf E-Mobilität ausgelegt sei, sagte Hochbahn-Chef Henrik Falk.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kündigte an: „Die Zukunft der Mobilität unserer Stadt ist umweltfreundlich und komfortabel. Wir bauen das Angebot des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) aus und beschaffen ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse.“ Der neue Busbetriebshof der Hochbahn sei dafür eine wichtige Voraussetzung, so Tschen­tscher weiter.

Gesamtkosten von 73 Millionen Euro

Das Bundesverkehrsministerium hatte sich mit 6,4 Millionen Euro an den Gesamtkosten von 73 Millionen Euro beteiligt. Aus Berlin war der parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) angereist, der die Vorreiterrolle der Hochbahn lobte. „Das, was hier jetzt umgesetzt wird, werden sich viele andere Städte anschauen.“ Außerdem stellte Ferlemann der Hansestadt auch für weitere Projekte finanzielle Unterstützung in Aussicht.

Von Alsterdorf aus starten nun 240 Busse auf ihre Touren durch Hamburg. Die Fahrzeuge werden unter sechs Carports mit Druckluft und Strom versorgt, wenn sie nicht unterwegs sind. Die wachsende Elektrobusflotte der Hochbahn werde hier künftig mit grünem Strom betankt, sagte Henrik Falk.

Herzstück ist das Umspannwerk

Das Herzstück ist das Umspannwerk auf dem Gelände: Hier ist der E-Bus-Betriebshof an das Stromnetz Hamburg angeschlossen. Die 110-kV-Spannung wird hier auf 20 kV umgewandelt. Diese Spannung werde benötigt, um künftig 240 Elektrobusse mit Strom zu versorgen. Die Gesamtanschlussleistung auf dem Busbetriebshof betrage 25 MW und das entspreche damit der Versorgung einer Kleinstadt mit rund 40.000 Einwohnern, sagte Henrik Falk.

Die Wartung der E-Bus-Flotte übernehmen in dem neuen Busbetriebshof bis zu 60 Mitarbeiter in der Werkstatt. Die Waschstraße wird mit aufbereiteten Regenwasser betrieben. Die Dächer der Gebäude und die Carports sind begrünt.

Auch für die Hochbahn gilt, dass ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse bestellt werden dürfen. Zur Zeit hat das Verkehrsunternehmen rund 1000 Fahrzeuge im Einsatz. Zu der Flotte zählen 633 Solobusse, 332 Gelenkbusse und 30 Großraumbusse.

Der erste serienreife Elektrobus wurde im November vergangenen Jahres in der Hansestadt vorgestellt. Zur Zeit sind vier dieser Fahrzeuge auf den Hamburger Buslinien im Einsatz. 26 weitere sollen in 2019 folgen, die nächsten 30 im folgenden Jahr. Außerdem bereitet die Hochbahn zurzeit eine europaweite Ausschreibung für die ersten serienreifen Gelenkbusse vor, für die die Auftragsvergabe im kommenden Jahr erfolgen soll.

Blick in die Zukunft

Bei der Einweihung des Busbetriebshofs mit rund 200 geladenen Gästen kündigte Henrik Falk an: „Schon in drei Jahren wird die Hälfte aller Busse von Alsterdorf aus emissionsfrei fahren.“ Ein solches Projekt sei für das Unternehmen, aber auch für Hamburg eine echte Zeitwende, weg vom Diesel und hin zu einem noch umweltfreundlicheren Nahverkehrsangebot.

Der neue Busbetriebshof schafft aber auch die Voraussetzungen für die Nutzung der Wasserstofftechnologie. Falk wagte einen Blick in die Zukunft: „Die Hochbahn verfolgt das Ziel, serienreife Batteriebusse mit Brennstoffzelle zu erproben und einzusetzen, um mehr Reichweite zu erzielen.“ Ein „normaler“ Batteriebus schafft zurzeit eine Strecke von rund 150 Kilometern, muss danach wieder aufgeladen werden.

Ersatz für Busbetriebshof am Mesterkamp

Auf dem Busbetriebshof wurde eine Fläche frei gehalten, auf der später Wasserstoff für die Betankung der Busse gelagert werden kann. Die Hochbahn hat sich ein weiteres Ziel gesetzt: 2030 soll der letzte Dieselbus von den Hamburger Straßen verschwunden sein.

Die Hochbahn unterhält in der Hansestadt sechs Busbetriebshöfe, die in den kommenden Jahren auf E-Mobilität umgerüstet werden sollen. Der neue Standort in Alsterdorf ist der Ersatz für den Busbetriebshof am Mesterkamp in Barmbek-Süd. Nach dem Abriss sollen dort in den nächsten Jahren neue Wohnungen entstehen.