Hamburg. Schwere Vorwürfe des früheren Justizministers und Experten Christian Pfeiffer. “Wir lassen uns nicht kaufen.“

Der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche vor, seinem Forschungsinstitut im Zuge einer Missbrauchsaufklärung Geld angeboten und ihn selbst bedroht zu haben, um ihn und seine Kollegen zum Schweigen über ihre Sicht zu den Umständen des Scheiterns einer gemeinsamen Studie zu bringen. Das berichtet der ehemalige niedersächsische Justizminister in der "Zeit".

"Wir lassen uns nicht kaufen", hatte der Kriminologe nach eigener Aussage im Dezember 2012 gegenüber Bischof Stephan Ackermann erklärt, dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz. Wie Pfeiffer angibt, soll Ackermann bei einem Gespräch dabei gewesen sein, das das Ende der Zusammenarbeit des Verbands der Diözesen Deutschlands mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) besiegelte.

Bischöfe gaben 2011 Missbrauchsstudie in Auftrag

Dieses Institut hatten die Bischöfe 2011 mit einer großen Missbrauchsstudie beauftragt. 2012 sei Pfeiffer als Leiter des KFN angeboten worden, "dass wir nicht ausgegebene Forschungsmittel in Höhe von circa 120.000 Euro für sonstige Forschungszwecke behalten dürfen." Das habe Pfeiffer im Namen des KFN abgelehnt.

Daraufhin habe Ackermann dem Kriminologen gedroht, laut Pfeiffer mit den Worten "dann sei ich ein Feind der katholischen Kirche – und das wünsche er niemandem". Der Bischof habe erklärt, "dass sie meinen guten Ruf öffentlich massiv attackieren würden", "dass mir das schaden würde, dass ich es bereuen und einen schweren Fehler begehen würde", wenn keine Schweigevereinbarung zustande käme, berichtet Pfeiffer und spricht in der "Zeit" vom "Versuch einer Nötigung."

Pfeiffer setzte sich vor Gericht erfolgreich zur Wehr

Schließlich landete die Angelegenheit vor Gericht. Die katholische Kirche hat laut Pfeiffer vor Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt, dass er bei Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro nie wieder behaupten dürfe, die Kirche habe in Bezug auf die Studie Zensur ausüben wollen. Dagegen habe er sich mit finanzieller Unterstützung seines Freundes, des Unternehmers Dirk Roßmann (Rossmann Drogerien), erfolgreich gewehrt.