Hamburg . Er soll mit dem Schubverband ein Sportboot überrollt haben. Ein Mann ging über Bord. Die Leiche wurde erst ein Jahr später entdeckt.
Trümmerteile eines Sportbootes schwammen auf der Elbe, über der Unglücksstelle bei Ochsenwerder kreiste unablässig ein Hubschrauber, große Lichtmasten leuchteten das Areal aus, knapp 200 Einsatzkräfte aus Niedersachsen und Hamburg waren an diesem Abend im Einsatz, um einen vermissten Mann zu suchen: Es war eine der größten Einsätze bei einer Wasserrettung in der jüngeren Geschichte Hamburgs.
Am 3. November 2016 gegen 18 Uhr war ein Schubverband aus zwei Schuten und einem Schubboot mit einem Sportboot kollidiert. Bei dem verheerenden Unglück wurde das zehn Meter lange Boot, auf dem sich zwei Personen befanden, völlig zerstört. Trotz einer groß angelegten Suche kurz nach dem dramatischen Bootsunfall fehlte von einem 53-Jährigen jede Spur. Erst ein Jahr später wurde der Leichnam des Mannes entdeckt. Nun beginnt der Prozess gegen den damaligen Kapitän des Schubverbandes „Elbe1“.
Schubverband drückte Sportboot unter Wasser
Der heute 46 Jahre alte Mann muss sich ab kommenden Montag vorm Amtsgericht Hamburg verantworten. Dem Angeklagten werden fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und Gefährdung des Schiffsverkehrs vorgeworfen.
„Er soll als Schiffsführer des Schubverbandes ‘Elbe1’ das vorausfahrend mit zwei Personen besetzte Sportboot ‘Karo’ überholt und es dabei pflichtwidrig unterlassen haben, mindestens fünf rasch aufeinanderfolgende Pfeiftöne abzugeben, um den Führer des Sportboots auf das Manöver aufmerksam zu machen“, teilte die Hamburger Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Beim Passieren soll der Kapitän der „Elbe1“ das kleine Boot aus dem Blick verloren haben. Laut Staatsanwaltschaft überrollte er das Sportboot mit seinem fast 100 Meter langem Schubverband und drückte es unter Wasser.
Leichnam wurde erst ein Jahr später gefunden
An Bord des Sportboots „Karo“ befanden sich zwei Männer. Ein 50-Jähriger fiel bei der heftigen Kollision in die Elbe, konnte aber rechtzeitig aus dem eiskalten, nur 13 Grad warmen Wasser gerettet werden. „Er erlitt lediglich eine Unterkühlung“, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft.
Für seinen 53 Jahre alten Begleiter endete der Bootsunfall tödlich. Ihm sei es nicht mehr gelungen, sich aus dem Wrack zu befreien, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Stundenlang hatten die Rettungskräfte im Wasser und am Ufer nach dem Vermissten gesucht – jedoch ohne Erfolg. Der Leichnam des 53-Jährigen wurde erst ein Jahr später, am 29. Oktober 2017, am Ruschorter Hauptdeich im Spadenland gefunden.
Bergung des Wracks gestaltete sich schwierig
Am Abend des Unglücks hatte sich eine riesige Maschinerie in Gang gesetzt, um den vermissten 53-Jährigen vor dem sicheren Tod in der kalten Elbe zu retten. Über Stunden hatten 180 Feuerwehrleute, THW- und DLRG-Helfer mit allen verfügbaren Mitteln die Elbe bei Ochsenwerder abgesucht. 13 Rettungsboote der niedersächsischen und Hamburger Feuerwehr waren auf dem Wasser unterwegs, ein Kilometer Deich wurde ausgeleuchtet, auf einer Länge von vier Kilometern wurden die Elbe und die angrenzenden Böschungen nach dem Vermissten überprüft.
„So einen Einsatz bei einer Wasserrettung habe ich noch nicht erlebt“, sagte ein Feuerwehrmann damals dem Abendblatt. Gegen 21.15 Uhr wurde die Suche damals abgebrochen – aus medizinischen Gründen. Wegen der niedrigen Wassertemperatur bestand für den Mann keine Hoffnung mehr.
Taucher der Feuerwehr Hamburg kümmerten sich um die Bergung des Wracks, das einen Tag nach dem Unglück an die Wasseroberfläche gehoben wurde. Die Bergung gestaltete sich schwierig: Ein Schwimmkran musste installiert werden und der Bereich für den Schiffsverkehr gesperrt werden.