Hamburg. Sie ist weit mehr als die Tochter aus Eugen Blocks Imperium. „Mein Antrieb bin ich“, sagt die erfolgreiche Unternehmerin.

Die Frage bei der Terminabsprache: „Wo wollen wir uns treffen?“ Ein Wohlfühlort für ein entspanntes Gespräch, ein gemütliches Café am Grindel oder ein Lieblingslokal in der Nähe ihres Wohnhauses im Norden Hamburgs zum Beispiel? Christina Blocks Antwort sagt eine Menge: „Ehrlich, ich saß bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr in aller Ruhe in einem Café.“ Folglich entscheiden wir uns für die pragmatischste Lösung. Treffpunkt Kaminzimmer im Hotel Grand Elysée. Nur eine Bitte: zwei störungsfreie Stunden ohne dienstbare Geister. Geht klar.

Womit sich die erste Frage an eine der namhaftesten Unternehmerinnen der Hansestadt von selbst stellt: „Wie, Frau Block, bringen Sie ein Leben als anpackende, aktive Geschäftsfrau und alleinerziehende Mutter von vier minderjährigen Kindern erfolgreich auf einen Nenner?“ Mit einer perfekten Organisation, entgegnet Christina Block schnörkellos, bei der ein Rädchen ins nächste greife. Immer sonntagsabends, wenn die drei Mädchen und ein Junge zwischen fünf und 13 Jahren ins Bett gebracht sind, nimmt sie sich zwei Stunden Zeit – und ihr Tablet in die Hand. Dann wird die kommende Woche durchgeplant. Minutiös. Kardinalproblem: Wie fülle ich die Lücken, damit kein Leerlauf entsteht? Im Idealfall wird jeder Weg, jede Fahrt doppelt oder dreifach genutzt. „Es ist eine Herausforderung, alles logisch und effizient zu koordinieren“, sagt sie. Durchgetaktet. Mit System.

Gegen 9.30 Uhr startet sie in den Berufstag

Um das zu begreifen, muss die Arbeitsweise erläutert werden. Repräsentantin oder Botschaftern des Elysée Hotels, das klingt nach Frühstücksdirektorin, nach Kaffeetrinken, Klönschnack. Christina Block reagiert fröhlich, keinesfalls angefasst. Sie lacht und freut sich des Lebens. Und dann präsentiert sie Fakten. Unter 30 bis 40 Arbeitsstunden läuft die Woche selten ab. Ähnlich umfangreich ist der Einsatz der geschiedenen Mutter für ihre Kinder. Zwar engagiert sie gelegentlich eine Betreuerin, bei dienstlichen Abendterminen beispielsweise, gegen ein Kindermädchen oder eine Haushälterin indes entschied sie sich bewusst. Es ist keine Frage des Geldes, sondern des Prinzips: Da ein restlos ausgefülltes Leben im Sauseschritt vergeht, ist der persönliche Draht zum Nachwuchs wichtiger als alles andere.

Folglich kümmert sich Christina Block daheim im Einzelhaus mit Garten persönlich ums Wecken und Frühstück und den Fahrdienst zu Kita und Schulen. Zu früher Stunde, erzählt sie beglückt, ist gut was los im Hause Block. Gegen 9.30 Uhr startet sie in den Berufstag. Credo: „Mein Antrieb bin ich.“ Dieser „positive Stress“, wie sie es nennt, diese Power auf Dauer, beschere ihr ein gutes, ein erfüllendes Gefühl. Sie habe sich dieses Leben ausgesucht. Genau so. Eugen Blocks Tochter? Natürlich richtig; aber sie ist viel mehr.

Eigenständige Persönlichkeit

Vor allem legt sie Wert darauf, eine eigenständige Persönlichkeit zu sein. Für viele Hamburger ist der Nachname Programm. Mancher ist versucht, Christina Block in ein Schubfach zu packen. Zu simpel. Die familiären Wurzeln, schildert sie, bieten nicht ausschließlich Vorteile. Selbstverständlich gibt es materielle Pluspunkte. Wie ihre beiden Brüder sitzt die 45-jährige Hamburgerin im Aufsichtsrat der wirtschaftlich kerngesunden Holding. Jedem der drei Kinder von Christa und Eugen Block gehören jeweils 16 Prozent der Unternehmensgruppe. Rein finanziell hat jeder ausgesorgt. Wenn man wollte, wäre ein relaxtes, arbeitsfreies Leben möglich.

„Ich achtete von Anfang an darauf, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und einen eigenen Weg zu gehen“, sagt sie nach einem Schluck Kaffee. In der Oberstufe erhielt sie umgerechnet 25 Euro Taschengeld im Monat. Mit 16 Jahren absolvierte sie ihr erstes Hotelpraktikum. Nach dem Abitur an der Sophie-Barat-Schule, einem privaten katholischen Gymnasium in Dammtornähe, lernte sie das Hotelfach im Bayerischen Hof in München.

Es folgten Stationen in der Küche eines Zweisterne-Restaurants auf dem Eiffelturm. In Paris lebte die junge Hanseatin in einem Zimmer im siebten Stock eines Altbaus – ohne Fahrstuhl und mit Toilette auf dem Flur. An einem Tag 50 Kilogramm Krebsfleisch auszulösen gehörte zum Lehrlingsjob. Christina Block war die einzige Frau neben vielen männlichen Jungköchen.

Neun Monate Marriott in Peking

Anschließend startete sie durch die Welt der Hotellerie. Im 1700 Zimmer großen Marriott-Hotel in Atlanta stieg sie zur Assistentin des Zweiten Direktors auf. Im Anschluss an ein Sommerstudium an der Cornell-Universität im Staat New York ging es weiter: neun Monate Marriott in Peking, weiteres Studium in Edinburgh, schließlich mit dem Master zurück in die Geburtsstadt. Mit 27 Jahren fuhr sie in einem VW Polo durch Hamburg. Luxus sieht anders aus.

Während Eugen Block sein Imperium beseelt und konsequent ausbaute, machte sich Christina Block zwischen 2000 und 2015 mit dem Bistro Prima Pane selbstständig – bewusst ohne Geld des Vaters. Das Startkapital organisierte sie sich über die Bürgschaftsgemeinschaft. So wie es der Block-House-Gründer 35 Jahre zuvor gemacht hatte.

Ihrem Vater muss sie nichts beweisen

2011 erhielten die drei Geschwister vom Gründer Anteile am Familienunternehmen. Devise: Verantwortung übernehmen. Auch das sieht Christina Block sehr praktisch und aktiv. „Als Repräsentantin eines familiengeführten Fünfsternehotels signalisieren wir dem Gast, dass die Blocks persönlich und mit Herzblut zur Stelle sind“, sagt sie. Auch dies mache den Unterschied zu Kettenkonkurrenten. Ihr Vater habe seine Anwesenheit im von ihm geschaffenen Grandhotel von fünf auf nunmehr vier halbe Tage reduziert. Durch ihre Tätigkeit wolle sie den Gästen zeigen, „dass alles in guten, bewährten Händen bleibt“.

Apropos, Frau Block, Hand aufs Herz: Wie lebt es sich beruflich an der Seite eines Patriarchen und Vollblutchefs, dessen Dickschädel nicht von schlechten Eltern ist? Im wahrsten Sinn des Wortes übrigens. „Ich weiß, wie mein Vater tickt“, antwortet sie mit Bedacht, „und bin als Übersetzerin im Einsatz.“ Was heißt das? „Dass ich verstehe, was er möchte, teilweise bevor er es sagt.“ Manchmal „übersetzt“ sie ihrem Vater gleichfalls Fragestellungen anderer. Das ist diplomatischer Dienst. Und muss sie oft zurückstecken? Noch ein Schluck aus der Kaffeetasse, dann formuliert sie: „Ich lebe nicht im Lande Wünschmirwas und versuche tagtäglich das große Ganze zu sehen.“ Wer zwischen den Zeilen liest, wird verstehen.

Einmal in der Woche treffen sich die Gesellschafter Christina und Eugen Block im eigenen Hotel zum Mittagessen. Hinzu kommen die regelmäßigen privaten Treffen der Familie. So wie bald zu Ostern, wie immer im großen Kreis. Privat seien die Bande ohnehin stark. Und die gemeinsame Verantwortung fürs Familienunternehmen schweiße den Nachwuchs zusammen. „Ja, es gibt einen stabilen Schulterschluss“, sagt Christina Block. Familie und Firma, das gehöre zusammen. Unter dieser Prämisse sei sie großgeworden: „Es ist die DNA der Blocks.“

Refugium der inneren Einkehr

Zum Engagement für die Gruppe mit rund 2500 Mitarbeitern zählen Vorträge allerorten sowie ein gepflegtes Netzwerk. Christina Block engagiert sich im Vorstand des Tourismus-Verbandes Hamburg sowie seit vier Jahren im Vorstand des CDU-Wirtschaftsrats. Dort ist sie Mitbegründerin eines Beirats für Unternehmerinnen. Doch gilt auch hier der Wille, sich nicht in Schubfächer pressen zu lassen. Sie sei keine „Block-Tochter“ im erwähnten Sinne, keine „reiche Erbin“, keine, die es ihrem Vater beweisen müsse, und keine Aktivistin für weibliche Präsenz in der freien Wirtschaft. Die Frauenrolle als taffe Unternehmerin behage ihr nicht. Lieber kümmert sie sich um einen Austausch zwischen Familienunternehmen.

Beim täglichen Trubel bleibt Zeit für viermal wöchentlich Fitnessstudio und gelegentliches Laufen. In der kommenden Woche geht’s mit Kind und Kegel (in diesem Falle eine langjährige Freundin) zum Skilaufen in die Berge. Mit jedem der drei größeren Kinder bricht sie einmal im Jahr zu einer Städtereise auf, nach Barcelona, Oslo, Kopenhagen, Venedig oder so.

Und dazwischen existiert es dann doch noch, dieses Refugium der inneren Einkehr. Jedes zweite Wochenende verbringen die vier Kinder beim getrennt lebenden Vater. „Dann ist das Haus ganz leer“, beschreibt Christina Block. Es sei fast wie ein „Kulturschock“. Dann hat sie Muße, sortiert ihre Gedanken, verabredet sich mit Freunden, plant die nächste Zeit oder werkelt an einem Fotobuch. Es erscheint jedes Jahr und hält das Familienleben fest. „Es ist ein Vergnügen“, sagt Christina Block.

Damit meint sie das Große und das Ganze.

Nächste Woche: Björn Dahler, Vermittler von hochwertigen Immobilien