Hamburg. Bundespräsident Steinmeier und 1500 Gäste gedachten des Altkanzlers, der im Dezember seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Geschenke gab es nicht, dafür große Reden, kleine Überraschungen und unvergessliche Erinnerungen an einen der namhaftesten Hanseaten der jüngeren Geschichte. Die Nachfeier anlässlich des 100. Geburtstages von Helmut Schmidt am Sonnabend im Großen Saal der Elbphilharmonie war eine gelungene Melange aus Festakt und Familientreffen.

Rund 1500 geladene Gäste, darunter langjährige Weggefährten, politische Mitstreiter und Nachbarn der Schmidts aus Langenhorn, würdigten den am 10. November 2015 verstorbenen Staatsmann. Der eigentliche Geburtstag liegt auf den Tag zwei Monate zurück.

Helmut Schmidt, ein Vorreiter des geeinten Europas

„Wer über Helmut Schmidt spricht, kommt an Superlativen kaum vorbei“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner knapp halbstündigen Festrede. Der ehemalige Bundeskanzler habe ein „langes, facettenreiches Leben“ geführt. Anschließend hielt die EU-Außenbeauftragte und frühere Außenministerin Italiens, Federica Mogherini, einen Vortrag über die Vision eines geeinten Europas. Motto: Neu nachdenken über Europa.

Vor vielen anderen habe Helmut Schmidt die Dimension dieses Themas erkannt und zum Prinzip deutscher Politik geformt. „Helmut Schmidt hat niemals den Stolz verloren, Europäer zu sein“, sagte Signora Mogherini in englischer Sprache. Bürgermeister Peter Tschentscher und Peer Steinbrück (beide SPD) ergriffen ebenfalls das Wort.

Musikalisch eingerahmt wurde der offizielle, gut zweistündige Teil der Veranstaltung von der Big Band der Bundeswehr sowie dem im Stadtteil St. Pauli ansässigen Streichorchester Ensemble Resonanz. Zum Auftakt der Feierlichkeit hatte die Big Band den Bogen musikalisch von Frank Sinatra zu Helmut Schmidt gespannt: „I did it my way.“ Ich machte es auf meine Weise...

Michael Otto: „Helmut Schmidt hatte ja immer gute Ideen“

Nach gut zwei Stunden, um 13.15 Uhr, verlustierten sich die Gäste in den Foyers der Elbphilharmonie. Es gab Hamburger Steckrübensuppe, mit Fischfrikadellen gefüllte Miniburger, Getränke und reichlich Klönschnack. Neben Hannelore und Helmut Schmidts Tochter Susanne hatten auch der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder mitsamt neuer Ehefrau und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther Platz genommen. Die legendäre Freitagsgesellschaft war der Einladung des Senats und der Schmidt-Stiftung fast komplett gefolgt.

„Helmut Schmidt hatte ja immer wieder gute Ideen“, sagte der Unternehmer und Ehrenbürger Michael Otto als Mitwirkender der ersten Stunde dieses hochkarätigen Debattierzirkels. „Seine Überlegungen zur Freitagsgesellschaft und zur Deutschen Nationalstiftung haben mich von Anfang an so überzeugt, dass ich bei beiden gleich beigetreten bin.“ Auch wenn seine Ehefrau über diese Freitagstermine „nicht sehr begeistert“ war.