Hamburg. Allerdings verunglückten im Vorjahr mehr Menschen in Hamburg. Ältere Fahrer verursachen immer mehr Zusammenstöße.
Noch nie war das Risiko. auf Hamburgs Straßen in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, so gering wie im vergangenen Jahr. Das gilt auch für Verkehrsunfälle mit Kindern. Dies ist die zentrale Botschaft, die Innensenator Andy Grote (SPD) bei der Vorstellung der Verkehrsunfallzahlen für das vergangene Jahr dabeihatte.
„Unter dem Strich ist das eine sehr ordentliche Bilanz“, sagte Grote. „Am Ende müssen wir wissen, dass Großstadtverkehr mit Millionen Menschen nie frei von Gefahren sein wird.“ Man könne als Behörde nur einen „Rahmen“ setzen und die „Spielregeln“ vorgeben, die die Polizei überwache. „Wir als Verkehrsteilnehmer sind es am Ende selber, die es in der Hand haben, diese Risiken zu minimieren, indem man sich an die Regeln hält.“
67.537 Verkehrsunfälle wurden im vergangenen Jahr auf Hamburgs Straßen von der Polizei registriert. Das ist ein Rückgang von 0,5 Prozent im Vergleich zu 2017. Die Zahl der Verunglückten ging leicht um 1,1 Prozent nach oben – auf 9717 Menschen. Es waren die Leichtverletzten, die hauptsächlich für die Steigerung verantwortlich sind. Umgerechnet auf die Bevölkerung sind die Zahlen rückläufig. Statistisch gesehen waren 2018 exakt 3689 von 100.000 Hamburgern in einen Unfall verwickelt. Im Vorjahr waren es 3750. 531 von 100.000 Einwohner wurden verletzt. Das ist der Wert des Vorjahres. Auch das ist ein sehr niedriger Wert. Zum Vergleich: 2000 wurden noch 738 von 100.000 Hamburgern bei Verkehrsunfällen verletzt.
Senioren sind die Sorgenkinder der Polizei
Dass Grote in seinen Ausführungen die Erwartungen für die Zukunft dämpft und auf die unbeherrschbaren Risiken des Verkehrs hinweist, dürfte daran liegen, dass sich die Verkehrsunfallbelastung nach Einschätzung von Experten am unteren Ende des Möglichen bewegen dürfte. Das bestätigt Wolfgang Brand. „Das Risiko, an einem Unfall beteiligt zu sein, ist auf einem sehr niedrigen Niveau angekommen“, sagt der Polizeivizepräsident. Die „unbeherrschbaren Risiken“ finden ihren Ausdruck vor allem in den tödlichen Verkehrsunfällen, von denen sich 29 – einer mehr als 2017 – im Vorjahr in Hamburg ereigneten. Brand: „Bei sechs der tödlichen Unfälle kann man sagen, das sie nicht durch Präventionsmaßnahmen oder Repression zu verhindern gewesen wären.“
Grote: Tempokontrollen weiter ausbauen
Tödlich verunglückte beispielsweise im Juni ein 88-Jähriger, als er mit seinem Wagen aus einem Parkhaus stürzte. Auch der tragische Tod eines zwei Jahre alten Kindes, das auf dem Gelände einer Flüchtlingsunterkunft von einem Eiswagen erfasst wurde, fällt in die traurige Statistik. Als tödlicher Verkehrsunfall erfasst wurde ebenfalls das Unglück mit einer Pferdekutsche auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Und auch der 24-Jährige, der auf der Harburger Chaussee von einem Peterwagen auf einer Einsatzfahrt erfasst und getötet wurde, ist einer der Verkehrstoten des vergangenen Jahres. Sorge bereiten der Polizei die Senioren und Verkehrsunfälle, bei denen Kinder passiv, also als Mitfahrer in Fahrzeugen, beteiligt sind.
Die Zahl der Unfälle mit Senioren ist um 1,2 Prozent auf 12.333 gestiegen. Als besonders gefährdet gelten über 75-Jährige. Die Polizei versucht durch Präventionsmaßnahmen Senioren besser für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren. Die Veranstaltungen sind mäßig erfolgreich. Offenbar, so die Einschätzung der Polizei, haben ältere Menschen Angst, ihren Führerschein unfreiwillig abgeben zu müssen. Das sei nicht der Fall, beteuert Ulf Schröder, Leiter der Verkehrsdirektion. Jetzt will man mit „Kaffee und Kuchen“ Senioren zu Veranstaltungen locken.
Kinder im Straßenverkehr sicher wie nie
Bei den Kindern stieg die Zahl der „passiven“ Unfallopfer signifikant von 230 im Jahr 2017 auf 285 im vergangenen Jahr. Eine Ursache waren Busunfälle, bei denen 28 Kinder verletzt wurden. Aber auch die Benutzung von Kindersitzen dürfte als Thema auf der Agenda der Polizei stehen. Insgesamt sind Kinder aber so sicher wie nie im Straßenverkehr. Statistisch verunglückten von 100.000 Kindern in Hamburg 164 im vergangenen Jahr. 2002 waren es mit 311 fast doppelt so viele gewesen. Gestiegen ist die Zahl der Unfälle mit Radfahrern um 8 Prozent auf 3393 Unfälle.
Polizeivizepräsident Wolfgang Brand zur Verkehrssicherheit in Hamburg:
Die Zahl der verletzten Radfahrer stieg um 8,9 Prozent auf 252. Ein Grund dürfte die Zunahme des Radverkehrs, verbunden mit dem schönen Wetter im letzten Jahr, gewesen sein. Ein nicht unerheblicher Teil der Fahrradunfälle, nämlich 545, ereignete sich, ohne dass Autos oder Laster beteiligt waren. Auch bei einem der beiden tödlichen Verkehrsunfälle mit Radfahrern waren keine Autos involviert. Der Radfahrer war gestürzt – vermutlich durch einen Defekt an seinem Rad.
Auffallend hoch ist die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss. Sie stieg um 18,5 Prozent auf 199. Die Polizei macht dafür die höhere Zahl von geschulten Beamten verantwortlich, die überhaupt erkennen, das jemand unter Drogeneinfluss steht. Der Landesbetrieb Verkehr wird in diesem Jahr die Geschwindigkeitsüberwachung ausbauen. Vier weitere Blitzanhänger sollen im Mai und im Sommer angeschafft werden. Zwei wurden gerade in Dienst gestellt. An den Bau weiterer stationärer Anlagen ist in diesem Jahr nicht gedacht.