Hamburg. Der Bezirk ermittelt wegen schwerwiegender Verstöße gegen Gesetze. Der Verein spricht von „Schikane“. Was dahintersteckt.
Verliert der Hamburger Tierschutzverein die Verantwortung für das Tierheim an der Süderstraße? Hintergrund sind diverse schwere Vorwürfe – dabei geht es auch um angebliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. „Die Vorwürfe sind gravierend, deshalb gibt es auch die Möglichkeit, von amtlicher Seite eine kommissarische Betriebsleitung einzusetzen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen“, sagt Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) dem Abendblatt.
Das sei nötig, falls die Erlaubnis, das Tierheim zu führen, entzogen werde. Strafrechtliche Konsequenzen könnten nicht ausgeschlossen werden, sagte eine Sprecherin des Bezirksamts.
Tierschutzverein: Behörde ermittelt seit Monaten
Konkret geht es darum, dass der seit 6. August 2018 vom Verein offiziell als verantwortlich eingetragene Tierarzt dieser Aufgabe nie zugestimmt hat. Dies kam heraus, als ihn das Veterinäramt zu einer Befragung vorlud. Die Behörde ermittelt nach eigenen Angaben seit mehreren Monaten wegen des Verdachts auf zahlreiche Verstöße gegen Vorschriften und Gesetze . Der Tierschutzverein weist die Vorwürfe zurück und spricht von „Schikane“.
Das Veterinäramt Mitte geht außerdem Fällen von Verstößen gegen Impf- und Einreisevorschriften nach – das Tierheim hat mehr als 500 Hunde aus Rumänien nach Hamburg holen lassen. Ein „Import“, der auch unter Tierschützern und im Verein umstritten ist. Im Tierheim herrscht seit Langem akute Personalnot. Mehreren Mitarbeitern wurde gekündigt, viele sind freiwillig gegangen, außerdem ist der Krankenstand hoch. „Die Personalpolitik des Vorstands ist geprägt von Ausbeutung, Bedrohung und Mobbing“, heißt es in einer Stellungnahme des Betriebsrats. Alle Abteilungsleiter hatten im Oktober 2018 einen Brandbrief an den Vorstand unterschrieben. Titel: „Notstand in der Tierversorgung“.
Das sagt die Vereinsvorsitzende
Die Vereinsvorsitzende Sandra Gulla räumte auf Abendblatt-Nachfrage Probleme ein, betonte aber, dass die Versorgung der Tiere nie gefährdet gewesen sei. Aufgrund der Situation seien „verschiedene Maßnahmen ergriffen worden“.
Hintergrundbericht: Ausbeutung und Bedrohung
Mitarbeiter des Tierheims beteuern, dass sich die Situation seitdem noch verschlimmert habe. Das belegt der dem Abendblatt vorliegende Einsatzplan vom vergangenen Freitag. Aus dem geht hervor, dass von den 32 Vollzeit-Tierpflegern, die laut Dienstplan hätten anwesend sein sollen, lediglich 15 gearbeitet haben. Acht waren krank, sechs im Urlaub und drei bauten Überstunden ab.