Hamburg. Die Stadtentwicklungsbehörde nennt kein Datum. Das Projekt verzögert sich. Der Investor gibt der Stadt eine letzte Frist.

Stillstand. So kann der Ist-Zustand bei einem der wichtigsten Bauvorhaben in Hamburg mit einem Wort beschrieben werden. Es geht um die City-Hochhäuser am Klosterwall, die auch unter dem Namen City-Hof bekannt sind. Das Bezirksamt Mitte ist bereits Ende Mai 2018 ausgezogen. Die Türen und Fenster der vier Hochhäuser sind mit Holzplatten verrammelt.

Eigentlich möchte der Hamburger Projektentwickler Aug. Prien nur eines: „Die Häuser abreißen und mit der Neugestaltung des Areals in enger Abstimmung mit der Stadt starten“, sagte ­Geschäftsführer Jan Petersen dem Abendblatt. Dort sollen Büros, ein Vier-Sterne-Hotel, Einzelhandel, Gas­tronomie, Kultureinrichtungen sowie 150 Wohnungen entstehen. Auch eine Kita auf dem Dach ist geplant.

Aber schon jetzt ist der Zeitplan für das Bauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von etwa 250 Millionen Euro nach Abendblatt-Informationen nicht mehr einzuhalten. Eigentlich war eine Fertigstellung für Ende 2021 geplant. Dem Vernehmen nach geht der Projektentwickler inzwischen von Herbst 2022 aus. Aber warum passiert nichts auf dem Areal unweit des Hauptbahnhofs? Die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) hat bislang keine Abrissgenehmigung erteilt. Das bestätigte eine Sprecherin auf Anfrage. Ein Termin, wann diese erteilt werden soll, steht noch nicht fest. Dabei liegt der Abrissantrag seit Dezember 2017 vor.

Weiteres Angst-Szenario

Der Senat hatte „dem Abriss entsprechend den rechtlichen Grundlagen des Hamburger Denkmalschutzgesetzes aus überwiegenden öffentlichen Interessen“ laut Kulturbehördensprecher Enno Isermann bereits im Februar 2018 zugestimmt.

Doch dann trat das Unesco-Welterbezentrum auf den Plan. Es ging ­darum, ob ein Abriss der denkmalgeschützten City-Hochhäuser eine negative Auswirkung auf die sich dahinter befindlichen Weltkulturerbestätten Kontorhausviertel und Speicherstadt haben könnte. Im August verschafften sich zwei Expertinnen von Icomos International, die die Unesco beraten, einen Eindruck vor Ort. Im November gab es zunächst Entwarnung. Die ­Kulturbehörde gab bekannt, das Unesco-Welterbezentrum würde keine negativen Auswirkungen sehen. Doch kurze Zeit später meldeten sich wieder die Unesco-Berater und veröffent­lichten ein Statement, dass Icomos weiterhin Bedenken wegen eines Abrisses habe.

Aber es gibt noch ein weiteres Szenario, vor dem die Stadt Angst hat. Es könnte theoretisch sein, dass das Thema Abriss der City-Hochhäuser auf die Tagesordnung der Sitzung des Unesco-Welterbekomitees in Baku (Aserbai­dschan) – dieses tagt vom 30. Juni bis zum 10. Juli – gesetzt wird. Auf Abendblatt-Anfrage teilte ein Unesco-Sprecher in Paris jedoch mit, dass das bislang nicht der Fall ist.

Investor bietet 35,2 Millionen Euro für das Areal

Die Zeit rennt. Denn das Kaufangebot von Aug. Prien über 35,2 Millionen Euro für das Filetgrundstück wird nur wirksam, wenn bis Mitte April auch eine Abbruchgenehmigung vorliegt. Ansonsten könnte Prien zurücktreten, und die Stadt müsste, so ist es vertraglich geregelt, bestimmte aufgelaufene Kosten erstatten. Dazu zählt vor allem der Architektenwettbewerb, der weltweit ausgeschrieben worden war und dem Vernehmen nach mehr als eine halbe Million Euro gekostet hat.

Das an Aug. Prien ein „Erstattungsbetrag“ gezahlt werden müsste, bestätigte bereits im vergangenen Jahr ein Sprecher der Finanzbehörde. Außerdem müsste die Fläche neu ausgeschrieben werden. Ein jahrelanger Prozess. Die Sicherung der Hochhäuser, muss auch die Stadt bezahlen. Auf eine Anfrage des Abendblatts nach der Höhe der Kosten konnte die Behörde am Mittwochabend keine Zahl nennen.

Dem Abendblatt sagte Projektentwickler Petersen: „Sollte erkennbar sein, dass die Genehmigung bis Mitte April nicht vorliegen wird, werden wir uns mit der zuständigen Finanzbehörde zusammensetzen und nach einer gemeinsamen Lösung suchen.“ Diese sieht dem Vernehmen nach so aus, dass Petersen der Stadt eine letzte Frist bis Mitte Juli gewährt.

Dringenden Handlungsbedarf sieht SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf: „Die Neugestaltung des Areals am Klosterwall und der dafür notwendige Abriss der City-Hochhäuser ist eine wichtige städtebauliche Entwicklung für Hamburg. Der vorliegende Entwurf fügt sich auch harmonisch in das Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel ein.“ Kienscherf sagte weiter: „Ich bin sicher, dass mit der Neuordnung im ersten Halbjahr dieses Jahres begonnen werden kann.“