Dubai/Hamburg. Das sagte Airline-Präsident Sir Tim Clark Bürgermeister Peter Tschentscher in Dubai. Jedoch könnte es Probleme geben.

Eines kann man Peter Tschentscher jedenfalls nicht nachsagen: Dass es seinem Naturell entspricht, sich unentwegt in den Vordergrund zu drängen oder für sich besondere Aufmerksamkeit zu erwarten. Das zeigte sich auch zu Beginn der mittlerweile schon sechsten Auslandsreise des gefühlt immer noch ein bisschen neuen Hamburger Bürgermeisters. Auf dem Flug nach Dubai begnügte sich der SPD-Politiker, anders als viele der auf die Businessclass gebuchten Geschäftsreisenden, mit einem Fensterplatz mitten in der Economy-Klasse der Emirates-Boeing-777 – und bereitete sich dort mit Laptop auf das eng getaktete Programm seines anderthalbtägigen Besuchs im Golfemirat vor.

Nach der Landung wartet die Delegation des Senatschef um ein Uhr morgens stoisch vor dem Schalter, als der Einwanderungsbeamte plötzlich mal kurz gelangweilt von dannen spazierte, um erst ein paar Minuten später zurückzukehren. Dass ausgerechnet er von allen Delegationsmitgliedern seinen kleinen schwarzen Koffer als Letzter vom Band holen konnte, nahm Tschentscher ebenso gelassen. Kaum einmal drängt sich der 53-Jährige wie klassische Alpha-Politiker als Erster durch irgendwelche Türen, erst wenn die anderen Wert darauf legen, dass der Bürgermeister den Vortritt habe, geht er vorneweg. Vermutlich liegt es an dieser zurückhaltenden Attitüde, dass viele bis zum vergangenen Frühjahr vermuteten, dieser Mann wolle sicher nicht hoch hinaus – bis er sie eines Besseren belehrte und plötzlich Bürgermeister war.

Besuch in Dubai beginnt im Burj-Khalifa-Turm

Tatsächlich ganz nach oben wollte Tschentscher zunächst auch am ersten Tag des Besuchs in Dubai: Aber der Besuch des Burj-Khalifa-Turms, dem derzeit mit 828 Meter höchste Gebäude der Welt, wurde dann doch aus Zeitnot abgesagt.

Von der Aussichtsplattform aus hätte sich der Bürgermeister bei blauem Himmel und 29 Grad vermutlich ein spektakulärer Blick über das wuselige und boomende Golfemirat geboten, das mit seinen 3,1 Millionen Einwohner neben Abu Dhabi und fünf anderen Fürstentümern die Vereinigten Arabischen Emirate bildet. Aber natürlich war der Turmbesuch nicht der Hauptzweck der Reise. Vielmehr geht es um die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und dem Golfemirat, etwa in den Bereichen Digitalisierung und Gesundheitswirtschaft — und um die Kooperation mit Emirates Airline, die dreifach bedeutsam ist für die Hansestadt: Emirates ist wichtigster Airbus-Kunde, bietet den für Hamburg wichtigsten außereuropäischen Direktflug an – und ist Hauptsponsor des HSV.

Treffen mit dem Präsidenten der Fluggesellschaft

Am Sonntagmorgen traf Tschentscher sich in der Emirates-Zentrale mit Sir Tim Clark, dem langjährigen Präsidenten der Fluggesellschaft. Der Hamburger Bürgermeister regte dabei an, dass die Airline die Strecke doch bis nach New York verlängern könnte, so dass eine Verbindung Dubai–Hamburg– New York entstünde und damit ein Direktflug von Hamburg nach New York.

Der A380 schwebt nach Hamburg ein

Der Airbus A380-800 landet auf dem Hamburg Airport.
Der Airbus A380-800 landet auf dem Hamburg Airport. © dpa
Die Fluglinie Emirates nahm mit dem Airbus A380 jetzt den Liniendienst in die Hansestadt auf.
Die Fluglinie Emirates nahm mit dem Airbus A380 jetzt den Liniendienst in die Hansestadt auf. © Axel Leonhard
Er flog den Flieger in die Hansestadt: der gebürtige Hamburger, Kapitän Hauke Smid.
Er flog den Flieger in die Hansestadt: der gebürtige Hamburger, Kapitän Hauke Smid. © Michael Rauhe
Der Riesenjet ist sicher gelandet. Durch den Einsatz des A380 erhöht sich die Kapazität zwischen Hamburg und Dubai um
über 22 Prozent.
Der Riesenjet ist sicher gelandet. Durch den Einsatz des A380 erhöht sich die Kapazität zwischen Hamburg und Dubai um über 22 Prozent. © Axel Leonhard
Die Innenausstattung ist komfortabel.  An Bord der arbeiten 23 Flugbegleiter und
ein Cabin Service Assistant für die Spa-Duschen.
Die Innenausstattung ist komfortabel. An Bord der arbeiten 23 Flugbegleiter und ein Cabin Service Assistant für die Spa-Duschen. © Michael Rauhe
Seine Exzellenz Ali Abdulla Al Ahmed,  Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin, Emirates-Vorstand Thierry Antinori , Peter Tschentscher und Michael Eggenschwiler gemeinsam mit Emirates-Angestellten.
Seine Exzellenz Ali Abdulla Al Ahmed, Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin, Emirates-Vorstand Thierry Antinori , Peter Tschentscher und Michael Eggenschwiler gemeinsam mit Emirates-Angestellten. © Michael Rauhe
Flaggen schmücken den Flieger bei der Ankunft, die Flagge von Hamburg und die der Arabischen Emirate.
Flaggen schmücken den Flieger bei der Ankunft, die Flagge von Hamburg und die der Arabischen Emirate. © Airport Hamburg
Der Doppeldecker auf dem Rollfeld. Es gibt 517 Sitzplätze: 14 Privatsuiten in
First Class, 76 Flachbettsitze in Business Class (Oberdeck) und 427 Sitze in Economy Class
(Hauptdeck).
Der Doppeldecker auf dem Rollfeld. Es gibt 517 Sitzplätze: 14 Privatsuiten in First Class, 76 Flachbettsitze in Business Class (Oberdeck) und 427 Sitze in Economy Class (Hauptdeck). © Airport Hamburg
Sogar eine Bar bietet der Flieger. Über 6.000 Flugbegleiter
sind als Barkeeper ausgebildet, die in der Bord-Lounge 14 verschiedene Cocktails mixen.
Sogar eine Bar bietet der Flieger. Über 6.000 Flugbegleiter sind als Barkeeper ausgebildet, die in der Bord-Lounge 14 verschiedene Cocktails mixen. © Michael Rauhe
Bei der Ankunftsfeier: Thierry Antinori von Emirates und Flughafenchef Eggenschwiler.
Bei der Ankunftsfeier: Thierry Antinori von Emirates und Flughafenchef Eggenschwiler. © Michael Rauhe
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Dass es aus Hamburg solche wichtigen Direktverbindungen nicht gebe, sei ein echter Hemmschuh für die Ansiedlung mancher Unternehmen, das sei immer wieder von Firmenchefs zu hören.

Emirates-Chef Clark konnte Tschentscher Hoffnung machen. Eine Direktverbindung sei auf jeden Fall wirtschaftlich, habe der Emirates-Chef betont, sagte Tschentscher nach seinem Gespräch in der Emirates-Zentrale in Dubai.

Lufthansa verteidigt Marktposition

Allerdings gebe es aus Sicht von Emirates wohl Probleme mit dem Marktzugang. Clark habe moniert, dass die Lufthansa ihre Marktposition verteidige und offenen Wettbewerb vermeide. Ähnliche Probleme gebe es in den USA. „Ich werde das Thema mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) besprechen, um eine Lösung zu finden“, so Tschentscher. Clark selber sagte dem Abendblatt, es sei sinnvoll, dass die großen deutschen Städte solche Direktverbindungen bekämen.

Bei dem Gespräch war auch HSV-Clubmanager Bernd Wehmeyer anwesend, der an einer Verlängerung des Sponsoring-Vertrages arbeitet – und dabei jetzt von Tschentscher mit einer ungewöhnlichen Einladung unterstützt wurde.

Thema Digitalisierung

Zweiter Schwerpunkt des ersten Besuchstags war die Digitalisierung. Die „Smart Dubai“-Initiative, die Tschentscher am Sonntagmittag besuchte, hat hehre Ziele: So soll die Verwaltung des Emirats bis 2021 komplett papierfrei arbeiten, und alle Regierungsdienste sollen über eine App nutzbar sein. Schon jetzt misst die Regierung durch digitale Befragungen die Zufriedenheit der Bürger mit einem Glücks-Index. Dafür hat das Emirat seit einer Weile sogar eine eigenes Glücksministerium. Hamburg berichtete auch von eigenen Digitalisierungsprojekten, so von den Vorbereitungen für den ITS-Weltkongress, dem weltweit wichtigsten Treffen für Intelligente Transportsysteme, das mit voraussichtlich 15.000 Fachbesuchern für 2021 in der Hansestadt geplant ist.

Einladung zum ITS-Weltkongress

Tschentscher lud den Präsidenten der Handelskammer Dubai, Hamad Buamin, zum ITS-Weltkongress ein. Der bekennende Hamburg-Fan revanchierte sich mit einer Einladung zur Weltausstellung (Expo) 2020 nach Dubai. Am heutigen Montag besucht Tschentscher die Arab Health, die laut Senat zweitgrößte Medizinmesse der Welt. Am Nachmittag fliegt die Delegation zurück nach Hamburg.