Hamburg. “Donnerstagsräuber“ Michael J. werden bewaffnete Überfälle auf Haspa-Filialen vorgeworfen. Strate kennt ihn seit 30 Jahren.
Der inzwischen festgenommene Serien-Bankräuber Michael J. (70), besser bekannt als "Donnerstagsräuber", hat einen prominenten juristischen Beistand. Er wird vom renommierten Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate vertreten. "Ich bin seit 30 Jahren sein Anwalt", sagte Strate (68) dem Abendblatt und bestätigte damit einen Bericht der "Mopo". Sein Motiv: "Es hat sich so ergeben."
Tatsächlich übernahm Strate schon nach den ersten Taten des Bankräubers das Mandat. Nachdem Michael J. in den Jahren 1985 und 1986 in Hamburg Banken überfallen hatte, konnte jedoch selbst Strate im Prozess 1988 die 13 Jahre dauernde Haftstrafe für Michael J. in der berüchtigten Hamburger Justizvollzugsanstalt "Santa Fu" nicht verhindern. Dort war er einer der Rädelsführer während der Häftlingsrevolte im Mai 1990.
Aktuell wird dem Senior nach seiner Festnahme am 10. Januar nicht nur vorgeworfen, die Haspa an der Langen Reihe mit einer scharfen Waffe überfallen zu haben. Die Kripo prüft auch, ob der 70-Jährige für weitere Verbrechen infrage kommt. Zwei Banküberfälle werden dem Mann bereits angelastet. Im Januar 2017 soll er einem Mitarbeiter der Haspa in Altona in den Bauch geschossen und ihn schwer verletzt haben. Ein Banküberfall aus dem Jahr 2011 geht laut Ermittlern ebenfalls auf sein Konto.
Strate vertrat schon Maschmeyer, Böttcher und Falk
Nach seiner ersten verbüßten Haftstrafe war der gebürtige Bayer nach Kiel gezogen. Er soll auf Sylt gearbeitet haben, lebte inzwischen angeblich von einer schmalen Rente und Sozialleistungen, fuhr nach Angaben von flüchtigen Bekannten ein über mehr als 20 Jahre altes Auto. Trotz des erbeuteten Geldes: kein Luxus, keine Reisen. Er galt im Stadtteil Suchsdorf als „unauffällig und freundlich“.
Der auf Wiederaufnahmeverfahren spezialisierte Star-Verteidiger Strate vertrat unter anderem schon Carsten Maschmeyer, Monika Böttcher, die Kiez-Größe Burim Osmani oder den Terroristen Mounir al-Motassadeq. Auch Unternehmer Alexander Falk hatte Strate juristisch an seiner Seite. Zuletzt deckte Strate einen der größten Justizirrtümer der Gegenwart auf. Der zu Unrecht von der bayrischen Justiz verurteilte Gustl Mollath musste für seine siebeneinhalb Jahre dauernde, unrechtmäßige Unterbringung in der Psychiatrie entschädigt werden.