Hamburg . Die Edelkaufhäuser Galeries Lafayette und Breuninger sind als Hauptmieter im Gespräch. Markthalle mit Gastronomie weitere Option.
Luxusmarken, Modeketten aus den USA und England. Entertainment und Sternegastronomie. Das sollen Alleinstellungsmerkmale des neuen Einkaufsviertels im südlichen Überseequartier sein.
Das französische Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield entwickelt auf dem rund 67.000 Quadratmeter großen Areal direkt am Wasser das „Herz der HafenCity. Wir wollen mit diesem Projekt die Strahlkraft von Hamburg als Einkaufsmetropole deutlich ausbauen“, sagte Andreas Hohlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung in Deutschland, dem Abendblatt. Von bis zu 13 Millionen Besuchern pro Jahr gehen die Projektentwickler aus.
Es ist von einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro die Rede. Damit ist es aktuell wohl das bedeutendste Bauvorhaben in der Hansestadt. Die Baugrube ist ausgehoben.
Bauarbeiten bis 2022
Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant. Zunächst war von 2021 die Rede. Es herrsche Hochkonjunktur in der Baubranche, dementsprechend schwer sei es, Firmen zu finden, die dieses anspruchsvolle Projekt umsetzen, sagte Hohlmann. Die Ausschreibungen und Vergaben laufen. Inzwischen sind erste Verträge mit Baufirmen abgeschlossen, die nun im südlichen Überseequartier an der Realisierung des Milliardenprojekts arbeiten. Ab April sollen sich die ersten Kräne drehen, und der Rohbau wird beginnen. Es werde sogar ein eigenes Betonmischwerk am Hafenrand gebaut, kündigte Hohlmann an.
Frage des Tages
Die Entwicklung des südlichen Überseequartiers hat wenig mit den üblichen Shopping-Centern zu tun. Denn auf dem Areal entstehen nicht nur rund 200 Geschäfte und Gastronomie sowie eine Tiefgarage mit mehr als 2000 Parkplätzen und 3500 Fahrradabstellplätzen. Dort wird auch das 10.000 Quadratmeter große neue Kreuzfahrtterminal gebaut, drei Hotels realisiert. Dazu kommen insgesamt 48.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 650 Wohnungen im gehobenen Preissegment.
Wohnungen ebenfalls geplant
Dem Vernehmen nach wurde bereits eine „strategische Partnerschaft“ für rund 400 Wohnungen mit einem bekannten Hamburger Projektentwickler eingegangen.
Die Öffentlichkeit interessiert sich allerdings vor allen Dingen für das Einkaufsquartier über drei Ebenen. Dazu kommt ein Kaufhaus mit bis zu 15.000 Quadratmetern Fläche über vier Etagen. Im Mai soll dem Vernehmen nach der Ankermieter präsentiert werden. Die Verhandlungen sollen bereits weit fortgeschritten sein.
Louis Vuitton oder Gucci im Gespräch
In der Branche werden mehrere Namen gehandelt. Dazu gehört nach Abendblatt-Informationen die Luxuskaufhauskette Breuninger, die bislang vor allem an Standorten in Süddeutschland, aber auch in Düsseldorf vertreten ist. Auch die französische Nobelwarenhauskette Galeries Lafayette mit dem berühmten Stammhaus in Paris und mit einem Ableger in Berlin an der Friedrichstraße wird genannt. Dem Vernehmen nach hat auch die angesagte englische Kaufhauskette John Lewis&Partners Interesse, in das südliche Überseequartier zu ziehen und hier den ersten Standort in Deutschland zu eröffnen.
Nach Abendblatt-Informationen sollen auch Luxusboutiquen wie beispielsweise Louis Vuitton oder Gucci in die Kaufhausfläche integriert oder im direkten Umfeld angesiedelt werden.
Zu den möglichen Ankermietern möchte sich Hohlmann nicht äußern, bestätigte allerdings: „Das Interesse ist groß, und wir führen dazu Gespräche mit mehreren Unternehmen. Wir setzen auch auf das Luxussegment, aber es geht vor allem darum, dass es sich um trendige Konzepte handelt.“
Investment trotz Leerstands
In der Innenstadt stehen immer mehr Flächen leer, warum investiert Unibail-Rodamco-Westfield da in ein Einkaufsquartier mit mehr als 80.000 Quadratmetern Fläche? „Der Standort in diesem jungen Stadtteil ist für unser Projekt ideal. Wir schaffen hier ein lebendiges Quartier, das es so in Hamburg noch nicht gibt. Zudem setzen wir vor allen Dingen auf Marken, die in der Innenstadt noch nicht vertreten sind. Dazu kommen Entertainment und Gastronomie“, sagt Unibail-Entwicklungschef Dirk Hünerbein.
Durch die Übernahme von Westfield, die 35 Shopping -Center sowie sechs große Einzelhandelsflächen in Flughäfen in England und den USA betreiben, „haben wir natürlich auch angesagte Marken aus diesen Ländern im Blick, die es teilweise noch nicht mal auf dem deutschen Markt gibt“, so Hünerbein. Ziel sei es, vor allem auf den größeren Flächen ab 1.000 Quadratmetern Flagship-Stores anzusiedeln. Auch dazu würden bereits Gespräche geführt. Etwa 50 Prozent der Flächen sollen an Modeanbieter vermietet werden. Es ist die Rede davon, dass die Projektentwickler davon ausgehen, dass es pro Fläche bis zu drei Interessenten geben wird, „wir lassen uns das Konzept detailliert vorstellen und entscheiden uns dann für das, was zu diesem Standort passt“, sagt Hünerbein.
Idee einer Markthalle
Nach Abendblatt-Informationen ist eine weitere Idee der Investoren, eine Markthalle im südlichen Überseequartier mit zahlreichen Gastronomieanbietern zu integrieren. Vorbild dafür ist zum Beispiel die spanische Metropole Barcelona. Auch ansonsten soll Gastronomie, bis zu 46 Gastro-Einheiten sind insgesamt geplant, eine große Rolle spielen: „Wir wollen dort ein Angebot schaffen, das von Sportbars über bekannte Gastronomieketten bis hin zum Sternerestaurant reicht. Auch abends soll das Quartier zum Hotspot werden“, sagt Hohlmann. Dazu soll auch ein großes Kino beitragen, ebenso wie regelmäßige Events.
Drei Hotels im Gebiet
Auch zu den Hotelplänen konnte das Abendblatt Details erfahren. Der französische Konzern Accor, zu dem beispielsweise Ketten wie Sofitel, Pullmann, Mercure und Ibis gehören, hat den Zuschlag für einen Gebäudekomplex mit drei Hotels und insgesamt etwa 850 Zimmern erhalten. Es sollen drei unterschiedliche Marken dort einziehen. Das Angebot reicht von Vier-Sterne-Plus über Mittelklasse bis hin zu einem Low-Budget-Hotel.
Die Projektentwickler kennen die Kritik von Politik und Einzelhandel aus der City, die in dem südlichen Überseequartier eine Konkurrenz sehen: „Die Innenstadt und das südliche Überseequartier werden voneinander profitieren. Denn wir werden mit unserem Angebot noch mehr Kunden anziehen, die sicherlich auch einen Abstecher in die City machen werden“, sagte Hohlmann.