Hamburg. Pavillon-Inhaber am U-Bahnhof Hallerstraße klagt über Einbußen, auch weil Bauarbeiten vor der Tür länger dauern.

Zu wenigen Orten in Hamburg passt das Prädikat „klein, aber fein“ besser als zu der Bücherstube Stolterfoht. Auf lediglich 44 Quadratmetern lassen sich in Hamburgs kleinstem Buchladen literarische Juwelen entdecken. Keine Stapelware, sondern „ausgewählte Literatur der Belletristik“ bestimmt das Sortiment des Pavillons an der Rothenbaumchaussee.

Inmitten der Bücher sitzt Frank Bartling. Der Soziologe und Literaturwissenschaftler ist schon seit mehr als 20 Jahren Inhaber. Doch in jüngster Zeit bereitet sein Laden ihm Sorgen: Nicht nur das Weihnachtsgeschäft ist „wesentlich schlechter“ ausgefallen als erhofft. Der Grund: Seit Mitte vergangenen Jahres ist direkt vor seiner Tür eine Baustelle. Fahrbahn und Gehwege werden erneuert, überall sind Absperrungen.

Dickes Minusgeschäft

Der Gehweg, der von der U-Bahn-Haltestelle Hallerstraße zu seinem Buchladen führt, ist durch die Absperrung so verengt, dass es potenziellen Kunden „fast unmöglich ist, überhaupt einen Blick in mein Schaufenster zu werfen“, sagt Bartling. Da zu seinem Kundenstamm vor allem ältere Menschen zählen, habe das baustellenbedingte Verschwinden sämtlicher Parkplätze sogar jene abgeschreckt, die ihm über die Jahre die Treue gehalten haben. Das Weihnachtsgeschäft, das Bartling selbst als „die wichtigste Phase des Jahres“ bezeichnet, habe „gravierende Einbußen“ mit sich gebracht und zu einem „dicken Minusgeschäft“ geführt.

Hinzu kam: Eigentlich sollten die Bauarbeiten Anfang Dezember abgeschlossen sein; dann wurde das Ende auf Mitte Februar verschoben. „In den letzten drei Wochen habe ich hier nicht einen Einzigen arbeiten sehen“, empört sich Bartling. In die baulichen Planer der Stadt hat er wenig Vertrauen. Stattdessen fordert er ein „deutlich forcierteres Arbeiten, damit dieser Quatsch endlich mal ein Ende hat“.

Leidenschaftliche Kunden

Ans Aufgeben hat Frank Bartling trotz aller Schwierigkeiten „noch nie gedacht“. Der bekannte Hamburger Architekt Werner Kallmorgen, Erbauer des Elbphilharmonie-Sockels Kaispeicher A, entwarf den kleinen Pavillon bereits 1948 für seine Freundin Greta Stolterfoht als Buchladen. Das Geschäft in dem kleinen Holzbau an der U-Bahn-Haltestelle ist vor allem bei Kennern beliebt und bekannt.

„Die Wahrscheinlichkeit guter Bücher ist hier eben sehr, sehr groß“, sagt Sebastian Schulin, der schon seit vielen Jahren zu den „klassischen, anspruchsvollen und leidenschaftlichen Kunden“ gehört.

Bücherstube Stolterfoht,
Rothenbaumchaussee 100 (U-Bahnhof
Hallerstraße), Mo–Fr 10-18.30, Sa 10–13 Uhr;
Telefon 040/410 15 80