Hamburg. 300 Beispiele. Für welche Mieter und Eigentümer es günstiger wäre – und für welche um ein Vielfaches teurer.

Diese Zahlen werden die erhitzte Debatte um die Reform der Grundsteuer weiter befeuern: Die Finanzbehörde hat auf Basis des Vorschlags von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) errechnet, was diese Reform für die Hamburger bedeuten würde. Und anhand der fast 300 realen Beispiele, die dem Abendblatt vorliegen, lässt sich festhalten: Die Absurditäten der bestehenden Rechtslage – die das Bundesverfassungsgericht verworfen hat und bis Ende 2019 vom Gesetzgeber neu regeln lassen will – werden zwar etwas abgemildert. Scholz’ Ziel, das Aufkommen aus der Grundsteuer nicht zu steigern, erfüllt sich dagegen nicht: Zumindest auf Basis der 300 Beispiele würden die Einnahmen um fast 20 Prozent steigen. Für einige Bürger gäbe es zwar leichte Entlastungen, für andere käme es aber auch knüppelhart. Eine klare Tendenz gibt es nicht.

So würde die Grundsteuer für Einfamilienhäuser im Schnitt um fast 70 Prozent steigen, für ein Haus in Rotherbaum (Baujahr 1952, 210 Quadratmeter Wohnfläche auf 1300 Quadratmeter Grundstück) sogar von 1437 auf 6399 Euro. Bei Eigentumswohnungen bliebe die Belastung dagegen im Durchschnitt gleich, im Einzelfall aber uneinheitlich: So stiege die Steuer für eine Wohnung in Othmarschen (1981, 136 Quadratmeter) von 726 auf 1839 Euro, für eine 120-Quadratmeter-Wohnung (1963) im Spadenland sinkt sie von 944 auf 344 Euro.

Steigerung um gut zwölf Prozent für Mehrfamilienhäuser

Für Mehrfamilienhäuser, in denen die meisten Hamburger leben, würde die Grundsteuer nach dem Scholz-Modell im Durchschnitt um gut zwölf Prozent steigen: So würden für ein 2018 erbautes Wohnhaus in der südlichen Altstadt (2537 Quadratmeter) statt 2819 künftig 9666 Euro fällig. Eine Durchschnittsgröße der Wohnungen von 65 Quadratmetern vorausgesetzt, ergäbe sich eine Mehrbelastung von rund 170 Euro pro Mieter.

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Es gibt aber auch Gegenbeispiele: So würde die Grundsteuer für ein großes Mietshaus in Stellingen (1975, 9135 Quadratmeter) von 29.658 auf 19.962 Euro sinken – eine Ersparnis von rund 70 Euro pro Wohnung. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sieht den Scholz-Vorschlag unverändert skeptisch: „Die Übersicht wirft die Frage auf, ob das versprochene Mehr an Grundsteuergerechtigkeit mit diesem Modell wirklich erreicht wird.“