Hamburg. Hamburgs Ballettintendant gab am Freitagvormittag seinem Partner das Jawort – an einem ganz besonderen Ort.

Sie machten sich selbst das denkbar schönste vorweihnachtliche Geschenk: Am Freitag um 11 Uhr ließen sich John Neumeier und Hermann Reichenspurner trauen. Hamburgs Ehrenbürger und Intendant des Hamburg Balletts sagte im Rathaus Ja zu seinem langjährigen Lebenspartner Hermann Reichenspurner, dem renommierten Herzchirurgen und Chef des Universitären Herzzentrums des UKE. „Wir wissen schon lange, dass wir füreinander bestimmt sind“, sagte Reichenspurner mit weicher Stimme am Tag der Hochzeit.

Während es draußen regnete und die ersten Besucher über den Weihnachtsmarkt spazierten, fand im Phönixsaal des Rathauses – einem Raum, reich an Holzverzierungen, Lüstern und rotbraunen Wänden – die Zeremonie statt. Hier finden nur einmal monatlich vier Trauungen statt, „für einen Ehrenbürger somit adäquat“, sagte Reichenspurner stolz.

Mit dabei waren lediglich der Fotograf des Hamburg Balletts und die Trauzeugen der beiden Männer: Reichenspurners Bruder kam aus Bayern angereist, wo er nahe dem Chiemsee lebt. John Neumeier wurde von seiner Vertrauten und Assistentin Catherine Dumont begleitet, die selbst mehr als 16 Jahre als Solistin unter seiner Führung auf der Bühne stand.

Neumeier und Reichenspurner sind seit 14 Jahren ein Paar

Seit 14 Jahren sind Neumeier (79) und Reichenspurner (59) ein Paar, doch warum warteten sie so lange damit, ihre Partnerschaft offiziell zu machen? „Tatsächlich ist es schon ganz lange in Planung“, sagte Reichenspurner, „aber es scheiterte immer wieder aus Termingründen – John ist mit der Compagnie viel unterwegs und beschäftigt, ich habe auch Termine.“

Deshalb waren beide Männer froh, dass eine Frau „die Angelegenheit in die Hand genommen“ hatte: Catherine Dumont durchstöberte beide Terminkalender und fand schließlich das vorweihnachtliche Datum, das sich perfekt zum Heiraten eignete. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Reichenspurner, „unsere Beziehung funktioniert seit Jahren hervorragend, denn wir wissen beide, wie der andere tickt, und brauchen oft nicht einmal miteinander zu sprechen und wissen dennoch, was der andere meint.“

Ihr Glück mit anderen teilen möchten die frisch Vermählten noch am Abend: „Wir nutzen die Weihnachtsfeier der Compagnie, die heute bei John zu Hause stattfindet, und verkünden es allen“, sagte der Herzspezialist, „denn die Tänzer, die Compagnie, das ist ja unsere Familie.“

Das Paar lebt nicht zusammen

Zu Hause an der Eppendorfer Geffckenstraße, da ist auch das Ballett-Museum und die Stiftung des 79-jährigen Neumeier, der in den Jahrzehnten seiner künstlerischen Arbeit als Tänzer, preisgekrönter Chefchoreograf, Ballettdirektor und Träger des Bundesverdienstkreuzes viele hochkarätige Exponate gesammelt hat. „Dort fühlen sich auch die Tänzer, die ja aus der ganzen Welt hierherkommen, immer sehr wohl“, erzählt Reichenspurner, der Neumeier so oft es seine OP-Termine zulassen, zu Gastspielen und Tourneen begleitet. Er selbst lebt weiterhin nicht mit seinem Gatten Neumeier zusammen, jedoch nur wenige Gehminuten von ihm entfernt.

Den ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt hatten die beiden übrigens im Jahr 2007. Seitdem sind die Männer oft zusammen zu sehen, sie unterstützen sich: „Mit dem Unterschied, dass ich in die Oper gehe, John jedoch nicht mit in den Operationssaal kommt“, witzelte Hermann Reichenspurner. Und das wird sich auch nach der Heirat nicht ändern.