Hamburg. Karl Lauterbach: “Ärzte ab mittwochs auf dem Golfplatz.“ Hamburger Ärztechef Plassmann reagiert mit harschen Worten.
Er ist das Hassobjekt der deutschen Ärzte. Herr Professor Dr. hat schon mehrfach für Aufregung gesorgt. Doch jetzt hat der in Attacke erprobte Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD) sogar die besonnene Kassenärztliche Vereinigung Hamburg auf die Palme gebracht. Der Genosse von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks sprach davon, dass niedergelassene Ärzte in Deutschland ab mittwochs auf dem Golfplatz statt in der Praxis anzutreffen seien.
Viele würden weder mittwochs noch freitags an den Nachmittagen arbeiten, sagte Lauterbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung". „Der ein oder andere Arzt wird ab Mittwochnachmittag auf dem Golfplatz gesehen.“ Lauterbach drohte den Ärzten mit neuen Gesetzen zu mehr Terminangeboten für Patienten. Die hätten darunter zu leiden, dass sie bei Fachärzten oft lange auf Termine warten müssten.
"Lauterbach beleidigt die Ärzte dummdreist"
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann, wies das energisch zurück. „Es ist eine Beleidigung des ärztlichen Engagements, mit einer solchen dummdreisten Stimmungsmache die Agenda der großen Medizinischen Versorgungszentren befördern zu wollen."
Denn Lauterbach sprach sich dafür aus, die Medizinischen Versorgungszentren (MZV) zu stärken, in denen mehrere Ärzte arbeiteten. Dort, so Lauterbach, könnten Ärzte im Mehrschichtenbetrieb von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends Termine anbieten. Allerdings werden diese MVZ zumeist von Krankenhauskonzernen oder Finanzinvestoren betrieben, die SPD-Urgestein Franz Müntefering einst als "Heuschrecken" bezeichnete. Dass Lauterbach ihnen und den Krankenhäusern das Wort redet, überrascht. Oder doch nicht? Lauterbach saß jahrelang im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken. Die AG wird gelenkt von institutionellen Anlegern.
Aufforderung zu Entschuldigung
Hamburgs KV-Chef Plassmann sagte, Lauterbachs Worte seien ein „Schlag ins Gesicht“ für alle Ärzte, die während der Feiertage den Notdienst für die Bevölkerung aufrechterhalten. Plassmann: „Herr Lauterbach hätte sich besser bei den Ärzten bedanken sollen, die die medizinische Versorgung sicherstellen, während er selbst auf dem Sofa sitzen oder Golf spielen gehen kann.“
Der Hamburger HNO-Arzt und Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Dirk Heinrich, forderte Lauterbach schriftlich auf, sich zu entschuldigen. Heinrich zählte auch die Öffnungszeiten-Vorstellungen des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Kassen-Spitzenverbandes, Johann-Magnus Freiherr von Stackelberg zu Lauterbachs Vorstoß: „Was diese beiden Herren hier veranstalten, ist ein absichtlich grobes Foul und soll vom eigenen Versagen ablenken."
Beide seien noch nie in der Versorgung kranker Menschen tätig gewesen und hätten "auch sonst vom Alltag und den Realitäten in den Arztpraxen keine Ahnung". Heinrich: "Zynischer und niederträchtiger kann man eine Berufsgruppe nicht diskreditieren."