Hamburg . An immer mehr Gepäckautomaten können Passagiere ihre Koffer selbst aufgeben. Jetzt macht auch Eurowings mit.

In diesen Tagen herrscht am Flughafen Hochbetrieb. Etwa 135.000 Passagiere, die über Weihnachten in den Urlaub oder zu ihren Liebsten fliegen, werden erwartet. Damit liegt der Flugverkehr nach Airport-Angaben etwas über dem Vorjahresniveau. Der Freitag ist mit etwa 25.000 abreisenden Fluggästen der verkehrsreichste Tag. Doch es gibt inzwischen eine Möglichkeit, lange Schlangen beim Einchecken zu vermeiden.

Gepäckaufgabe vollautomatisiert

Im Terminal 1 bieten zehn „Self Bag Drop“-Automaten die vollautomatisierte Gepäckaufgabe. Bislang konnten nur Passagiere der Airlines KLM, Air France und Easyjet die Möglichkeit nutzen, neuerdings auch jene Eurowings. Zehn weitere Gepäckautomaten sollen im März 2019 in Betrieb genommen werden. Das Abendblatt hat die Automaten auf ihre Bedienerfreundlichkeit getestet.

Die Anleitung ist tatsächlich leicht zu verstehen. Ehe man seinen Koffer los wird, muss man sich selbstständig einchecken. Das erfolgt mobil, online oder an den vier separaten Schaltern. Man legt den Koffer auf das Band und scannt das mobile oder Papier-Ticket oder die ausgedruckte Bordkarte mit dem Barcode ein. Auf einem elektronischen Bedienfeld versichert der Passagier, dass er keine unerlaubten Gegenstände dabei hat.

Beim Test des Self Bag Drop am Airport
Beim Test des Self Bag Drop am Airport © THORSTEN AHLF

Übergepäck kann man umpacken

Das Gepäck wird gewogen und vermessen – und schon druckt der Automat den selbstklebenden Gepäckstreifen aus. Hat man Übergepäck, dann kann man auf zwei Metalltischen umpacken oder am Automaten den fälligen Betrag bezahlen. Schließlich setzt sich das Fließband in Bewegung und der Koffer verschwindet hinter einem Sichtschutz. Das dauert keine fünf Minuten. Alles bekannte Abläufe, die zuvor vom Flughafenpersonal übernommen wurden und nun vom Passagier selbst getätigt werden.

Jeder vierte Reisende nutzt neues System

Hat der Einsatz der neuen Geräte Auswirkungen auf Arbeitsplätze? Nein, versichert Janet Niemeyer, Sprecherin des Hamburg Airports. Die Arbeit verlagere sich nur: Von dem Bereich vor dem Gepäckband zu den Gates hinter der Sicherheitskontrolle. Ein Abbau von Stellen sei nicht zu befürchten, sagt Niemeyer.

Zudem erfordere die vollautomatisierte Gepäckaufgabe eine durchgängige Besetzung von zwei Servicekräften, die als Ansprechpartner zu Verfügung stehen – anders als bei den nur temporär besetzten Schaltern der Airlines, sagt Mirjam Fröhlich, Projektleiterin Self Bag Drop am Airport.

Hat jemand Probleme, dann kann er Hilfe rufen

Hat ein Passagier ein Problem, dann kann er auf dem Bedienfeld einen Knopf drücken und einen der Helfer, die sich selbst „Floor-Walker“ nennen, rufen. Der große Gewinn bei der selbstständigen Gepäckaufgabe sei ohnehin, dass diese von morgens um vier bis abends um neun zugänglich seien und nicht lediglich zwei Stunden vor Abflug, wie das bei vielen herkömmlichen Check-In-Schaltern der Fall sei, sagt Mirjam Fröhlich.

Eurowings bietet derzeit beide Möglichkeiten an

Eurowings, die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft am Hamburger Flughafen, bietet den Self Bag Drop-Service seit Dezember 2018 ebenfalls an. Im Gegenteil zu Easyjet ist es Eurowings-Kunden aber auch noch möglich, einen regulären Schalter zu nutzen. Easyjet-Kunden müssen auf diesen Service am Hamburger Flughafen dagegen verzichten. „Passagiere von Eurowings erleben durch unsere modernen Self Bag Drop-Automaten ein noch größeres Service-Angebot“, sagt Fröhlich.

Allerdings sind nicht alle Flugreisenden am Donnerstagmorgen begeistert. Antonella Petraroia nutzt die Automaten zum zweiten Mal und findet sie „furchtbar“. „Passend zur Servicewüste Deutschlands“, sagt Petraroia. Das Gerät habe sich bei ihr aufgehängt und eher Zeit gefressen als eingespart. Auch Christa Stuht vermisst den Service. „Fehlt nur noch, das Flugzeug selbst starten zu müssen“, sagt sie.

Der neue Gepäckbereich
Der neue Gepäckbereich © T. Ahlf

Ein anderer Passagier sagt, eigentlich seien ihm Schalter lieber, aber wenn die Wartezeit zu lange sei, dann bevorzuge er Automaten. Karl-Heinz Sommer benutzt die automatische Gepäckaufgabe heute zum ersten Mal: „Zwar ein bisschen ungewöhnlich“, sagt er, aber es laufe problemlos.

Im Vergleich zu der langen Schlange am gegenüberliegenden Schalter leert sich die Reihe vor dem Self Bag Drop im Nu. Janet Niemeyer kommentiert die Reaktionen der Passagiere: „Es ist wie bei vielen anderen Dingen, auch daran gewöhnen sich die Menschen.“