Hamburg. Grundschule soll doppelt so groß werden wie bisher. Der Elternrat fühlt sich von der Behörde übergangen und fürchtet aggressive Kinder.
Aufregung um die Schulerweiterungspläne in Altona: Weil der Grundschulzweig der Max-Brauer-Schule doppelt so groß werden soll wie bislang, regt sich Widerstand bei den Eltern. Sie fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt, sorgen sich um ihre Kinder.
„Wie kann man eine Stadtplanung ohne Schulentwicklungsplan machen?“, fragt sich Silke Stahn vom Elternrat der Max-Brauer-Schule in Altona. Es sei doch vorhersehbar gewesen, dass mit dem Bau von neuen Wohnungen auch mehr Kinder in der Stadt wohnen.
Grundschule wird doppelt so groß
Der Grundschulzweig der Stadtteilschule soll laut Schulbehörde von derzeit drei Klassen pro Jahrgang auf sechs Klassen in den kommenden fünf Jahren verdoppelt werden. Statt wie bislang 276 Grundschüler (ohne die Vorschulklassen) besuchen dann mit den Vorschulklassen rund 600 Jungen und Mädchen die Grundschule, hinzu kommen Schüler bis zur siebten Klasse, die auf demselben Gelände sind. Insgesamt sind dort dann zwölf Schulklassen. „Wir waren zehn Jahre lang ohnehin Baustelle und nun soll es von vorn losgehen“, so Stahn. Ihre Sorge: „Das System ist an der Grenze. Es wird immer dichter. Das fördert Aggression und Gewalt unter den Schülern.“ Ohnehin könnten sich die Grundschüler bei einer Erweiterung nur schwer auf dem Gelände zurecht finden, es fehlten Nischen. Die Eltern fühlen sich von der Behörde übergangen.
Die Max-Brauer-Schule hat an ihrem Standort Bei der Paul-Gerhardt-Kirche in Ottensen ausreichend große Flächen für eine Erweiterung, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Zudem gehöre das Grundstück der Stadt. Schulsenator Ties Rabe (SPD): „Schon jetzt gibt es für die Max-Brauer-Schule deutlich mehr Anmeldungen als Plätze, daher ist es eine kluge Idee, die dort vorhandene Fläche zu nutzen, damit Ottenser Erstklässler wohnortnah zur Schule gehen können.“
Kritik, dass die Schule zu spät von diesen Plänen wusste, weist die Behörde zurück: Die Pläne zur Erweiterung seien der Schulleitung seit dem Sommer bekannt. Nun würden weitere Gespräche geführt. Die Behörde erwartet von den Eltern und Lehrern an der Max-Brauer-Schule Solidarität. „Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe für alle Schulen im Stadtteil. “
Die Grundschule der Max-Brauer-Schule werde auch nach dem Ausbau auf sechs Züge pro Jahrgang bei weitem nicht die größte Grundschule sein. Größer sind aktuell mit jeweils sieben Zügen die Grundschulen Sternschanze, Elbinsel, Adolph-Schönfelder, Genslerstraße und In der alten Forst. Gleich groß mit sechs Zügen wären: Neugraben, Mümmelmannsberg, Thadenstraße, Fritjof-Nannsen und An der Seebek.
Neue und größere Schulen für Altona
Tatsächlich ist die Max-Brauer-Schule nicht die einzige im Bezirk, die erweitert wird. So wird die Ganztagsschule "An der Elbe" statt einzügig in den kommenden Jahren vierzügig werden, die Theodor-Haubach-Schule (Altona-Nord) wird von drei auf sieben Parallelklassen vergrößert. Ebenfalls erweitert werden die Grundschulen Rothestraße (Ottensen), Mendelssohnstraße (Bahrenfeld) und die Loki-Schmidt-Schule am Othmarscher Kirchweg (Othmarschen). Neue Grundschulen gebaut werden am Altonaer Krankenhaus und an der Trabrennbahn in Bahrenfeld.
Kritik kommt von der Opposition. Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin in der Bürgerschaft, stört das Vorgehen der Behörde: „Warum ist es so schwer, mit den Schulen gemeinsam die Entwicklung zu planen? Der Senat kriegt es einfach nicht hin, auf Augenhöhe mit den Praktikern vor Ort, die Bedarfe der Schulen und der Schüler zu besprechen.“
Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ärgert sich ebenfalls: „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es neue Schulentwicklungspläne in den Bezirken braucht, um steigenden Schülerzahlen und wachsenden Quartieren Rechnung zu tragen.“ Die CDU setze sich dafür ein, die Klassenzüge pro Jahrgang und Schule zu begrenzen.
Dass die Behörde unzureichend auf die Bevölkerungsentwicklung reagiert, erklärt der Behördensprecher so: Die Zahl der Schülerprognosen seien anders als erwartet, auch weil Familien mit Kindern zunehmend in der Stadt wohnen blieben.