Hamburg. Pädagogen warnen vor einer erneuten Debatte über die Schulstruktur. G9 bringe nicht die erhoffte Entschleunigung an Gymnasien.

Wenn die Hamburger Christdemokraten auf ihrem Landesparteitag am heutigen Dienstagabend darüber diskutieren, ob die Schulzeit am Gymnasium wieder von acht auf neun Jahre verlängert werden soll, dann liegt ein klares Votum eines Teil der Betroffenen bereits vor. Die Gymnasial-Schulleiter lehnen den Abschied von der Schulzeitverkürzung, die der damalige CDU-FDP-Schill-Partei-Senat 2002 gestartet hatte, entschieden ab.

„Es gibt in Hamburg, anders als in anderen Bundesländern, mit der Stadtteilschule bereits eine profilierte Schulform, die das Abitur in neun Jahren anbietet“, heißt es in einer Erklärung der Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VLHGS). Schüler und Eltern könnten sowohl am Ende der Grundschulzeit als auch am Ende der zehnten Klasse entscheiden, ob sie ein Lernjahr mehr bis zum Abitur als am Gymnasium benötigen. „G8 am Gymnasium hat sich bewährt“, schreiben die Schulleiter.

Umstellung auf G9-System würde „wichtige Ressourcen binden"

Die Pädagogen warnen vor einer erneuten Debatte über die Schulstruktur. „Diese Debatte, die aus unserer Sicht unweigerlich mit einer Rückkehr der Gymnasien zu G9 verbunden wäre, ist für Gymnasien und Stadtteilschulen gleichermaßen schädlich und würde erhebliche negative Auswirkungen auf die Qualitätsentwicklung des Unterrichts haben“, so die Schulleiter. Die Umstellung auf das G9-System würde „wichtige Ressourcen von Lehrkräften über Jahre hinweg massiv binden“. So müssten unter anderem alle schulischen Curricula angepasst werden.

Die erhoffte Entschleunigung der Lernzeit an Gymnasien entstehe nicht „durch das Aufreißen einer neuen Baustelle im Rahmen der Rückkehr zu G9“, sondern nur durch die qualitative Weiterentwicklung des Unterrichts im achtjährigen Bildungsgang. „Wir fordern deshalb alle politischen Parteien in Hamburg auf, im Hinblick auf die Bürgerschaftswahlen 2020 auf eine fruchtlose Schulstrukturdebatte zu verzichten und stattdessen in einen Wettstreit der Ideen für eine qualitative Verbesserung des Unterrichts einzutreten“, heißt es in dem VLHGS-Papier. Die CDU will auf Antrag des Landesvorstands über eine Art Öffnungsbeschluss abstimmen, der vorsieht, die Frage nach dem Ob und Wie einer Rückkehr zu G9 am Gymnasium im Rahmen des CDU-Wahlprogramms zu klären.