Kreis Pinneberg. Unter den elf Schulen im Kreis bieten zwei Einrichtungen in Quickborn und Barmstedt noch zusätzlich das Turbo-Abi nach acht Jahren an.
Die Gymnasien in Schleswig-Holstein kehren laut Vorgabe des Landes zum Abitur nach neun Jahren (G9) zurück. Zwei der elf Schulen im Kreis Pinneberg wollen weiter G8 anbieten. Es handelt sich um das Elsenseegymnasium in Quickborn und das Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt. Beide streben laut Beschluss der Schulkonferenz ein paralleles Angebot von G8 und G9 an. Das Land muss noch zustimmen.
Dieses sogenannte Y-Modell fand bereits die vergangenen Jahre an beiden Schulen Anwendung. Allerdings kam in Quickborn drei Jahre in Folge keine G8-Klasse mehr zustande, in Barmstedt war dies zwei Jahre hintereinander der Fall. „Bisher war G8 die Regel, G9 die Ausnahme. Künftig ist dies umgekehrt“, sagt Michael Bülck, Schulleiter des Elsenseegymnasiums. Daher sei er optimistisch, dass auch in Zukunft der achtjährige Weg zum Abitur an seiner Schule wieder nachgefragt werde.
Bülck: „Wir blicken auf eine lange Tradition des parallelen Angebots von G8 und G9 zurück, das an unserer Schule sehr positiv wahrgenommen wird.“ Daher habe die Schulkonferenz einstimmig entschieden, das Y-Modell auch in Zukunft beizubehalten. „Es gibt Schüler, die schneller lernen können. Wir würden uns freuen, wenn sie das Angebot annehmen, bei uns das Abitur nach acht Jahren abzulegen“, so der Schulleiter weiter.
Ob in Quickborn (derzeit 768 Schüler) wieder eine G8-Klasse zustande kommt, entscheidet sich im März, wenn der Anmeldezyklus für das Schuljahr 2018/2019 beginnt.
Auch in Barmstedt (784 Schüler) fiel vorige Woche die Entscheidung, beide Wege zum Abitur anzubieten. „Wir waren schon immer Y-Schule und haben jetzt den Vorteil, dass wir uns nicht umstellen müssen“, sagt Oberstufenleiter Mario Bäumer. Die große Mehrheit von Schülern, Lehrern und Eltern sei dafür gewesen, die Wahlfreiheit beizubehalten. „Wir haben ganz viele Schüler, die mit G8 sehr positive Erfahrungen gemacht haben“, sagt Bäumer. Künftig habe seine Schule, was G8 angeht, fast so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. „Ob dieses Angebot angenommen wird, bleibt abzuwarten“, sagt Bäumer.
Sehr intensiv wurde am Uetersener Ludwig-Meyn-Gymnasium die künftige Ausrichtung diskutiert. „Wir haben die Rückmeldung erhalten, dass wir G8 sehr gut umgesetzt haben“, so Schulleiter Alexej Stroh. Am Ende habe sich die Schulkonferenz mit Mehrheit für eine Rückkehr zum neunjährigen Abitur entschieden. Stroh sieht nun „eine Herausforderung auf den Schulträger“ zukommen. „Wir haben schon jetzt eine angespannte Raumsituation, nutzen Container auf dem Schulhof und auch mehrere Räume in der Rosenstadtschule.“ 1050 Schüler besuchen das Uetersener Gymnasium, das in manchen Jahrgängen inzwischen sechszügig ist.
Von einem intensiven Austausch an der Schule spricht Jula Rohde, Chefin der Pinneberger Brahms-Schule mit aktuell 1100 Gymnasiasten. „Es gab sowohl für G9 als auch für G8 gute Argumente. Letztlich aber wurde in der Schulkonferenz kein Antrag gestellt, sodass wir laut Schulgesetz zu G9 zurückkehren.“ Auch wenn es nun zu einer Entzerrung der Stundenkontingente komme, werde die inhaltliche Ausrichtung der Schule bleiben. Rohde rechnet mit steigenden Anmeldezahlen in der Zukunft und prophezeit einen steigenden Raumbedarf. „Wir benötigen in Zukunft zusätzliche größere Klassenräume.“ Das gilt auch für das zweite Gymnasium der Stadt, die Pinneberger Theodor-Heuss-Schule, die ebenfalls eine G9-Schule wird. „Wir setzen die Vorgaben des Schulgesetzes um“, sagt Schulleiter Matthias Beimel.
In Elmshorn kehren beide Gymnasien zum neunjährigen Bildungsgang zurück. Dort hat die Stadt viel Geld in moderne Mensen und den Ganztag investiert. „Wir müssen umdenken“, sagt Uwe Lorenzen, Chef der Elsa-Bränd-ström-Schule in Elmshorn mit 993 Schülern. Weniger Wochenstunden und ein früherer Schulschluss in der Unter- und Mittelstufe dürften nicht dazu führen, dass die Mensa und die Nachmittagsangebote weniger in Anspruch genommen werden. Lorenzen: „Ich kann mir vorstellen, in den Klassen 5 bis 8 den Unterricht später beginnen zu lassen, etwa um 9 Uhr.“
Sein Kollege Peter Rosteck von der Elmshorner Bismarckschule (1100 Schüler) betont, es gebe keine Rückkehr zu G9: „Es wird ein neues G9 geben.“ Das früher praktizierte Kurssystem in der Oberstufe lebe nicht wieder auf, es bleibe bei der Profiloberstufe und dem Unterricht im Klassenverband. Die Bismarckschule wolle ihr System mit Doppel-, Klassenlehrer- und Differenzierungsstunden beibehalten. Er befürworte G9, sagt Rosteck, kritisiert jedoch die ständigen Systemwechsel. „Eine Schule ist ein bisschen wie ein Tanker, da kann man keinen Zickzack-Kurs fahren.“
Von einer großen Mehrheit für G9 an seiner Schule spricht Bertram Rohde, Leiter des Wedeler Rist-Gymnasiums. Über die daraus folgenden Konsequenzen, was die Raumfrage angeht, wolle er rechtzeitig mit dem Schulträger sprechen. „Der Raumbedarf wird erst in acht Jahren akut, wenn es 2025/2026 keinen Abiturjahrgang an den Schulen geben wird.“
Das Quickborner Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium stellt auf G9 um – und verfügt laut Schulleiter Manfred Brandt über genügend Raumreserven. „Wir können das vertragen.“ Seine Schule habe zuletzt mit rückläufigen Anmeldezahlen zu kämpfen gehabt und in früheren Zeiten 200 Schüler mehr unterrichtet. Brandt sieht die Rückkehr zu G9 auch deshalb entspannt, weil es an seiner Schule keinen Ganztag gibt. „Das wird zurzeit auch nicht diskutiert. Eine Umfrage hat gezeigt, dass der Bedarf gering ist.“
Das ist am Schenefelder Gymnasium anders. Schulleiter Jörg Frobieter geht trotz Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren davon aus, dass der Bedarf für eine Nachmittagsbetreuung bis
16 Uhr ansteigen wird. „Die Raumfrage spitzt sich bei uns zu“, so Frobieter. Derzeit werde eine umfassende bauliche Sanierung des gesamten Schulzentrums inklusive dem Bau einer neuen, deutlich größeren Mensa geplant.
Das Halstenbeker Wolfgang-Borchert-Gymnasium, das sich am Mittwochabend als letztes Gymnasium im Kreis für eine Rückkehr zu G9 entschieden hat, ist erst 2015 in einen Neubau gezogen. Der wurde für eine G8-Schule geplant. „Auf einem Schulentwicklungstag haben sich Schüler und Eltern jetzt mehrheitlich für G9 ausgesprochen“, sagt Rektor Veit Poeschel. Und er ergänzt: „Raumbedarf haben wir schon jetzt.“ Das vierzügig geplante Gymnasium (1022 Schüler) sei inzwischen durchgängig fünfzügig. Poeschel: „Wir werden auch für das nächste Schuljahr die Anmeldekapazität auf 145 Schüler begrenzen.“ Der Schulträger müsse sich mittelfristig um die Finanzierung für den Ausbau der Schule kümmern.