Hamburg. Noch ist das Gourmetrestaurant an der Elbchaussee eine Baustelle. Bald soll es aber wiedereröffnen – mit einigen Neuerungen.

Das Le Canard Nouveau ist eines der bekanntesten Gourmet­restaurants in Deutschland. Im kommenden Jahr feiert das Feinschmeckerlokal an der Elbchaussee seinen 30. Geburtstag. Allerdings ohne den begehrten Michelin-Stern, den das Restaurant seit 1989 innehat.

Das liegt nicht etwa an der Küchenleistung, sondern an den Folgen eines Brandes im Juni dieses Jahres (wir berichteten). Dieser war bei einem Unwetter durch einen Kurzschluss im Veranstaltungsraum ausgelöst worden. Eine Kernsanierung des Restaurants ist dadurch notwendig: „Wir haben seit mehr als fünf Monaten geschlossen und möchten uns im kommenden Jahr den Inspekteuren des Guide Michelin neu beweisen“, sagte Geschäftsführerin Annika Stoldt dem Abendblatt. Aber für 2020 sei es das Ziel des Küchenteams, wieder einen Stern zu bekommen. Der neue Guide Michelin mit den ausgezeichneten Restaurants wird statt wie üblich im November erst im Februar 2019 präsentiert (wir berichteten).

Ende April soll wiedereröffnet werden

Seit Januar dieses Jahres führt die Betriebswirtin Stoldt das Le Canard Nouveau und sprach mit dem Abendblatt zum ersten Mal ausführlich über die Auswirkungen des Brandes und die Zukunft: „Es wurden durch das Feuer Teile der Einrichtung in Mitleidenschaft gezogen.“ Den Schaden trage eine Versicherung. Nun gibt es einen Neuanfang, „denn das Mobiliar, der gesamte Gästebereich und auch die Küche werden komplett erneuert“, sagte Stoldt.

Momentan sieht es in dem Restaurant aus wie in einem Rohbau. Bauarbeiter werkeln hier, aber Annika Stoldt hat eine Perspektive. Denn inzwischen steht endlich fest, wann in dem Restaurant und auf der Terrasse mit Blick auf die Elbe und den Hafen wieder Gäste bewirtet werden: „Die Wiedereröffnung ist für Ende April kommenden Jahres geplant“, sagte Stoldt. Eigentümer des Restaurants ist Meinhard von Gerkan, der in dem futuristischen weißen Gebäude auch mit seinem international erfolgreichen Büro „gmp – Architekten Gerkan Marg und Partner“ sitzt. Diese Räume wurden durch das Feuer nicht beschädigt.

Derzeit wird die Speisekarte neu konzipiert

Zurück zum Restaurant: „Die Gäste erwartet künftig ein moderneres und dennoch zeitloses Innendesign. Die Küche wird ihren puristischen, von vielen Aromen geprägten Stil beibehalten“, kündigt Geschäftsführerin Stoldt an. Zurzeit konzipiert das Küchenteam die Speisekarte neu.

Nach der Wiedereröffnung sollen auch wieder Mittagsmenüs und viermal im Jahr Kochkurse angeboten werden. Bereits vor dem Brand hatte sich in dem Restaurant einiges verändert: Im Abendblatt hatte Starkoch Ali Güngörmüs Ende 2016 verkündet, dass er sich nach elf Jahren aus dem Le Canard Nouveau zurückzieht und die Verantwortung in der Küche an Florian Pöschl übergibt. Pöschl hat das Restaurant inzwischen ebenfalls verlassen.

Das Le Canard Nouveau ist noch bis April geschlossen.
Das Le Canard Nouveau ist noch bis April geschlossen. © HA | Michael Rauhe

In seiner Zeit hatte Güngörmüs auch sogenannte TV-Touristen angelockt. Denn durch diverse Fernseh­formate ist der 42-Jährige einem Millionenpublikum bekannt. Nach seinem Ausstieg im Le Canard Nouveau liegt zumindest der berufliche Mittelpunkt von Güngörmös in München. In der bayerischen Landeshauptstadt betreibt er das Restaurant Pageou und ist außerdem nach wie vor häufig in Kochsendungen im TV zu sehen. Güngörmüs hat einen neuen Weg eingeschlagen und verkündet: „Die klassische Sterneküche ist nicht meine Zukunft. Mein persönliches Glück hängt von solch einer Auszeichnung nicht mehr ab.“

Beliebter Treffpunkt

An der Elbchaussee betont Geschäftsführerin Annika Stoldt, sie brauche keine Fernsehpräsenz: „Ich setze auf einen lockeren, sehr persönlichen Service und eine erstklassige Küchenleistung. Das Le Canard Nouveau konzentriert sich nicht mehr auf eine Person als Aushängeschild, sondern auf die Leistung des gesamten Teams.“

Das Restaurant ist seit Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt der feinen Hamburger Gesellschaft. Bis 2004 hatte der Österreicher Josef Viehhauser das Restaurant geführt. Er war mit seinem Le Canard – damals ohne den Zusatz „Nouveau“ – von der Martinistraße in Eppendorf an die Elbchaussee gezogen. Ein Streit zwischen von Gerkan und Viehhauser wegen der Pacht führte zur Schließung. Viehhauser suchte sich danach neue Wirkungsstätten und kochte danach unter anderem im legendären spanischen Restaurant Marbella in Winterhude.