Hamburg. Eine der teuersten Villen Hamburgs ist zu verkaufen – für 6,3 Millionen Euro. Was Hausherrin und Makler sagen.

Ein Millionenpublikum verfolgt regelmäßig die Verfilmungen der Rosamunde-Pilcher-Romane. Sie werden im ZDF ausgestrahlt und in Cornwall in Südwestengland gedreht. Neben den anrührenden Liebesgeschichten besticht dieses TV-Format vor allem durch großzügige Herrenhäuser und Schlösser, in denen die Protagonisten leben.

Aber eigentlich könnte Rosamunde Pilcher auch im großbürgerlichen Hamburger Villenviertel Hochkamp gedreht werden. In einer ruhigen Sackgasse in den Elbvororten steht ein Backstein-Anwesen, erbaut im britischen Stil, das sich als Kulisse anbieten würde. Einziger Unterschied zu Cornwall: Es ist ein Neubau, mit moderner Ausstattung und ohne knarrende Dielen oder zugige Fenster.

Makler sucht einen solventen Käufer

Das Haus war schon in den Fernsehserien „Der Tatortreiniger“, „Großstadtrevier“ und „Notruf Hafenkante“ zu sehen. Aber nicht nur das. Die Immobilie steht zum Verkauf. Es dürfte eines der teuersten Einzelhäuser sein, die auf dem Hamburger Markt angeboten werden. Der Preis für die rund 800 Quadratmeter Wohnfläche und mehr als 3000 Quadratmeter Grundstück liegt bei 6,3 Millionen Euro. Dazu kommen 3,75 Prozent Maklercourtage. Das sind allein 236.250 Euro.

In diesem Fall sucht Alexander Stehle, geschäftsführender Gesellschafter von Sotheby’s International Realty, nach einem solventen Käufer. Der 35-Jährige hat das Haus seit einem Jahr im „diskreten“ Angebot. Das heißt: kein plakatives Maklerschild im Garten mit dem Hinweis auf einen Verkauf. „Wir haben in unserer Kartei einige potenzielle Kunden im In- und Ausland, die Interesse am obersten Luxussegment haben. Die sprechen wir gezielt an“, sagt Alexander Stehle.

Besondere Architektur und eine extrem hochwertige Ausstattung

Dazu zählen auch vermögende Menschen aus Amerika und China. Aber es ist eine Herausforderung: „Wenn Sie in einem Bereich ab drei Millionen Euro liegen, ist die Zahl der Interessenten eher übersichtlich und natürlich sehr anspruchsvoll.“ Stehle weiß, was seine Klientel wünscht: „Neben einer erstklassigen Lage, gerne an der Alster oder Elbe, muss sich die Immobilie durch eine besondere Architektur und eine extrem hochwertige Ausstattung auszeichnen.“

Das Speisezimmer mit Kronleuchter, Kamin und Blick in den Garten.
Das Speisezimmer mit Kronleuchter, Kamin und Blick in den Garten. © ANDREAS LAIBLE | ANDREAS LAIBLE

Der Luxusmakler hat im Wohnbereich Platz genommen. Natürlich darf ein offener Kamin nicht fehlen, darüber thront ein opulenter Silberspiegel. Der Raum ist mit Eichenholzparkett ausgelegt, die bodentiefen Fenster geben den Blick in den Garten frei. Über dem Tisch hängt ein imposanter Kronleuchter, handgefertigt aus Murano­glas. Auf der mit edlem Stoff bezogenen Couch sitzt Angelika Schulz. Sie ist Miteigentümerin der Villa und lebt hier. Die Hausherrin hat eingewilligt, dass das Abendblatt bei diesem Ortstermin dabei sein darf.

„Träume von Familienresidenz verwirklicht“

Beim Gespräch wird deutlich, wie viel Herzblut in diesem Anwesen steckt: „Ich habe das Haus entworfen und all meine Träume von einer Familienresidenz hier verwirklicht. Aber die Lebensumstände haben sich geändert, und deshalb haben wir uns für einen Verkauf entschieden“, sagt Schulz und lässt ihren Blick in Richtung Wintergarten schweifen. Das mit rotem Samt bezogene Sofa, daneben steht eine Palme, ist einer der Lieblingsplätze von Angelika Schulz: „Wenn ich hier sitze, kann ich einfach die Seele baumeln lassen.“

Makler Alexander Stehle und Besitzerin Angelika Schulz
Makler Alexander Stehle und Besitzerin Angelika Schulz © ANDREAS LAIBLE | ANDREAS LAIBLE

Das Haus ist „angelehnt an die klassische britische Baukultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts“, erläutert Makler Stehle. Es ist nur auf den zweiten Blick zu erkennen, dass die Immobilie erst 2010 bezogen wurde. Als das Grundstück erworben wurde, stand hier ein Schwesternwohnheim, das dann für den Neubau abgerissen wurde.

Seit 1976 handelt Sotheby’s auch international mit Immobilien

International ist Sotheby’s vor allem als Auktionshaus bekannt, das wertvolle Gemälde und Schmuck versteigert. Aber seit 1976 wird unter diesem Namen auch international mit Immobilien gehandelt. Alexander Stehle ist einer der Franchisenehmer, die sich dem Netzwerk angeschlossen haben. Mit seinem Team ist er vor allen Dingen auf hochpreisige Immobilien spezialisiert. Diese sind in den Walddörfern, den Elbvororten und an der Außenalster zu finden.

Aber zurück zu Angelika Schulz. Die Hausherrin führt durch die Eingangshalle mit der acht Meter hohen Decke und der geschwungenen Marmortreppe. In dem Haus gibt es fünf Schlafzimmer mit eigenen Bädern. Im Untergeschoss stehen ein voll ausgestattetes Fitnessstudio, ein eigener Aufzug für Motorräder und ein Kino zur Verfügung. Daneben die Bar mit viel dunklem Holz: „Mit diesem Raum verbinde ich viele gesellige Abende. Auch die Gartenfeste werde ich nicht vergessen“, sagt Schulz.

Neuer Eigentümer kann Wellness-Bereich vollenden

Einziger Wermutstropfen ist der verglaste Spa-Bereich mit dem großzügigen Schwimmbecken: „Die Baufirma hatte zu wenige Fliesen für den Pool bestellt, deshalb wurde dieser nicht fertiggestellt. Aber den Wellnessbereich kann der neue Eigentümer nach seinen persönlichen Vorstellungen voll­enden.“ Sie hält einen Moment inne. Der Abschied vom Eigenheim fällt schwer, und Angelika Schulz hat einen Wunsch: „Der Käufer muss dieses Haus zu schätzen wissen. Es ist nicht einfach nur eine Immobilie, sondern ein echtes Schmuckstück.“ Eine neue Bleibe hat Angelika Schulz noch nicht. Aber ­Alexander Stehle hätte da etwas im Angebot. Die Immobilie an der Sophienterrasse ist mit 450 Quadratmetern Wohnfläche etwas kleiner, hat aber einen Blick auf die Außenalster und kostet rund 7,26 Millionen Euro. Inklusive Maklercourtage.