Kiel/Hamburg. Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen an den Küsten Schleswig-Holsteins und auf den Inseln haben sich deutlich verteuert.
Ein Sommer mit rund einem Drittel mehr Sonnenstunden als üblich hat die Attraktivität der Küstenstandorte in Schleswig-Holstein noch einmal gesteigert. Denn ein Ferien- oder Wochenendquartier dort erscheint immer mehr potenziellen Käufern als eine gute Geldanlage. Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen an den Küsten Schleswig-Holsteins und auf den Inseln haben sich innerhalb eines Jahres noch einmal deutlich verteuert, wie aus dem LBS-Immobilienmarktatlas der Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hervorgeht. Innerhalb eines Jahres sind die Preise um bis zu 29 Prozent gestiegen, wie das Hamburger Forschungsinstitut F+B auf Basis von 19.000 Immobilienangeboten ermittelte.
Vor einem Jahr hatten sich die Immobilien zwar um bis zu 55 Prozent verteuert, allerdings war damals auch ein Zweijahreszeitraum betrachtet worden. Deshalb kann nicht davon gesprochen werden, dass sich der Preisauftrieb verlangsamt hat. Die höchste Preissteigerungsrate an den Küstenstandorten verzeichnet Sierksdorf. Eigentumswohnungen aus dem Bestand in der Gemeinde an der Lübecker Bucht verteuerten sich innerhalb eines Jahres um 28,6 Prozent. Für einen Quadratmeter Wohnfläche müssen Käufer knapp 3000 Euro bezahlen.
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern werden die höchsten Preissteigerungen auf Fehmarn und in der Lübecker Bucht verzeichnet. Ein- und Zweifamilienhäuser aus dem Bestand verteuerten sich in Neustadt innerhalb von zwölf Monaten um 28,2 Prozent. Damit stieg der Quadratmeterpreis von 2306 Euro auf 2957 Euro. Auf der drittgrößten Insel Deutschlands – auf Fehmarn – kletterten die Preise in der Stadt Fehmarn um 26,4 Prozent. Pro Quadratmeter Wohnfläche müssen jetzt 2152 Euro bezahlt werden.
Auf der Insel Sylt sind Immobilien am teuersten
Trotz der hohen Steigerungsraten sind das noch moderate Preise, verglichen mit denen, die auf der Insel Sylt aufgerufen werden. Dort sind die Immobilien am teuersten. Im Schnitt verteuerten sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser aus dem Bestand auf der Insel um 7,7 Prozent. „Nach wie vor besteht eine große Nachfrage nach alten Häusern bis zu einem Kaufpreis von drei Millionen Euro“, sagt Makler Erik Wedell. Eigentumswohnungen wurden seit Juli 2017 um 3,5 Prozent teurer. Ein Quadratmeter Wohnfläche kostet damit im Schnitt 7141 Euro.
Einer der Orte, die sich seit dem Sommer 2017 sehr dynamisch entwickelt haben, ist Wenningstedt-Braderup auf Sylt. Ein- und Zweifamilienhäuser aus dem Bestand weisen eine Preissteigerung von 15,3 Prozent auf. Nur in List stiegen die Preise mit 16,5 Prozent noch etwas stärker. „Bei Neubauten in Wenningstedt-Braderup liegen die Quadratmeterpreise sogar zwischen 12.000 und 25.000 Euro“, sagt Wolfgang Ulrich, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH. Hier wirkt sich offenbar auch die unmittelbare Nähe zu Kampen aus, einer der nach wie vor teuersten Lagen auf Sylt mit Preisen von bis zu 21.725 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bei Einfamilienhäusern aus dem Bestand. Mit einem Preisanstieg von 0,9 Prozent sind allerdings kaum noch Zuwächse zu verzeichnen. Eigentumswohnungen in Kampen verteuerten sich um 3,2 Prozent auf 14.834 Euro je Quadratmeter.
„Der Osten der Insel boomt“
„Der Osten der Insel boomt. Die Lagen hin zum Hindenburgdamm werden jetzt verstärkt gekauft“, sagt Ulrich. Ein weiteres Beispiel sei Tinnum, das immer stärker nachgefragt werde. Der Preisauftrieb kann in den nächsten Jahren noch zunehmen, denn die Verbindung von Hamburg nach Sylt soll schneller und zuverlässiger werden. Dazu gehört auch der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Morsum und Tinnum auf Sylt.
Überraschend sind die Preisrückgänge bei Einfamilienhäusern in Hörnum. Der Quadratmeterpreis gab um 24,4 Prozent nach. Rund 6000 Euro müssen für einen Quadratmeter Wohnfläche bezahlt werden. Die Experten werten das aber eher als einen statistischen Effekt als eine Umkehr des Preistrends. Denn im Süden der Insel schwanken die Preise objektabhängig aufgrund eines sehr geringen Angebotes von Jahr zu Jahr sehr stark. Gleichzeitig sind die Preise für Eigentumswohnungen in Hörnum erneut um neun Prozent gestiegen.
Amrum und Föhr als Ausweichmöglichkeiten
„Wem Sylt zu teuer ist, der weicht auf Amrum und Föhr aus“, sagt Ulrich. Während sich auf Amrum die Eigentumswohnungen um knapp 17 Prozent verteuert haben, zogen die Hauspreise auf Föhr um 14 Prozent an.
An nur wenigen Orten an der Nordsee gibt es nach Jahren stetigen Preisanstiegs noch Einfamilienhäuser für weniger als 1500 Euro pro Quadratmeter. Dazu gehört Tönning, die Hafenstadt an der Eider mit 5000 Einwohnern. Das wesentlich mondänere St. Peter-Ording liegt nur gut 20 Kilometer entfernt. Dort sind die Immobilien mehr als doppelt so teuer – und die Preise für Einfamilienhäuser gaben im Schnitt um 1,4 Prozent nach. Dennoch kann daraus keine Preiswende abgeleitet werden. Ulrich: „So lange die Zinsen niedrig sind, rechnen wir nicht mit signifikanten Veränderungen am Immobilienmarkt.“ Allerdings werde die Intensität der Preissteigerungen abnehmen.