Hamburg. Stehende Ovationen in der ausverkauften Elbphilharmonie für eine Combo aus den USA, die in ihren Songs auch Trump kritisiert.
Die Bühne in der Elbphilharmonie ist riesig, aber den Punch Brothers reicht ein etwa drei Quadratmeter großer Teppich, auf dem sie sich versammeln. Während die Egos von Rockmusikern so groß sind, dass sie bei Konzerten meilenweit auseinander stehen, suchen die fünf Mitglieder der Bluegrass-Truppe den Schulterschluss. Eng sind sie um ein einziges Mikrofon versammelt.
Begeisterungsstürme programmiert
Mandolinist Chris Thile ist der Leadsänger, seine Kollegen ergänzen die Arrangements mit mehrstimmigem Harmoniegesang, der zuweilen an Crosby, Stills, Nash & Young erinnert. Bluegrass, in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts in den Bergen von Kentucky und Tennessee entstanden, kommt ohne Schlagzeug aus. Außer der Mandoline gehören Banjo, akustische Gitarre, Fidel und Kontrabass zum Instrumentarium. Die Punch Brothers zählen zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Jeder der fünf Musiker ist ein Virtuose auf seinem Instrument, zusammen sind sie eine Einheit, die jede Halle und jedes Festival zu Begeisterungsstürmen hinreißt.
Ausverkaufter Saal
Das ist in der ausverkauften Elbphilharmonie nicht anders. Doch sie sind keine Combo, die auf billige Mitgröl-Effekte setzt. Auch in manchem Trucker-Saloon würde sich ihr Erfolg in Grenzen halten. Dafür sind ihre Songs zu sperrig und ihre Texte zu politisch. Republikaner mögen diese Band mit Sicherheit nicht. „Es fühlt sich gerade wie eine Befreiung an, außerhalb der USA aufzutreten. Die Songs auf unserem aktuellen Album ,All Ashore’ sind wie ein Hilfeschrei angesichts des Politzirkusses dort“, sagt Banjospieler Noam Pikelny.
Unmut über das Trump-System
Im nächsten Song drückt die Band ihren Unmut über das Trump-System aus: „Just Look At This Mess“ heißt er, „Guck dir diese Schweinerei an“. Fünf Alben hat die Combo seit ihrer Gründung vor zwölf Jahren veröffentlicht, Mittelpunkt ist der begnadete Mandolinenspieler Chris Thile, der die Punch Brothers zusammen mit seinem Kumpel Gabe Witcher, dem Geiger der Band, gegründet hat. Durch seinen Falsett-Gesang steht er fast zwangsläufig im Fokus, doch bei instrumentalen Passagen zieht er sich sofort wieder in den engen Kreis der Musiker zurück und überlässt seinen Kollegen das Feld. Die ziehen das Tempo an oder verschleppen es und manchmal dreschen sie auch in die Saiten. Mit stehenden Ovationen werden die Punch Brothers gefeiert. Sie bedanken sich mit zwei Zugaben.