Hamburg. Eine Vorsitzende Richterin hatte schwere Fehler der LKA-Einheit angedeutet. Die Nachfolge ist bereits geregelt.
Die Entscheidung im Polizeipräsidium ist gefallen: Nach schweren Vorwürfen wird der umstrittene Soko-Chef Steven Baack aus der Abteilung „Cold Cases" in eine andere Dienststelle versetzt. Das hat Polizeipräsident Ralf Martin Meyer angeordnet. Seit Wochen stand der Verdacht auf Täuschung von Zeugen und schwere Ermittlungsfehler gegen den Hauptkommissar im Raum.
Die Soko für ungelöste Verbrechen hatte einen 54-Jährigen als Tatverdächtigen für einen versuchten Mord im Jahr 1980 in Steilshoop ermittelt – am Ende des folgenden Verfahrens sprach die Vorsitzende Richterin den Mann jedoch frei und sprach von Hinweisen auf „verbotene Ermittlungsmethoden“. So seien Zeugen möglicherweise suggestiv befragt und mit fiktiven Beweisen unter Druck gesetzt worden. Eine Gruppe von Beamten überprüfte zuletzt die Vorwürfe. „Der vorläufige Bericht zeigt, dass die Ermittlungen den gebotenen hohen Anforderungen nicht in allen Punkten gerecht geworden sind“, sagte nun der Polizeipräsident. Weitere Details sind nicht bekannt.
Bisherige Pressesprecherin übernimmt Posten
Als „Strafversetzung“ wird die Versetzung des Soko-Chefs nicht kommuniziert. „Eine personelle Neubesetzung in der Leitung der CCU (Cold Case Unit, d. Red) ist aus vorsorglichen, aber auch fürsorgerischen Gründen geboten“, so Meyer. In Polizeikreisen war seit dem Debakel vor Gericht davon die Rede, dass jeder Strafverteidiger bei zukünftigen Prozessen die Glaubwürdigkeit der Polizei „zerpflücken“ könne, wenn Baack Soko-Chef bleibe.
Nachfolgerin bei „Cold Cases“ wird die Hauptkommissarin Heike Uhde (39). Sie arbeitete zuletzt in der Pressestelle der Polizei und verfügt über langjährige Erfahrung bei der Mordkommission. Neben der Ablösung könnten noch weitere Konsequenzen für Steven Baack drohen. So soll eine unabhängige Bewertung des Falls durch Beamte der Münchner Polizei erfolgen; der nun fertiggestellte Bericht wird außerdem an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die einen eigenen Prüfvorgang eingeleitet hat. Denkbar ist etwa ein Disziplinarverfahren.
Staranwalt vertritt geschassten Soko-Chef
Erst am Mittwochabend war bekannt geworden, dass sich Steven Baack von dem Staranwalt Gerhard Strate vertreten lässt, um sich gegen die Vorwürfe zu wehren. Strate sagte dem Abendblatt, er rechne allerdings nicht mit einer zeitnahen Entscheidung: "Zum Rechtsstaat gehört Rechtsgehör, und Steven Baack wurde in der Sache noch nicht angehört."
Er habe bei LKA-Leiter Frank-Martin Heise am Mittwoch den Bericht angefordert. Auch wenn er noch nicht Einsicht nehmen könne, sei er davon überzeugt, dass die Vorwürfe gegen seinen Mandanten haltlos seien. Strate: "Ich kenne Steven Baack und weiß, dass er ein lauterer, tüchtiger und integrer Kriminalbeamter ist." Er gehe davon aus, dass es kein Verfahren gebe. Zu der nun getroffenen Entscheidung haben sich Baack und Strate noch nicht geäußert.