Hamburg. … und ist kein Konzerthaus, sondern die Zentrale eines Pharmakonzerns. Was Hamburg verhindern konnte – und was im Film bleibt.
Auch Engel dürfen so etwas nicht: Die Hollywood-Produktion „3 Engel für Charlie“, die im vergangenen Monat in Hamburg gastierte, drehte unter anderem auf der Fleetinsel, in der Speicherstadt und an der Elbphilharmonie. Doch die Macher wollten Hamburgs neues Wahrzeichen – als Zentrale eines Pharmakonzerns – im fertigen Film einfach nach Stockholm verpflanzen.
Die Elbphilharmonie in Schweden? „Das geht nicht. So etwas würden wir nicht unterstützen“, sagt Maria Köpf, Chefin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH). Noch im Laufe dieser Woche entscheidet die FFHSH in einer Gremiensitzung darüber, ob die „Engel“ finanziell gefördert werden. Da sollte ein gewisses Mitspracherecht in einem so zentralen Punkt selbstverständlich sein.
Regisseurin Banks ließ sich überzeugen
Selbst die Speicherstadt, immerhin Unesco-Weltkulturerbe, sollte ursprünglich in die Schären wandern. „Ich habe das Gespräch mit den Kollegen in Babelsberg gesucht“, so Köpf, die dabei starke Unterstützung von der Kulturbehörde erhielt. Das dortige Studio ist an der Filmproduktion an entscheidender Stelle beteiligt. Hier anzusetzen war also besonders wichtig.
Auch Regisseurin Elizabeth Banks ließ sich schließlich umstimmen und bei einem offiziellen Termin zusammen mit Köpf und Bürgermeister Peter Tschentscher in der Elbphilharmonie fotografieren. Der hatte die Gelegenheit genutzt, der Amerikanerin zu sagen, es gefalle ihm, „dass wir mit der Elbphilharmonie international stärker wahrgenommen werden“.
Kultursenator Carsten Brosda unterstützte die FFHSH nach Kräften bei der „Rückgewinnung“ der Elbphilharmonie. Er erklärt: „Es reicht, wenn bei ,3 Engel für Charlie‘ der Chef immer im Mysteriösen bleibt. Offensichtlich hatte die Filmcrew mit Elbphilharmonie, Speicherstadt und HafenCity nicht nur eine tolle Filmkulisse, sondern auch viel Spaß in Hamburg.“
"Ökonomisch extrem lukrativ"
US-Produktionen sind dafür berüchtigt, es mit geografischen oder historischen Kontexten bisweilen nicht allzu genau zu nehmen. Von diesem Ausreißer abgesehen, ist Köpf aber voll des Lobes für die hochkarätige Produktion: „Es ist für uns ökonomisch extrem lukrativ“, sagt sie. Die Filmproduktion habe in Hamburg Ausgaben in Millionenhöhe getätigt. Im November 2019 soll der fertige Film dann in die Kinos kommen.
„3 Engel für Charlie“ hat mit Elizabeth Cantillon übrigens dieselbe Produzentin wie der Thriller „Verschwörung“, für den ebenfalls Szenen in Hamburg gedreht wurden. Etwa eine spektakuläre Actionsequenz auf der extra dafür gesperrten Kattwykbrücke. In diesem Fall wurde allerdings tatsächlich geografisch geschummelt: Die Szenen wurden in die ansonsten in Skandinavien spielende Handlung integriert.
Ähnlich läuft es bei den teilweise auch in Hamburg gedrehten Verfilmungen der Romane von Jussi Adler-Olsen. Dafür werden regelmäßig Passagen aus Hamburg oder Schleswig-Holstein in die dänische Handlung eingebaut. So tauchen etwa Gebäude aus dem Münzviertel plötzlich in Kopenhagen auf.
US-Produzentin Cantillon war von den Schauplätzen und der Logistik bei „Verschwörung“ so angetan, dass sie für „3 Engel für Charlie“ zurück nach Hamburg kam. Wenn es nach FFHSH-Chefin Maria Köpf geht, soll der Film von Elizabeth Banks nicht die letzte internationale Großproduktion gewesen sein, die in Hamburg gedreht wurde. „Ich gehe davon aus, dass es einen Schneeballeffekt gibt“, sagt sie.
Filmstadt Hamburg hat gerade einen Lauf
Noch eine Hamburg-Produktion: „The Aftermath – Niemandsland“, ein britisch-deutsches Drama von James Kent mit Keira Knightley in der Hauptrolle, das im März 2017 hier gedreht wurde. Es spielt im Hamburg während der Nachkriegszeit; der bereits veröffentlichte Trailer sieht vielversprechend aus, im April soll der Film bei uns in die Kinos kommen.
Schon im März 2019 wird es in Sachen Film wieder sehr international in Hamburg. Dann kommt die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi, im vergangenen Jahr vierfache Berlinale-Siegerin mit „Körper und Seele“, um „The Story Of My Wife“ zu drehen. Die Hauptrollen spielen die Französin Léa Seydoux und der Norweger Anders Baasmo. Die Geschichte spielt im Hamburg der Zwanzigerjahre.
Sieht ganz so aus, als habe die Filmstadt Hamburg gerade einen Lauf – ob mit oder ohne Elbphilharmonie.