Hamburg . Für Kinofilm werden 1000 Hamburger Komparsen gesucht. Von der internationalen Starbesetzung sind die Namen bereits bekannt.

In einer großen Hollywood-Kinofilmproduktion mit internationaler Starbesetzung mitzuspielen, davon träumen viele. Für 1000 Hamburger kann dieser Traum nun wahr werden. Die Berliner Agentur „Filmgesichter“ sucht ab sofort mehr als 1000 Komparsen und Kleindarsteller aus Hamburg und Umgebung, die bei dem Kinofilm vor der Kamera stehen möchten.

Kristen Stewart ist einer der Superstars

Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich bei der Großproduktion um die Neuverfilmung der bekannten US-Krimiserie „Drei Engel für Charlie", von der es insgesamt fünf Staffeln gab. Im Jahr 2000 gab es bereits eine erfolgreiche Verfilmung von "Drei Engel für Charlie" für die große Kinoleinwand mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu – und eine Fortsetzung im Jahr 2003. Nun sollen die drei Engel erneut ins Kino kommen. Die Namen der internationalen Stars, die in die Rollen der Engel schlüpfen, sind bereits bekannt: Ein Engel wird von Kristen Stewart gespielt. Die Zuschauer kennen die 28-jährige US-Schauspielerin vor allem aus der den Verfilmungen der Twilight-Romane.

An ihrer Seite sind die britischen Darstellerinnen Naomi Scott und Ella Balinska zu sehen. Naomi Scott (25), die auch Sängerin ist und in dem Film "Power Rangers" mitgewirkt hat, ist 2019 auch in dem Disney-Film "Aladdin" zu sehen. Dort spielt sie neben Will Smith die Rolle der Prinzessin Jasmine. Der jüngste und bisher unbekannteste Engel ist die 21-jährige Ella Balinska.

Produzentin übernimmt auch eine Rolle

Produziert wird die Neuauflage von "Drei Engel für Charlie" von der Schauspielerin, Regisseurin und Filmproduzentin Elizabeth Banks. Zuschauer kennen die 44-Jährige unter anderem aus den "Spider-Man"-Filmen und der Romanverfilmung "Die Tribute von Panem". In ihrem neuen Projekt ist Banks nicht nur hinter den Kulissen aktiv, sondern übernimmt auch eine Rolle: Sie verkörpert Bosley, die Vermittlerin zwischen den Agentinnen und ihrem anonym bleibenden Chef Charles Townsend – im Original ist Bosley ein Mann.

Und auch einer der Hamburger Drehorte steht fest: Nach Abendblatt-Informationen wird Hamburgs neues Wahrzeichen – die Elbphilharmonie – Kulisse für einige Szenen in "Drei Engel für Charlie" sein. Wo das Filmteam weitere Sets aufbauen wird, ist noch nicht bekannt. „Geplant ist, dass an verschiedenen Orten zentral in der Stadt gedreht wird“, sagte eine Mitarbeiterin von der Agentur Filmgesichter dem Abendblatt am Donnerstag. Laut "Vogue" soll auch in Berlin und Budapest gedreht werden.

Rentner, Geschäftsfrau, Kita-Kinder – alle können mitmachen

Geplant ist, dass die Hamburg-Szenen für den Hollywood-Streifen von Oktober an gedreht werden. Komparsen müssen ein bis drei Tage Zeit für ihren Einsatz einrechnen. Gesucht werden Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche jeden Alters. Die Agentur weist ausdrücklich darauf hin, dass es „nicht um Models, sondern um ganz natürliche Menschen“ geht.

Egal ob groß, klein, dick oder dünn. Blond, rot- oder schwarzhaarig. Alt oder jung. Mit oder ohne Komparsenerfahrung. Geschäftsleute, Hausfrau, Wissenschaftler, Passanten, Cafégäste, Kindergartenkinder, Radfahrer, Rentner, Studenten, Mamas oder Papas. Für den Actionfilm kann sich jeder unter www.filmgesichter.de als Komparse bewerben – einfach auf Neuanmeldung klicken.

Einsätze mit Komparsengagen ab 89 Euro vergütet

„Auch markante, schräge, ausgefallene und gelebte Gesichter“ sind gefragt, heißt es in der aktuellen Mitteilung. Die Hamburger, die für den Kinofilm gebucht werden, erhalten für ihren Einsatz übliche Komparsengagen ab 89 Euro.

Dass für die Hollywood-Produktion gleich 1000 Hamburger Statisten gesucht werden, ist durchaus ungewöhnlich. „Für deutsche Verhältnisse ist das sehr viel“, sagte eine Mitarbeiterin von der Agentur Filmgesichter. „In einem Fernsehfilm wirken beispielsweise durchschnittlich 150 bis 200 Komparsen mit.“ Auch in einem deutschen Kinofilm sind meistens nicht mehr als 500 Statisten im Einsatz.

Die Agentur Filmgesichter hat bereits Erfahrung mit großen internationalen Kinofilmen, die sie mit Komparsen besetzt haben. Dazu zählen unter anderem Tarantinos „Inglourious Basterds“, George Clooneys „Monuments Men“ und „Die Tribute von Panem – Mockingjay“. Auch für deutsche Produktionen, wie die Serien „You are wanted“, „Dark“ und „Babylon Berlin“, hat die Agentur die Statisten ausgewählt.

Bedeutung des Filmstandorts wächst

Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) freut sich über die aktuelle Entwicklung, die sich im Jahr nach dem internationalen Erfolg von Fatih Akins „Aus dem Nichts“ eingestellt hat. „Den Drehort Hamburg auch international bekannter zu machen, ist eines unserer größten Anliegen. Aktuell merken wir, dass unsere Arbeit Früchte trägt. So hat bereits Anfang des Jahres die Hollywood-Produktion ‚Verschwörung‘ einige Stuntszenen auf der Hamburger Kattwykbrücke gedreht. Der Thriller über Stieg Larssons Hackerin Lisbeth Salander kommt im November in die Kinos“, sagt FFHSH-Chefin Maria Köpf. Mit rund 190 Drehtagen sei dies ein deutlicher Aufschwung gegenüber den vergangenen Jahren.

Kultursenator Carsten Brosda sieht ebenfalls positive Tendenzen: „Der Filmstandort Hamburg gewinnt in der Tat auch international immer mehr an Bedeutung. Das ist auch ein Ergebnis unserer konsequenten gemeinsamen Arbeit mit der Filmförderung. Die Filmförderung und wir führen daher auch mit internationalen Produktionsfirmen Gespräche über konkrete Projekte in Hamburg.“

Auch James Bond gastierte in Hamburg

In Hamburg und Umgebung hat Til Schweiger unlängst Teile der englischsprachigen Version von „Honig im Kopf“ gedreht. In „Head Full Of Honey“ spielen Nick Nolte, Matt Dillon und Emily Mortimer. Ein reiner Hamburg-Film ist Fatih Akins „Der Goldene Handschuh“ nach dem Roman von Heinz Strunk. Mit Jonas Dassler in der Hauptrolle nimmt der Regisseur das Publikum mit in die 70er-Jahre. Ebenfalls komplett in dieser Stadt gedreht wurde zuletzt „Rocca – Verändert die Welt!“ von Studentenoscar-Gewinnerin Katja Benrath. Weitere filmische Hamburgensien sind Edward Bergers „Geschwister“ (mit Lars Eidinger) und „Get Lucky“ von Ziska Riemann. Und im September beginnen zudem die Dreharbeiten von Hermine Huntgeburths „Lindenberg!“ (siehe Kasten) und Ilker Çataks „Bezness“.

Für internationale Filmproduktionen war die Stadt aber schon früher interessant. 1997 entstand hier der 007-Film „Der Morgen stirbt nie“. Damals war noch Pierce Brosnan der Agent Ihrer Majestät. Für „Kick It Like Beckham“ kam Keira Knightley auf den Fußballplatz von Grün-Weiß Eimsbüttel und drehte dort ihre Szenen mit Regisseurin Gurinder Chadha. Anton Corbijn holte für „A Most Wanted Man“ 2012 Stars wie Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Willem Dafoe und Robin Wright in die Stadt.

Komparsen auch für Udo-Lindenberg-Kinofilm gesucht

Wer es eine Nummer kleiner mag, hat auch die Möglichkeit beim Kinofilm „Lindenberg!“ als Komparse mitzuwirken. Für den Film über die frühen Jahre des Panikrockers in Hamburg werden Kleindarsteller und Komparsen aus allen Altersklassen gesucht. Da "Lindenberg!" in den 70er-Jahren spielt, sind viele junge Männer und Frauen mit langen Haaren in allen Abstufungen gefragt. Der Drehzeitraum ist zwischen Oktober und November. Für die Einsätze erhalten die Komparsen einen Stundenlohn in Höhe von neun Euro.

Wer Interesse hat, muss sich vorher auf www.kiezkomparsen.de ein Profil anlegen. Das Casting findet am 8. und 9. September jeweils von 10 bis 19 Uhr in den Meisterwerk Studios (Holstenkamp 46) statt.