Hamburg. 2017 investierte die Stadt fast 20 Millionen Euro für Wegeausbau, Betrieb von Bike+Ride oder StadtRad aus. Imagekampagne geplant.
Die Hansestadt gibt derzeit deutlich mehr Geld für die Förderung des Radverkehrs aus als zuletzt von einer Greenpeace-Studie behauptet – und ein Vielfaches mehr als noch vor einigen Jahren. Das zeigt eine Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Verkehrspolitikers Martin Bill, die dem Abendblatt vorliegt. Demnach hat die Stadt im vergangenen Jahr 15 Millionen Euro in die Infrastruktur, also in Sanierung und Ausbau des Radwegenetzes investiert. Zusätzlich wurden 1.090.000 Euro für den Aufbau von Bike+Ride-Anlagen und 3.818.399 Euro für den Betrieb von Bike+Ride, Leihsystem StadtRad und Winterdienst auf Radwegen ausgegeben.
Summe ist deutlich höher als von Greenpeace behauptet
Insgesamt hat Hamburg 2017 also 19.908.399 Euro in den Radverkehr investiert. Dem standen in Hamburg zuletzt 1.884.935 Einwohner gegenüber. Die Hansestadt gab 2017 demnach 10,56 Euro pro Einwohner und Jahr für den Radverkehr aus – deutlich mehr als im vergangenen Sommer von einer Greenpeace-Studie behauptet. Die Umweltschutz-Organisation hatte nach eigenen Angaben die öffentlichen Haushalte der sechs größten deutschen Städte Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart unter die Lupe genommen.
Demnach habe im Durchschnitt der vergangenen Jahre Stuttgart 5 Euro pro Kopf und Jahr für den Radverkehr ausgegeben, Berlin 4,70 Euro und Frankfurt 4,30 Euro. Danach kamen Hamburg mit 2,90 Euro, Köln mit 2,80 Euro und München mit 2,30 Euro. Zum Vergleich nannte Greenpeace die Pro-Kopf-Investitionen in den Radverkehr von Amsterdam mit 11 Euro pro Jahr, in Kopenhagen liege die Quote sogar bei 36 Euro.
Allerdings sind die Hamburger Ausgaben für den Radverkehr auch erst in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. 2011 lagen die jährlichen Ausgaben erst bei knapp 5,6 Millionen Euro – also weit unter den fast 20 Millionen von 2017. Seither sind sie in jedem Jahr weiter gewachsen.
Sicherheitskampagne startet im Frühjahr
„Die vorliegenden Zahlen verdeutlichen einen klaren Kurswechsel in der Verkehrspolitik“, sagte Grünen-Verkehrspolitiker Martin Bill. „Hamburg investiert deutlich mehr in den Radverkehr als in früheren Jahren. Von 2011 zu 2017 hat sich die Investitionssumme mehr als verdreifacht. Entgegen den Behauptungen der Greenpeace-Studie zu den Investitionen für den Radverkehr der sechs größten deutschen Städte investiert Hamburg mehr als zehn Euro pro Kopf in den Radverkehr. Das kann sich sehen lassen, ist aber kein Grund, sich auszuruhen.“
Der Umbau zur Fahrradstadt müsse weitergehen, so Bill. „Deshalb werden wir auch in den kommenden Jahren massiv investieren.“ Der Grünen-Politiker hat auch eine Erklärung für die irreführende Berechnung von Greenpeace: Nach Umstellung der Hamburger Haushaltsführung auf die sogenannte Doppik seien weite Teile der Radverkehrsinvestitionen gar nicht mehr explizit im Landesetat zu finden. Sie seien jetzt Teil des „Investitionsprogramms Straße“.
Motivation stärken
Derweil hat der Senat die Agentur ausgewählt, die die angekündigte „Sicherheitskampagne zur Stärkung des Miteinanders und der Rücksichtnahme im Hamburger Straßenverkehr“ konzipieren soll. Der Auftrag ging nach Ausschreibung an die Agentur Gürtlerbachmann GmbH, wie der Landesbetrieb Verkehr (LBV) mitteilte. Ziel ist „die Förderung und Stärkung eines respektvollen und rücksichtsvollen Verkehrsklimas in der Stadt, zwischen allen Verkehrsteilnehmern“. Die Sicherheitskampagne baue „zusätzlich auf die Ende September vergebene Marketingkampagne“ auf, die an Jung von Matt/Sports vergeben worden sei.
„Sicherheitskampagne und Marketingkampagne werden eng verzahnt“, schreibt der LBV. Die Kampagne solle bis Dezember 2020 laufen. In den kommenden Wochen werde ein Detailkonzept erarbeitet. „Die Umsetzung soll zeitgleich mit der Marketingkampagne zu Beginn der Radfahrsaison im Frühjahr 2019 erfolgen“, so der LBV. „Ziel ist es, durch Information, Motivation und Interaktion das Thema Sicherheit und Miteinander zu stärken und ein rücksichtsvolles und nachhaltiges Miteinander für alle Verkehrsteilnehmer in der Stadt zu entwickeln.“