Hamburg. Der Spaß ging nach hinten los: Der Hamburger muss sich wegen Vortäuschens einer Straftat vor Gericht verantworten.

Hamburger Youtube-Stars haben offenbar eine Faible für die Justiz: Nachdem sein Freund, der Youtube-Star Apored, im März dieses Jahres wegen eines Pranks („Streichs“) rechtskräftig zu sieben Monaten auf Bewährung und 200 Sozialstunden verurteilt wurde, steht am kommenden Mittwoch der Youtuber und Rapper Leon Machère vor einem Hamburger Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft legt ihm das Vortäuschen einer Straftat und Amtsanmaßung zur Last.

Laut Anklage soll der 26-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Rustem Ramaj heißt, unter anderem am Jungfernstieg und am Rathausmarkt in der Nähe von Polizeibeamten Kältespray gegen Hauswände gesprüht haben und so eine Straftat vorgetäuscht haben. Während die Polizisten seine Personalien aufnehmen wollten und ihn aufforderten, den Unfug zu lassen, ließ ein Kollege von Machère die Kamera mitlaufen. Natürlich. Am 16. Februar 2017 veröffentlichte er die Aufnahmen dann unter dem Titel „Polizei Prank!!! (Wände besprühen“)“ auf seinem Youtube-Kanal.

„Dildo Döner“-Prank, „Hoden“-Prank und Polizeiprank

Machère gehört definitiv zu den Großen der Youtuber-Szene. Die Währung, in der die Video-Stars bezahlt werden, heißt Aufmerksamkeit. Um seine inzwischen mehr als 2,2 Millionen Menschen zählende Gefolgschaft auf Youtube bei Laune zu halten, veröffentlicht der 26-Jährige „Prank-Videos“ im Akkord. Dutzende dieser Streiche sind auf seinem Kanal gelistet, darunter auch visuelle Ergüsse mit durchgängig beschränkter Sinntiefe wie der „ Dildo Döner“-Prank oder der „Hoden“-Prank.

Auf der Jagd nach Clicks hat sich der Deutsch-Albaner zudem immer wieder an der Polizei abgearbeitet. In einem Video ist beispielsweise zu sehen, wie er auf St. Pauli, wo eine Waffenverbot gilt, ostentativ vor einem Beamten ein „Klappmesser“ fallen lässt. Tatsächlich handelte es sich lediglich um einen ausklappbaren Kamm. Bei der unvermeidlichen Festnahme des Youtube-Clowns lief selbstredend die Kamera. Allein dieses Video wurde mehr als vier Millionen Mal geclickt.

Machère sollte 37.500 Euro Strafe zahlen

Ein weiteres Mal überspannte Machère den Bogen im Sommer 2017. Mit zwei unbekannten Komplizen befuhr der 26-Jährige, so der zweite Vorwurf der Anklage, in einem weißen Pkw mehrere Straßen in Hamburg. Indem er dabei ein Blaulicht und ein Martinshorn benutzte, gaukelte er Passanten einen echten Polizeieinsatz vor. Die Fußgänger forderte er sodann mit einem Megafon zu verschiedenen Handlungen auf – so zog ein älterer Herr auf Geheiß des vermeintlichen Polizisten sein Hemd aus, ein anderer hüpfte vor ihm auf und ab, ein Dritter musste sich einem Atemalkoholtest unterziehen. Nachdem sich die Leute für den 26-Jährigen zum Affen gemacht hatten, veröffentlichte er das Video am 16. Juli 2017 unter dem Titel „Polizei Sirenen Prank!!!“ auf Youtube.

Eigentlich sollte über die zwei Anklagevorwürfe schon im August verhandelt werden. Doch weil Machère – angeblich krankheitsbedingt – nicht zum Prozess erschien, erließ der Amtsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl in Höhe von 37.500 Euro (150 Tagessätze á 250 Euro). Dabei ging das Gericht von den immensen Einnahmen aus, die Machère mit seinem Youtube-Kanal erzielt. Weil der 26-Jährige Einspruch gegen den Strafbefehl einlegte, kommt es jetzt zum Prozess.

Youtuber Machère auch in Augsburg zu Geldstrafe verurteilt

Erst im Mai dieses Jahres war Machère vom Amtsgericht Augsburg wegen Beleidigung von Polizeibeamten zu einer Geldstrafe in Höhe von 32.500 Euro verurteilt worden. Bei einem spontanen Auftritt des Hamburgers im März 2017 hatten sich 1200 Kinder und Jugendliche auf dem Augsburger Königsplatz versammelt. Als Polizisten die nicht genehmigte Veranstaltung auflösen wollte, duzte er die Beamten penetrant. Später bezeichnete er sie in einem Video als „ Scheißpolizisten“ und beleidigte einen Polizisten auch persönlich.