Das langjährige NDR-Maskottchen ist multimedialer denn je. Auch Hagenbecks jüngst gestorbenes Tierbaby wird präpariert.

Die Ikone ist zurück. Nach mehr als einem Jahr Pause ist Hagenbecks bekannteste Walrossdame Antje – langgedientes NDR-Maskottchen und Publikumsliebling in Hamburg – wieder Teil der Ausstellung des Zoologischen Museums. Und zwar multimedialer denn je. Unter dem Titel Antje 2.0. wurde das Präparat am Freitag als Neuinszenierung mit Touchscreen inmitten einer Polarlandschaft präsentiert.

2003 war das Walross im Alter von 27 Jahren im Tierpark Hagenbeck gestorben. Als Schenkung des Tierparks wurde es im Centrum für Naturkunde (CeNak) 13 Monate lang präpariert und restauriert, um fortan im Zoologischen Museum seinen Platz zu finden. Mit der geplanten Neuausrichtung des Museums zum Evolutioneum verlangte auch die Präsentation von Antje eine zeitgemäßere, in den Kontext passende Form.

Facelift von Antje war eine Herausforderung

Nun wird die Geschichte des Tieres, dessen Facelifting für Chefpräparator Klaus Zwonarz wegen eines „scheußlichen Zustands“ seinerzeit eine „echte Herausforderung“ war, multimedial aufgearbeitet. Von der Lebensweise der Walrosse im Allgemeinen über die spezielle Flossenträgerin Antje bis hin zum Museumstier. Im Beisein des langjährigen Hagenbeck-Pflegers Heino Susott, der seine präparierte Antje „ganz, ganz toll“ fand, geriet die Neupräsentation zu einem sehr persönlichen Akt.

Friederike Hagenbeck, Geschäftsführerin des Tierparks Hagenbeck, und Tierpfleger Heino Susott vor dem Präparat von Walross Antje
Friederike Hagenbeck, Geschäftsführerin des Tierparks Hagenbeck, und Tierpfleger Heino Susott vor dem Präparat von Walross Antje © Georg Wendt/dpa

Susott, inzwischen 83 Jahre alt, erzählt, wie er Antje 1977 als knapp 60 Kilogramm schweres Baby in eher bedenkenswertem Zustand in Hamburg in Empfang nahm, wie er mit einer bestimmten Suppenkreation zur „Mama“ von Antje wurde und wie er Silvester mit dem Tier verbrachte, da Walrosse bei den hohen Tönen des Feuerwerks panisch werden.

Kinder weinten um Walross Antje

Matthias Glaubrecht, Direktor des Cenak, sprach bei Antje von einer „Ikone“, die von großer Bedeutung für die Publikumswirksamkeit des Museums sei. Eine Bedeutung, die Glaubrecht zunächst unterschätzt habe. „Bis ich einen kleinen Jungen sah, der geweint hat, als Antje hinter den Kulissen verschwand.“ Insofern sei die Rückkehr des Präparats nicht nur als Sinnbild des Klimawandels durch den Evolutionsfaktor Mensch wertvoll, sondern auch für die Attraktivität der Ausstellung.

Alles andere als attraktiv war Antje, als sie 2003 ins Museum kam, sagte Chefpräparator Zwonarz. Die damals bis zu 750 Kilogramm schwere Walrossdame war an einem heißen Sommertag gestorben, der Kadaver dementsprechend mitgenommen. „Aus einem 27 Jahre alten, faltigen Tier musste ich eine 17-Jährige machen“, sagt Zwonarz. Das hieß: Nicht nur präparieren, sondern restaurieren.

Hagenbecks Walrossbaby Snorre wird auch präpariert

Nun glänzt das braune Fell (Haut und 60 Zentimeter lange Stoßzähne sind Original), stehen die 350 künstlichen Barthaare aus Polycarbonat wie in Form gezupft, ist Antje etwas schlanker als sie zu Lebzeiten war.

Die multimediale Aufarbeitung von Antjes Geschichte und auch die Neuinszenierung im Museum machte die Stiftung Hagenbeck mit 25.000 Euro möglich. Zudem bekam das CeNak auch den Leichnam des kürzlich verstorbenen Walrossbabys Snorre aus dem Tierpark. Auch das Jungtier, das an einer bakteriellen Infektion gestorben war, soll präpariert und in einem möglichen neuen Naturkundemuseum präsentiert werden.