Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung? Diese Menschen sind der Abendblatt-Redaktion im September besonders aufgefallen.
Wenn dieser Monat September kein Monat zum Feiern war: Hamburgs Steakhouse-Imperium wurde 50 Jahre alt, Rötger Feldmann („alias Brösel“) hat nach 30 Jahren endlich gegen den Porsche gewonnen, Uni-Präsident Dieter Lenzen freut sich über die bundesweite Anerkennung für seine Hochschule, und Ruderer Torben Johannesen verteidigte im deutschen Paradeboot sogar die Weltmeisterschaft.
Das hat natürlich auch Konsequenzen für die Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“. Alle vier Wochen präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle Frauen und Männer, die uns aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts seinen „Menschen des Monats“.
So entsteht im Verlauf eines Jahres eine große Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die „Menschen des Jahres 2018“ werden.
----------------------------------------------------------------------
Nino Haratischwili
Die Schriftstellerin im berühmten „stillen Kämmerlein“? Wird’s schon auch geben. Aber Nino Haratischwili, auf die die Wahl der Kulturredaktion diesmal fällt, ist jene Schriftstellerin sicher nicht. Nicht nur allgemein, weil sie Schriftstellerin/Dramatikerin ist und als Frau des Theaters eine, die nach draußen geht, dorthin, wo die Leute sind. Nämlich vor allem besonders, weil Haratischwili (35) die aufregendste Zeit ihrer Laufbahn erlebt: Gerade war sie in ihrem Geburtsland Georgien, wo die Thalia-Fassung von „Das achte Leben“ gegeben wurde, das jetzt als Buch auf Georgisch erscheint. Und sie stand mit dem neuen Roman im gestrigen Buchpreis-Finale.
Andreas Dressel
Schon als SPD-Fraktionschef galt er als dreifache Nummer eins: Andreas Dressel war der größte Problemlöser, weil er stets Kompromisse mit Volksinitiativen aushandelte. Er gilt als bester Kommunikator – keiner hat einen so guten Draht in die eigene Partei und zu den Medien. Und drittens gibt sich der 43-jährige promovierte Jurist stets so harmoniebedürftig und entspannt, dass es keinen Politiker mit weniger Feinden geben dürfte. Dieser Tage muss Dressel den milliardenschweren Fernwärmestreit lösen, woran er seit Monaten arbeitet. Die Chancen stehen nicht schlecht, was ihn für das Ressort Landespolitik zum Menschen des Monats macht.
Eugen Block
Es ist die Geschichte eines beeindruckendem Aufstiegs und ein Stück Wirtschaftsgeschichte: Eugen Block hat aus seiner Idee ein Steakhaus-Imperium gemacht. Vor 50 Jahren hat der Selfmade-Unternehmer sein erstes Block-House-Restaurant in Winterhude eröffnet, briet am ersten Abend sogar selbst Steaks. Inzwischen gibt es 51 Häuser, und Block gehört eine Firmen-Gruppe mit 2500 Mitarbeitern. Mit 78 Jahren mischt der Gründer auch bei kleinen Entscheidungen noch mit, bekennend detailverliebt und perfektionistisch. Ein Hamburger Patriarch mit Ecken und Kanten und für das Ressort Wirtschaft der Mensch des Monats.
Jens Jähne
Die rechten Demonstrationen in Chemnitz, Angriffe auf die Pressefreiheit und auf die Gewaltenteilung: Was vielen Sorgen macht, hat Jens Jähne dazu bewegt, zu handeln. „Ich habe ge- merkt, wir müssen runter vom Sofa und Flagge zeigen“, erklärt der Elmshorner. Der 55-jährige Jurist hatte vor einigen Wochen die Idee, in seiner Heimatstadt ein Fest der Demokratie zu feiern. Schnell fand er Unterstützer. Am Sonntag folgten 1000 Teilnehmer dem Aufruf des parteiübergreifenden Bündnisses, zogen bei einer Demonstration durch Elmshorn und feierten später auf dem Marktplatz weiter. Für solch ein positives Zeichen in dunklen Zeiten nominiert die Pinneberg-Redaktion ihn als Mensch des Monats.
Dieter Lenzen
Auf vielen Gebieten ist Hamburg bundes- oder sogar weltweit führend. Man denke nur an die Medizin. Ausgerechnet aber die Uni dieser Stadt spielte allenfalls in der dritten Liga, als Dieter Lenzen sie vor acht Jahren als Präsident übernahm. Jetzt schickt sie sich an, in der Elite mitzumischen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bescheinigte ihr in verschiedenen Bereichen herausragende Forschungsaktivitäten, sodass sie im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern viele Millionen Euro zusätzlich erhalten wird. Ein exzellenter Grund für das Ressort Lokales, Dieter Lenzen zum Menschen des Monats zu ernennen.
Klaus Tüpker
Ende September vor 40 Jahren fuhr zum letzten Mal die Straßenbahn in Hamburg. Sie musste dem Konzept „autogerechte Stadt“ des Senats weichen. Aber viele Hamburger erinnern sich nicht nur allzugern an ihr geliebtes Verkehrsmittel, sie wollen es auch wiederhaben. Klaus Tüpker ist einer von ihnen. Als Vorsitzender der Initiative „Pro-Stadtbahn-Hamburg“ pflegen er und seine Mitstreiter nicht nur die Erinnerungen und Überreste der alten Bahn. Sie kämpfen auch dafür, dass eine neue auf die Schiene gesetzt wird. Grund genug für die Ressorts Seite 1, Wochenendmagazin, Layout und Von Mensch zu Mensch, Tüpker zum Menschen des Monats zu küren.
Emil Rustige
„Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys!“ Der sieben Jahre alte Emil Rustige aus Eppendorf hat mit seinem Appell an handysüchtige Eltern und dem Aufruf zu einer Kinder-Demonstration seine kleinen Finger in eine ganz große Wunde unserer Gesellschaft gelegt. Deshalb ist er für die Chefredaktion der Mensch des Monats. Emil war nach einer U-Bahn-Fahrt mit seinem ständig aufs Handy blickenden Vater so genervt, das er zur Tat schritt und mit seiner Forderung wohl vielen Kindern aus der Seele gesprochen hat. Emils erstem Demonstrations-Aufruf folgten 150 kleine und große Teilnehmer. Aber viel, viel mehr Erwachsene hat Emil mit seiner Aktion wach gerüttelt. Darauf kann er wahrlich stolz sein.
Torben Johannesen
Premiere für Torben Johannesen im Achter im bulgarischen Plowdiw am 16. September: Erstmals in der ruhmreichen Geschichte des deutschen Paradebootes gelang es, den Weltmeisterschafts-Titel mit derselben Besatzung erfolgreich zu verteidigen – mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg. Und nicht nur das: Mit dem finalen Kraftakt blieb die Crew mit dem 24-jährigen Johannesen, der für den RC Favorite Hammonia startet, in diesem Jahr in allen Endläufen ungeschlagen. Auch beim Gewinn des Europameister-Titels Anfang August in Glasgow hatte sich das Festhalten an Altbewährtem bezahlt gemacht. Für die Sportredaktion des Abendblatts kann es nur einen Menschen des Monats geben: Torben Johannesen.
Holger Hübner
30 Jahre haben Fans und Werner-Comiczeichner Rötger Feldmann, alias „Brösel“, auf diesen Moment gewartet: Eine Wiederauflage des Werner-Rennens auf dem Flugplatz in Hartenholm. Möglich machte dies Holger Hübner, der das dreitägige Motorsportfestival organisiert hat. Zehntausende Besucher haben die Rennen verfolgt und die Konzerte auf dem rund 150 Hektar großen Festivalareal besucht. 80 Bands traten auf und sorgten dafür, dass es „kesselt“. Für die Online-Redaktion ist Holger Hübner, der auch das Wacken Open Air veranstaltet, der Mensch des Monats.
Veronika Wolter
Als Neunjährige büßte Veronika Wolter fast ihr gesamtes Gehör ein. Heute zählt die Oberärztin im Heidberg-Klinikum zu den renommiertesten Cochlea-Implantat-Experten in Deutschland, hat viele solcher Innenohr-Prothesen schon implantiert. Und: Sie trägt selbst zwei Implantate. Sie ist vollkommen taub und hört nur über diese Prothesen. Eine Hirnhautentzündung löste die Hörschädigung aus. Sie kämpft sich trotz ihres Handicaps durch Schulzeit und Medizinstudium. Als weltweit dritte Patientin lässt sie sich ein Hörgerät implantieren. Wer Veronika Wolter heute erlebt, merkt nichts von ihrer Hörschädigung. Sie versteht jedes Wort. Für die Fotoredaktion ist sie der Mensch des Monats.