Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung? Diese Menschen sind der Abendblatt-Redaktion im Juni besonders aufgefallen.
Die Hoffnung hatten sie bis zuletzt noch nicht aufgegeben, die Macher der jungen Hamburger Schulgenossenschaft, die versuchen, die von der Schließung bedrohten katholischen Einrichtungen doch noch zu retten. Erst Ende des Monats zeichnete sich nach dem Nein der katholischen Gremien das Aus ab. Einer, der unermüdlich für die Schulen kämpfte, ist Nikolas Hill, für die Chefredaktion ist er der Mensch des Monats Juni. Alle vier Wochen präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle Frauen und Männer, die uns im zurückliegenden Monat aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts seinen „Menschen des Monats“. So entsteht im Verlauf eines Jahres eine große Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden, wer die „Menschen des Jahres 2018“ werden.
Was sonst noch war im Juni? Das Landgericht erklärte die Mietpreisbremse für unrechtmäßig, ein Blackout legte den Flughafen lahm, und die Bahn produzierte auf der Strecke nach Sylt auch nur negative Schlagzeilen.
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Farid Müller
Gelingt es Hamburger Forschern, HIV-Kranke zu heilen? Mit einer neuen Gen- und Zelltherapie könnte dies möglich sein, hofft das Team um Joachim Hauber. Doch auch zwei Jahre nach Veröffentlichung ihrer Studie fehlten immer noch Geldgeber. Es ist vor allem dem Engagement Farid Müllers (Grüne) zu verdanken, dass Rot-Grün einen Ende Juni einstimmig beschlossenen Antrag in die Bürgerschaft einbrachte, wonach die Stadt eine Anschubfinanzierung über drei Millionen Euro beisteuern wird. Hinzu kommen 5,3 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt. Das Vorhaben hat wieder eine Chance – Farid Müller ist für das Ressort Landespolitik der Mensch des Monats.
Anne und Stefan Lemcke
In der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ hatten sie bereits ihren großen Auftritt: die Gründer von Ankerkraut. Nun sind sie unter die besten drei Firmen beim Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Aufsteiger gekommen. Deshalb nominiert die Wirtschaftsredaktion Anne und Stefan Lemcke. Ihre Idee: Gewürzgläser mit exotischen Mischungen wie Safransalz oder Limettenpfeffer. In der Produktion und Verwaltung in Hamburg-Sinstorf arbeiten mittlerweile 60 Beschäftigte. Ob die Macher von Ankerkraut am Ende tatsächlich den Sieg davontragen, werden sie am 11. September wissen. Dann fällt die Entscheidung im ZDF-Hauptstadtstudio.
Martha Argerich
Anreisen, auftreten, abreisen. Das ist der Rhythmus, wenn Klassikstars für einen Auftritt in eine Stadt kommen. In diesem Monat allerdings ist die Pianistin Martha Argerich als Ehrengast in der Laeiszhalle deutlich von dieser Methode abgewichen. Sie war eine musikalisch herausragende Woche in Hamburg und ist deswegen für die Kulturredaktion Mensch des Monats. Acht Tage, neun Konzerte, mit immer wieder neuen Besetzungen, Familie, Freunden und alten Bekannten. Lugano, wo ihr „Progetto“ 15 Jahre lang das Publikum begeisterte, machte Argerich zur Ehrenbürgerin; im Hamburger Rathaus trug sie sich ins Goldene Buch der Stadt ein.
Uwe Desaga
Mit 73 Jahren könnte Internist Uwe Desaga längst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Doch den Arzt lässt die Not der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer nicht los. Kurzentschlossen heuerte er bei einer Mission der Sea-Eye an. Die deutsche Organisation will Flüchtlinge, die auf überfüllten Schlauchbooten in Seenot geraten, vor dem Ertrinken bewahren. Auf einem umgebauten Kutter kümmerte sich Desaga um 267 Afrikaner, die von der Crew geborgen werden konnten. In den Jahren zuvor hatte Desaga, der noch in einer kleinen Praxis an der Isestraße arbeitet, bereits bei drei Einsätzen in den Slums von Bangladesch medizinische Hilfe geleistet. Für die Lokalredaktion ist er der Mensch des Monats.
Lewis Holtby
Für Lewis Holtby war es eine Entscheidung des Herzens. Am 12. Mai, dem Tag des erstmaligen Abstiegs des Hamburger SV aus der Fußball-Bundesliga, war dem Mittelfeldspieler klar: So möchte ich Hamburg nicht verlassen. Der 27-Jährige schlug andere Angebote aus und verlängerte seinen Vertrag zu deutlich geringeren Bezügen beim HSV. Es war eine Unterschrift mit Signalwirkung: Die Fans rechnen es dem Publikumsliebling hoch an, dass er die Abstiegssuppe, die er mit eingebrockt hatte, wieder auslöffeln will. Für das Sport-Ressort ist Lewis Holtby deshalb der Hamburger des Monats. Er zeigt: Geld ist im Leben eben doch nicht alles.
Thomas Flotow
In Deutschland fehlen Zehntausende Pflegekräfte, vor allem deshalb, weil die schwere Arbeit zu schlecht bezahlt wird. Seit Jahren hat sich daran nichts Nennenswertes geändert. Da wirkt die jüngste Tarifvereinbarung für Mitarbeiter von „Pflegen & Wohnen“ wie ein Befreiungsschlag und ein Signal, das weit über Hamburg hinaus Bedeutung hat. 4,2 Prozent mehr Gehalt, höheres Weihnachtsgeld und andere Vergünstigungen: Möglich gemacht hat das der Geschäftsführer von „Pflegen & Wohnen“, Thomas Flotow, im Konsens mit der Gewerkschaft Ver.di. Für die Ressorts Magazin, Seite 1, Layout und Von Mensch zu Mensch ist er Hamburger des Monats. Sein Beispiel zeigt: geht doch!
Nikolas Hill
Nein, diese Nominierung der Chefredaktion hat nichts damit zu tun, dass Nikolas Hill hin und wieder als möglicher Spitzenkandidat der CDU bei der nächsten Bürgerschaftswahl gehandelt wird. Hier soll es um sein Engagement zur Rettung der von Schließungen bedrohten katholischen Schulen gehen. Hill gehört zu den Begründern der Schulgenossenschaft, die seit Monaten Geld einwirbt und mit der Kirche über ein tragfähiges Konzept verhandelt. Dabei haben er und seine Mitstreiter sich von vielen Rückschlägen nicht entmutigen lassen, blieben bis zuletzt konstruktiv und offen für Gespräche. Auch, wenn das alles nichts genutzt haben sollte: Dieser Einsatz war bemerkenswert und nötigt uns allergrößten Respekt ab.
Delara Burkhardt
Mit 16 trat Delara Burkhardt aus Siek (Kreis Stormarn) in die SPD ein. In Ahrensburg, wo sie die Stormarnschule besuchte, belebte sie den Juso-Ortsverein wieder, wurde bald Kreisvorsitzende. Seit 2015 ist sie stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende. Jetzt ist sie 25, mit dem Masterstudium (Sozialökonomie) fast fertig – und auf dem Weg ins Europaparlament. Burkhardt will Spitzenkandidatin in Schleswig-Holstein werden. Für die Regionalausgaben gehört sie zu den Menschen des Monats. Den Tag der Kandidatenkür am 3. November kann sie bestimmt feiern: Es ist ihr 26. Geburtstag.
Christin Schröder
Die Wahrscheinlichkeit, einen Schornsteinfeger auf der Straße oder gar auf dem Dach zu sehen, ist recht gering: Nur rund 200 gibt es noch in der Hansestadt. Noch sehr viel seltener ist es, dass eine Frau den traditionellen Beruf ausübt – gerade einmal sechs Schornsteinfegerinnen gibt es in Hamburg. Eine von ihnen ist Christin Schröder. Bei ihr liegt es allerdings auch in der Familie: Ihre Mutter ist ebenfalls Schornsteinfegerin, ein Großvater war es, und auch ihre Zwillingsschwester hat sich für diesen Beruf entschieden. Weil Sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit der Menschen sorgt, ist Christin Schröder für die Fotoredaktion der Mensch des Monats Juni.
Holger Bracker
Dass Holger Bracker in seinem Weinladen am Eppendorfer Baum mal einen euphorischen Massenauflauf auslösen würde, war doch selbst für ein Verkaufstalent recht unwahrscheinlich. Und doch kam es so: Rockstar Dave Grohl von den Foo Fighters hatte beim Hamburger Konzert von der Bühne versprochen, er werde am nächsten Tag diesen Laden besuchen, den er beim Vorbeifahren entdeckt habe: Weinhaus Gröhl. Die Zuschauer sollten dorthin kommen und ein Glas gratis verlangen. Grohl, Gröhl – und alle so: gröl! Für die Onlineredaktion ist Bracker Hamburgs Mensch des Monats. Er war erstaunt, als mehr als 100 Fans kamen – aber auch Superstar Dave Grohl tauchte auf. Versprechen gehalten, Wein rockt.