Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung? Diese Menschen sind der Abendblatt-Redaktion im August besonders aufgefallen.
Dieser August war vor allem eines: heiß. Und trocken.Der mittlere Tageshöchstwert in Hamburg lag bei 26,1 Grad, in der Spitze war es sogar 35,5 Grad warm und heißer als zur gleichen Zeit auf Mallorca (33 Grad). Was sonst noch passierte? Die Stadt erwachte aus dem politischen Sommerschlaf, Rollstuhlbasketballerinnen und -basketballer begeisterten bei ihrer WM in Wilhelmsburg, und der HSV und St. Pauli starteten in die erste und hoffentlich letzte gemeinsame Zweitliga-Saison.
Das hat natürlich auch Konsequenzen für die Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“. Alle vier Wochen präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle Frauen und Männer, die uns aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts seinen „Menschen des Monats“. So entsteht im Verlauf eines Jahres eine große Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die „Menschen des Jahres 2018“ werden.
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András Siebold
„Avantgarde macht Spaß!“ sagte András Siebold vor Beginn des Sommerfestivals – und hielt Wort. Knapp drei Wochen lang gab es vor allem auf Kampnagel spektakuläre Konzerte und Performances, bei denen Reiskocher ebenso eine Rolle spielten wie dicke Nebelschwaden. Auch die Sprache der Bäume wurde dort gesprochen, für die theoretische Unterfütterung sorgte ein Vortragspaket zum derzeit so virulenten Thema Heimat. Kuratiert hat all das einmal mehr Siebold, der durch die Welt reist, um für sein Festival einige der aufregendsten Avantgarde-Künstler nach Hamburg zu holen. Für die Kulturredaktion ist er deshalb der Mensch des Monats.
Familie Rösler
Den Umzugssommer hatte sich Familie Rösler anders vorgestellt. Erst im Mai ging es für die Leipziger mit ihren drei Kindern nach Neu Bleckede. Ein Hof an der Elbe sollte es sein, mit Natur vor der Tür und drei Eseln hinterm Haus. Dass der Schulweg per Fähre ans andere Ufer nach Bleckede gleich im ersten Sommer zum Problem wird, war nicht geplant. Doch was macht man, wenn der Fährverkehr wegen Niedrigwassers eingestellt wird? Man leiht sich ein Boot beim Nachbarn, schult Papa Gerd zum Flussschiffer um und bringt die Kinder selbst übers Wasser. Für die Onlineredaktion hat so viel Pragmatismus das Prädikat „Mensch des Monats“ verdient.
Aygül Özkan
Ohne eigenen Auftritt stand sie plötzlich im Mittelpunkt der politischen Debatte: Die frühere niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan soll CDU-Spitzenkandidatin bei der Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2020 werden. Doch die 47 Jahre alte Rechtsanwältin und Mutter eines Sohnes ist schwer erkrankt. Die CDU-Spitze möchte dennoch an ihrer Kandidatur festhalten. Özkan könnte somit die erste Frau und Muslima im Bürgermeisteramt werden. Der überraschende und für Hamburgs Politik belebende Vorschlag macht Aygül Özkan für das Ressort Landespolitik zum Menschen des Monats. Die Redaktion wünscht Frau Özkan gute Genesung.
Christoph Wöhlke
Dass auch die Berliner jetzt „ihren“ Budni haben, ist vor allem sein Werk: Christoph Wöhlke, der mit seinem Vater Cord und Schwester Julia die Geschicke der Hamburger Drogeriemarkt-Kette Budnikowsky leitet, hat die erste Filiale in der Hauptstadt maßgeblich mitentwickelt. Dabei geht es auch darum, das Hamburger Familienunternehmen in einem umkämpften Markt zukunftsfähig zu machen. Der Berliner Budni ist modern und lokal zugleich und verschiebt die Grenzen Richtung Nahversorger. Deshalb ist der 40-Jährige für die Wirtschaftsredaktion Mensch des Monats. Schöne Geste der Neuen in Prenzlauer Berg: Budni unterstützt ab sofort die Jugendfarm Moritzhof – und hat ein Pony gespendet.
Monika Wiborny
Sie war Seelentrösterin, Mutmacherin und Rettungsanker für unzählige junge Familien. Zehn Jahre hat Monika Wiborny in ihrer SchreiBabyAmbulanz Hamburg Eltern und Kinder durch die Schwierigkeiten der ersten Monate begleitet und neue Wege in der Krise aufgezeigt. Die Therapeutin hat mit ihrem Verein ein Angebot aufrechterhalten, das diese Stadt so dringend braucht – die jedoch nicht bereit ist, es kostendeckend zu finanzieren. Deshalb musste die Einrichtung Ende August schließen. Für die Lokalredaktion ist diese starke Frau, die ihre professionelle Arbeit nicht unter Wert verkaufen wollte, deshalb Mensch des Monats.
Dagmar Beese
Seit 19 Jahren sorgt sie dafür, dass Arbeitslose, Geringverdiener und Asylbewerber genügend zu essen haben. Das Ehrenamt bei der Kaltenkirchener Tafel macht Dagmar Beese glücklich. Vier Tage die Woche koordiniert die Vorsitzende die Ausgabe der Lebensmittel an Bedürftige. „Es widerstrebt mir, Essen wegzuschmeißen“, sagt die 74-jährige Frau. Nach einem schweren Fahrradunfall lag Dagmar Beese mit zertrümmerter Kniescheibe sechs Monate lang im Krankenhaus. Das war 1996. Damals hat sie beschlossen, sich sozial zu engagieren. Inzwischen hat die Tafel ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Es sollte mehr gute Seelen wie Beese geben. Deswegen ist sie für die Regional-Redaktionen der Mensch des Monats.
Bernd Hoffmann
Der HSV ist längst noch nicht wieder in der ersten Fußball-Bundesliga, das erste Saisonspiel in der Zweiten Liga hat er schmählich verloren (0:3 gegen Holstein Kiel). Trotzdem ist für die Chefredaktion der Vorstandsvorsitzende des Clubs ein Mensch des Monats. Denn Bernd Hoffmann ist im August und in den Wochen davor etwas gelungen, woran seine Vorgänger allesamt gescheitert sind. Er hat für Ruhe im Verein und um den Verein herum gesorgt. Der von ihm verpflichtete Sportdirektor Ralf Becker hat es zudem geschafft, zu teure Spieler los uwerden und neue, günstige Profis zu verpflichten. So scheint der HSV endlich auf dem Weg zu sein, den er schon vor vielen Jahren hätte beschreiten müssen.
Mareike Miller
Durchschnittlich 17 Punkte hat sie in jedem Spiel bei der Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft geworfen. Wenn es drauf ankam, war sie da – auch im Spiel um Platz drei, als sie mit einem nervenstark verwandelten Freiwurf 24 Sekunden vor Schluss für die Entscheidung gegen China sorgte. Die 28-Jährige hat ihr Team als echte Kapitänin angeführt. Für die Sportredaktion ist Mareike Miller deshalb der Mensch des Monats. Werbung für ihren Sport und damit auch für Inklusion ist der „Fußgängerin“, die wegen vier Kreuzbandrissen den Rollstuhl als Sportgerät nutzt, eine Herzensangelegenheit. Die studierte Betriebswirtin arbeitet dafür auch als Operations Manager beim Rollstuhlbasketball-Weltverband.
Pastor Detlev Gause
Er stand Tausenden Männern und Frauen, die sich mit dem HI-Virus infiziert haben und Rat suchten, in Hamburg zur Seite und begleitete sie. Pastor Detlev Gause ist der Mensch des Monats für die Ressorts „Von Mensch zu Mensch“, Magazin, Seite 1 und Layout. 14 Jahre lang hat Gause der Aids-Seelsorge in St. Georg ein Gesicht gegeben, hat die Beratungsstelle neu aufgestellt und sie in das Integrations- und Familienzentrum an der Rostocker Straße verlagert. Der 66-Jährige ist seit September nun endgültig im Ruhestand und hat das Amt an seinen Nachfolger übergeben.
Klaus Gerresheim
Dieses Event war Geburtstagsparty und verspätete Hochzeitsfeier in einem. Nur dass das die 400 Gäste erst erfuhren, als sie schon da waren. Geladen hatte Klaus Gerresheim „nur“ zu seinem 80. in den Schuppen 52 im Hafen. Gerresheim, „der Gastronomintendant“ wie ihn sein Freund Gerd Käfer einmal genannt hatte, verkündete auf der Bühne, dass er Tage zuvor seine Lebensgefährtin Marlies Head geheiratet habe. 45 Jahre lang waren Gerresheim und Head bereits zusammen. „In einer sentimentalen Stunde“ hätten sie die Entscheidung gefällt, erzählte er. Klaus Gerresheim ist seit Jahrzehnten eine Institution in der Eventgastronomie. Für die Fotoredaktion ist er der Mensch des Monats.