Hamburg . ADAC kritisiert das Management der Baustellen scharf und fordert bessere Koordinierung, 6-Tage-Woche und Dreischichtsystem.

Rund 630 Millionen Euro hat die Stadt seit 2011 in die Sanierung des maroden Straßennetzes gesteckt. Für Auto- und Radfahrer, Fußgänger, aber auch Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs bedeutet das, dass sie jährlich mit rund 30.000 Baustellen konfrontiert werden. Das sorgt für zahlreiche Behinderungen. Auch weil die Koordinierung oft nicht klappt.

Einschränkungen des Verkehrs, so heißt es aus der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, ließen sich nicht vermeiden. „Aber die Behinderungen lassen sich möglichst gering halten, was die Baustellenkoordination im Blick hat“, sagt Behördensprecher Füldner. Das sieht man beim ADAC Hansa anders. „Neben den etwa 500 Kilometern Hauptstraßen sollte die Koordinierungsstelle der Fachbehörde auch das 1400 Kilometer große sogenannte Vorbehaltsnetz verantworten“, fordert dessen Vorstandsvorsitzender Ingo Meyer. „Das umfasst auch die wichtigsten Bezirksstraßen, die eine Ausweichfunktion haben, wenn es auf der Hauptroute mal wieder klemmt.“

31.630 Kilometer Stau

Klemmen tut es oft. Allein im vergangenen Jahr, so rechnete der ADAC für Hamburg aus, summierten sich in Hamburg die Staulängen nur auf den Autobahnen auf 31.630 Kilometer. Damit nimmt Hamburg bundesweit die Spitzenstellung ein.

Kommentar: Zu viele Baustellen zur selben Zeit

„Viele fragen sich zu Recht, ob wirklich immer alles getan wird, um die Belastungen durch die Baumaßnahmen so gering wie möglich zu halten“, so Meyer. So müsse zwingend die Einrichtung von Baustellen strenger überprüft werden. Meyer: „Fußwege, die so schmal sind, dass sie mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen kaum passierbar sind, Radwege, die im Nichts enden, und Verkehrsführungen, die den Autofahrer nicht ins Ziel, dafür zuverlässig in den Wahnsinn führen, sind vermeidbare Fehler.“

Weiteres Problem

Eine aktuelle Baustelle, die der ADAC Hansa in Hamburg bemängelt, befindet sich am Neuen Jungfernstieg/Ecke Alsterglacis Richtung Dammtor. Wobei es sich hier noch gar nicht um eine Baustelle handelt: Um den Verkehr vor der eigentlichen Baustelle am Dammtor zu lenken und Staus zu entzerren, wurden jedoch schon unter der Kennedybrücke eine Linksabbiege-Spur und auf der Alsterglacis die rechte Fahrspur bis zum Mittelweg gesperrt.

Die Folge: zum Teil gefährliche Situationen unter der Kennedybrücke, weil die Verkehrsführung schwer zu erkennen ist, und Staus bereits an der Alster. „Diese Absperrungen sind sehr unglücklich geplant und schaffen mehr Probleme als sie angeblich lösen sollen“, sagt Sprecher Christian Hieff, Sprecher beim ADAC Hansa. „Hier könnte man den Verkehr viel besser über die Ampelschaltung mit verkürzten Grünphasen entzerren.“

Ein weiteres Problem: Neben der Fachbehörde und den Bezirksämtern gibt es weitere „Player“ bei den Baustellen. Dazu gehören Hamburg Wasser, Stromnetz Hamburg oder die Telekom.

Neuralgische Punkte

Von Hamburg Wasser heißt es, man habe derzeit rund zehn Baustellen, die Hauptverkehrsstraßen betreffen. Alle Maßnahmen, die oftmals über mehrere Wochen gehen, müssen zuvor bei der KOST angemeldet werden, wobei man nach eigenen Angaben versuche, sich vorab schon mit anderen Energieunternehmen abzustimmen. Andere Unternehmen melden Arbeiten bei den Bezirksämtern an.

Neben einer besseren Abstimmung mahnt der ADAC eine Verkürzung der Bauzeit an. Die volle Ausnutzung der Tageshelligkeit und die 6-Tage-Woche müssten die Regel, nicht die Ausnahme sein. An neuralgischen Punkten wie am Dammtorbahnhof müsse darüber hinaus der Dreischichtbetrieb möglich sein.