Harburg. An drei Wochenenden ist die S3 gesperrt. Bahn verspricht, dass sich das Sommer-Chaos nicht wiederholt. SPD skeptisch.
Das Positive vorweg: Die chaotischen Zustände des diesjährigen Sommers sollen sich bei Streckensperrungen der S-Bahn nicht wiederholen, verspricht die Behörde für Wirtschaft, Inneres und Verkehr (BWVI) hoch und heilig. In der Antwort der BWVI auf eine entsprechende Anfrage der SPD-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung heißt es: „Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem tatsächlichen Ablauf im Sommer werden zu einer Anpassung der Planungsabläufe, der Koordinierung und der betrieblichen Abläufe vergleichbar komplexer Sperrungen führen.“ Sprich: es soll keine gleichzeitigen Einschränkungen des S-Bahn- und Regionalzugverkehrs geben.
Die schlechte Nachricht: Schon im November müssen Bahn und BWVI zum nächsten Mal beweisen, dass sie es ernst meinen: Gleich an drei der vier Novemberwochenenden wird der S-Bahn-Verkehr zwischen Harburg und Hauptbahnhof eingestellt. Grund sind Bauarbeiten am neuen Bahnhof Elbbrücken und zur Ertüchtigung der Strecke.
Im Juli und August war die S-Bahn-Strecke zwischen Harburg und Wilhelmsburg zwei Wochen lang gesperrt. Ersatzbusse sollten die Nahverkehrsfahrgäste nach Wilhelmsburg fahren, Pendler mit dem Ziel Hauptbahnhof und darüber hinaus sollten auch auf den Regionalzug Metronom ausweichen. Der jedoch fuhr nur eingeschränkt, da seine Bahnsteige im Hauptbahnhof in den selben zwei Sommerferienwochen grundsaniert wurden, in denen auch die S-Bahn gesperrt war. Etwa die Hälfte der Metronom-Züge endete in Harburg, was den Druck auf die Ersatzbusse noch erhöhte, statt ihn zu mindern.
Sowohl die Bauarbeiten im Hauptbahnhof, als auch die Gleisarbeiten bei der S-Bahn liegen im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn. Allerdings sind die „DB Station and Service“, die den Bahnsteig erneuerte und die „S-Bahn Hamburg GmbH“ zwei eigenständige Firmen in einem komplizierten Konzerngeflecht. Eine Koordination der Bauarbeiten hatte nicht stattgefunden, geht aus der BWVI-Antwort auf die SPD-Anfrage hervor. Zuständig für die Koordination wäre eine dritte Bahn-Tochter, die „DB-Netz-AG“ gewesen. Laut BWVI hat die S-Bahn die DB Netz AG aufgefordert, in Zukunft „ihre koordinierende Funktion wahrzunehmen“.
Die SPD hatte nicht nur nach den Schwierigkeiten beim Metronom gefragt, sondern auch Fragen zum Busersatzverkehr gestellt. Die Busse wurden von einem Schleswig-Holsteinischen Unternehmen gestellt, dessen Fahrer selten ortskundig waren und von denen nicht alle mit genervten Fahrgästen professionell ruhig umgingen. Vor allem die Streckenführung der Busse von Wilhelmsburg über Harburg-Rathaus und Harburg zurück nach Wilhelmsburg, die planerisch zwar sinnvoll aber für die Fahrgäste verwirrend war, wurde von der SPD kritisiert. Darauf geht die BWVI in ihrer Antwort allerdings nicht ein. „Alle bestellten Fahrten wurden erbracht“, heißt es nur lapidar.
„Das kann doch nur bedeuten, dass zuwenig Fahrten bestellt wurden“, schließt Torsten Fuß, einer der Verkehrsexperten der Harburger SPD. „Denn die Busse waren ja zum Teil extrem vollgestopft.“
Dass er mit dieser Vermutung richtig liegen könnte, legt die Senatsantwort auf eine Bürgerschaftsanfrage der Linken nahe, auf die auch die BWVI verweist: 3600 Plätze pro Stunde standen in den Bussen zur Verfügung, um 10.400 – also dreimal so viele – Plätze in der S-Bahn zu ersetzen; bei zusätzlichem Ausfall einiger tausend Plätze im Metronom.
Dass auf die Streckenführung der Busse überhaupt nicht eingegangen wird, ärgert Fuß: „Ich finde diese Antwort der BWVI sehr unbefriedigend“, sagt er. „Das lässt für die kommenden Sperrungen befürchten, dass schon wieder nicht alles glatt läuft.“
Mit den Sperrungen im November wird die Bahn ihr Programm der Erneuerung von Strecken und Stationen nicht abgeschlossen haben: „Die DB setzt natürlich auch 2019 ihren Modernisierungskurs für Schienennetz und Bahnhöfe fort“, sagt DB-Pressesprecherin Angelika Theidig. „Um die Auswirkungen des weiterhin sehr umfangreichen Baugeschehens für die Reisenden so gering wie möglich zu halten, werden die Maßnahmen noch stärker gebündelt.“
Das bedeutet, dass auch im nächsten Jahr die Gefahr gleichzeitiger Baustellen besteht. Ob die Absprachen zwischen den einzelnen Bahn-Organen besser klappen können, müssen diese dann beweisen.