Hamburg koordiniert die Arbeiten nicht gut genug
Wenn ein Beispiel genügt, das Dilemma aufzuzeigen, dann dieses: Der Wallringtunnel komplett gesperrt, die Ausweichstrecke auf einer Spur aufgerissen. Dieses unkontrollierte Nebeneinander von Baustellen lässt Auto-, Bus- und Radfahrer sowie auch Fußgänger in Hamburg verzweifeln.
Die Verkehrsbehörde sperrt den Tunnel in den Herbstferien für einen Sicherheitscheck – erst im Sommer war die vierjährige Sanierung beendet worden –, dazu reißt ein Energieversorger am Glockengießerwall den Asphalt einer Spur auf. Was das bedeutet, zeigt eine Zahl: Den Wallringtunnel, eine der wichtigsten innerstädtischen Verbindungen, passieren normalweise 40.000 Autos täglich. Die beiden Sperrungen in Nähe zum Hauptbahnhof stehen exemplarisch für ein Problem: Es gibt keine Baustellenkoordination in Hamburg, die den Namen verdient. Hier werkelt die Stadt, da reißt der Bezirk eine Straße auf, gar nicht weit weg macht Stromnetz Hamburg das Gleiche. Die Arbeiten schleppen sich oft dahin, statt im Mehrschichtbetrieb geht’s morgens los, und nachmittags ist schon wieder Schluss.
Die meisten Straßen sind geplant und gebaut worden, als deutlich weniger Menschen mit dem Auto unterwegs waren. Die Belastung hat massiv zugenommen. Zudem haben es vorherige Senate jahrelang versäumt, die Straßen vernünftig zu unterhalten. Die Folgen zeigen sich in dem großen Sanierungsstau. Und doch geht das, was die Behörden und Energieversorger den Hamburgerinnen und Hamburgern seit Monaten zumuten, zu weit. Der Eindruck drängt sich auf, dass Rot-Grün eine Baustelle nach der anderen aufmacht – um rechtzeitig vor der Bürgerschaftswahl in eineinhalb Jahren Ruhe zu haben. Schließlich dürfte sie der Opposition nicht selbst einen Wahlkampfschlager liefern wollen.
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