Hamburg. Der Senegalese und seine Band Le Super Étoile de Dakar schafften es, den Saal in eine Diskothek zu verwandeln.
Getanzt wird selten in der Elbphilharmonie. Manchmal gelingt es Künstlern wie Max Mutzke oder der kubanischen CMQ Bigband beim Elbjazz-Festival. Aber eine Elbphilharmonie außer Rand und Band? Da muss Youssou N’Dour mit seiner Band Le Super Étoile de Dakar kommen, um den Saal in eine Diskothek zu verwandeln. Schon vom ersten Song an groovt die mit vier Perkussionisten besetzte Band und man wünscht sich eigentlich die nicht bestuhlte Fabrik als Ort dieses Konzertes.
Nach und nach stehen einzelne Zuhörer auf und fangen in den Gängen hinter den Stuhlreihen an zu tanzen. Babacar Faye, den Zeremonienmeister des Ensembles, animiert immer mehr Zuhörer. Doch es dauert fast eine Stunde, bis das Auditorium seine Scheu abgelegt hat, sich kollektiv von den Sitzen erhebt, tanzt und klatscht und die Arme schwingt wie bei einem Hip-Hop-Konzert. Oder eben wie in einem Club in Dakar, der Hauptstadt des Senegals.
Youssou N'Dour macht eine Party aus seinem Konzert
Hier wurde Youssou N’Dour 1959 geboren, hier gründete er 1979 seine Band und wurde zu einer der wichtigsten Stimmen Afrikas. Seinen größten Erfolg in Europa feierte er 1994 mit dem Song „Seven Seconds“, einem Duett mit Neneh Cherry. In der Elbphilharmonie singt er das Lied zusammen mit Pascale Kameni Kamga, einer Sängerin mit einer beeindruckenden Stimme und einem ebensolchen Afro. Bei diesem Hit erheben sich bereits eine Menge Zuhörer, bei der nächsten Nummer wird die Elbphilharmonie zur Dakar-Disco.
Unermüdlich treiben die vier Trommler, Bassist Thierno Sarr und die drei Gitarristen den Rhythmus voran. Es ist unmöglich, sich diesem Groove zu entziehen. Immer mehr Zuschauer strömen vor die Bühne, junge Mädchen tanzen fröhlich die Treppen herunter, Afrikaner in farbenprächtigen Outfits singen beseelt N’Dours Texte mit. Das Konzert wird zur Party, Hautfarbe und Herkunft spielen keine Rolle mehr. Afrika ist im Haus.
N'Dour beschwört den Aufbruch von "New Africa"
Sicher ganz im Sinne des charismatischen Sängers, der 2012 nach dem Wahlsieg von Macky Sall ein Jahr lang Minister für Kultur und Tourismus war und seit 2013 als Berater des Staatspräsidenten fungiert. Seine Aufgabe ist es, außerhalb des Senegals Werbung für das westafrikanische Land zu machen. Das gelingt N’Dour während des länger als zwei Stunden dauernden Konzertes formidabel. „New Africa“ heißt eine eindringliche Ballade, die er mit erhobener Faust singt, nur von Schlagzeug und Keyboard begleitet. „Es geht in dem Song nicht um Armut, sondern um Aufbruch“, sagt er. Youssou N’Dour ist an diesem Abend der Repräsentant eines Kontinents, den viele erst noch entdecken müssen. Seine Musik ist der erste Schritt dorthin.
Übertragen wird der restlos ausverkaufte Auftritt der „Stimme Afrikas“ auch nach draußen auf eine Leinwand. Das Elbphilharmonie Konzertkino verfolgen etwa 1000 Zuschauer bei freiem Eintritt auf den Stufen zum Fähranleger vor der Elbphilharmonie. Bis zum 2. September werden noch fünf weitere Konzerte in gestochen scharfen Bildern auf den „Cube“ gestreamt.