Hamburg. Ulk oder archäologische Forschung? Mitten in der City sind seltsame Installationen aufgetaucht. Wer dahintersteckt – und wer bezahlt.

Passanten am Hamburger Domplatz reiben sich derzeit verwundert die Augen: Die Aufbauten, die dort seit einigen Tagen stehen, erinnern auf den ersten Blick an eine archäologische Grabungsstätte. Ein provisorisches Gebäude auf Stelzen, Stangen mit Kontroll-Leuchten, ein Bauzaun. Menschen mit blauen Schirmmützen und schwarzen Schutzhosen buddeln in der Erde. Doch so richtig scheint die seltsame Installation dann doch nicht zu den Arbeiten von seriösen Wissenschaftlern zu passen, die die Historie der geschichtsträchtigen Stätte in der City erforschen.

Suche nach "Nationaldenkmal"

Am Bauzaun hängen nicht ganz ernst gemeinte Warnhinweise
Am Bauzaun hängen nicht ganz ernst gemeinte Warnhinweise © Bob Geisler

Am Bauzaum hängt ein Plakat mit der Aufschrift: "Achtung – Minimalinvasive Intensivgrabungen. Vom 13. bis zum 16. September ist der Domplatz für die Öffentlichkeit vorübergehend nur eingeschränkt nutzbar." In Kooperation mit dem "Archäologischen Museum Hamburg" und dem "Dokumentationszentrum Zukunft" suche man nach "Überresten eines unbekannten Nationaldenkmals." Und es wird noch seltsamer: Man sei dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, dass das Gebiet weitestgehend zu meiden sei. Denn: "Es besteht akute Gefahr durch Wahrnehmungsstörungen."

Hinter der merkwürdigen Aktion verbirgt sich die zehnköpfige Gruppe PARA, die den Domplatz für ein Kunstprojekt in Beschlag genommen hat. "Statt in die Vergangenheit graben wir auf dem Domplatz in die Zukunft", sagt Mitorganisator Bastian Sistig dem Abendblatt. Auf dem Gelände seien in den vergangenen Wochen diverse von Künstlern geschaffene Artefakte vergraben worden, die von der Gruppe nun wieder ausgebuddelt und vom 21. September an in einer Ausstellung im Künstlerhaus Sootbörn in Niendorf präsentiert würden.

Protest gegen Rechts?

Die Suche nach dem angeblichen Nationaldenkmal namens "Walhalla 2" soll laut Sistig auch ein Protest gegen nationale Symbole und deren Instrumentalisierung durch rechtsgerichtete Parteien wie die AfD sein. Der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke hatte unter anderem mehr Denkmäler statt Mahnmäler in Deutschland gefordert und das Holocaust-Mahnmal in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet.

Wer bezahlt die Aktion?

Nach Angaben der Künstler wird das Projekt vom Hauptstadtkulturfonds, aus Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters, der Hamburgischen Kulturstiftung und der Hamburger Kulturbehörde gefördert. Nach Informationen des Abendblatts soll allein die Kulturstiftung rund 10.000 Euro zu der Aktion beisteuern.

Tatsächlich wird im Umfeld des Hamburger Domplatzes immer wieder nach Überresten aus der Vergangenheit der Hansestadt gesucht. Das Gelände gilt als Keimzelle Hamburgs und Standort der legendären Hammaburg. Erst im Frühjahr legten Forscher auf einem Grundstück am Schopenstehl in unmittelbarer Nähe historische Toiletten frei.