Hamburg. Antrag von Rot-Grün sieht die Gründung einer städtischen Gesellschaft vor. Dachverband aber sieht sich nicht als “Verhandlungsmasse“.
Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und günstige Mieten – in einer Stadt wie Hamburg klingt das nach einer Utopie, in alternativen Wohnprojekten ist das Realität. Zu den selbstbestimmten Wohn- und Lebensformen gehören auch die Projekte zur Alternativen Baubetreuung (ABB-Projekte).
Um die Selbstverwaltung dieser Projekte langfristig zu sichern, haben die Fraktionen von SPD und Grünen einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht, der die Überführung der Wohnprojekte in eine eigene Gesellschaft vorsieht. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Projekte nun dauerhaft sichern. Alternative Wohn- und Lebensentwürfe gehören zu einer Stadt wie das Salz in der Suppe“, sagt Olaf Duge von der Grünen Bürgerschaftsfraktion.
Wohnprojekte Bestandteil in Stadtvierteln
Angesichts des Mangels an preiswerten Wohnungen und hoher Neubaukosten hat der Senat in den 1980er-Jahren das ABB-Programm zur finanziellen Förderung und Entwicklung alternativer Wohn- und Lebensformen eingeführt. Durch hohe Selbsthilfeleistungen im Altbaubestand sollte sozial benachteiligten Mietern in städtebaulichen Problemlagen preiswertes Wohnen ermöglicht werden. Heute seien viele der ABB-Wohnprojekte essenzieller Bestandteil gewachsener Stadtviertel geworden, heißt es in dem Antrag.
Dazu gehören beispielsweise der Bergedorfer Mohnhof, die Jägerpassage in St. Pauli, die „Fuhle777“ in Ohlsdorf oder die Wilhelmsburger Fährstraße. „Wir wollen auch weiterhin den Menschen Wege eröffnen, damit sie so leben können, wie sie es wollen – auch mal abseits der Konventionen“, so Grünen-Politiker Duge.
Projekte keine Verhandlungsmasse
Der Dachverband autonomer Wohnprojekte (DAW) steht den Plänen der rot-grünen Fraktionen jedoch kritisch gegenüber. In einer Stellungnahme des DAW heißt es: „Unsere Projekte sind keine Verhandlungsmasse. Sie werden nicht zur Bilanzverbesserung scheinprivater Konstrukte der Politik wie Steg oder Saga dienen.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf betont: „Ein sensibler Umgang mit den gewachsenen Rahmenbedingungen der Wohnprojekte ist uns sehr wichtig. Durch die neue Gesellschaft werden die Bewohner ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Sicherheit behalten. “